Das Schwebebahn-Komplott
Wupperwelle aus.
»Übrigens möchte ich nicht, dass etwas von der
Erpressung durchsickert. Absolutes Stillschweigen setze ich voraus.
Sie beide«, er deutete erst auf Heike, dann auf Stefan,
»Sie sind ab sofort zu Geheimnisträgern für den
Sender geworden.«
Er marschierte zu
seinem Schreibtisch und ließ sich in den Sessel sinken.
»Dass vorläufig eine strikte Nachrichtensperre besteht,
muss ich wohl nicht gesondert erwähnen.«
Stefan Seiler tauschte
einen raschen Blick mit Heike, welche mit den Augen rollte.
»Klar, was auch sonst. Aber im Hintergrund werden wir wohl
ermitteln dürfen?«, wagte sie einen zaghaften Versuch,
sich die Story nicht gänzlich entreißen zu
lassen.
»Natürlich
werden wir die Ersten sein, die nach Klärung des Falles
über die Geschichte berichten, aber bis dahin ...«
Eckhardt schüttelte den Kopf. »Niente. Das Einzige, was
ich anbieten kann, wäre, den Fall des ermordeten Spielberg
weiter zu verfolgen. Von mir aus können Sie das
übernehmen, Herr Seiler.«
Das war's also. Um ein
Haar hätte er einen wilden Fluch ausgestoßen, und auch
Heike stand kurz vor einem Vulkanausbruch. Ihr nettes Gesicht hatte
eine puterrote Färbung angenommen, kein gutes Zeichen
...
5.
Kapitel
Das ist doch zum
Mäusemelken!«
Heike hatte die
kleinen Hände zu Fäusten geballt. Wie eine Furie
durchquerte sie die Redaktion und scherte sich einen Teufel um die
zweifelnden Blicke der Kollegen. Wütend ließ sie sich an
ihrem Schreibtisch nieder und schaltete den Computer
ein.
Stefan war ihr
schweigend gefolgt und hockte sich jetzt auf die Schreibtischkante.
Er bedachte sie mit einem mitfühlenden Blick. Es war nicht
leicht für einen Journalisten, eine wirklich heiße Story
einfach so unter den Tisch fallen zu lassen - nur weil die Polizei
eine Nachrichtensperre verhängt hatte.
»Das Problem ist
die Zeit nach der Klärung des Falles«, überlegte
Stefan laut und nagte auf der Unterlippe. Heike blickte verwirrt zu
ihm auf und zog die Stirn in Falten.
»Nun, du glaubst
doch nicht, dass wir die Einzigen sein werden, die zu der
Pressekonferenz erscheinen, die es geben wird, wenn man den
Erpresser verhaftet hat, oder?« Stefan machte eine
wegwerfende Handbewegung.
»Es ist unsere
Story«, wetterte Heike mit zornesrotem Kopf.
»Eben«,
stimmte er zu. »Sobald etwas von der Geschichte nach
draußen sickert, werden sich die Pressefritzen wie die
Aasgeier darauf stürzen, nur, um uns eins
auszuwischen.«
»Oh
Scheiße.« Heikes Augen wurden groß, als sie zu
ihrem Freund und Kollegen aufblickte.
Stefan musterte sie
mit fragender Miene. »Ist was?«
»Ja - die
Pressekonferenz.«
»Die Erpresser
sind noch lange nicht gefasst«, beruhigte er sie und klopfte
ihr auf die Schulter.
»Sagtest du
Erpresser?«
Sie fuhren
herum.
Manfred Jordan, der
schlaksige Nachrichtenredakteur mit den verwaschenen Jeans war
unbemerkt an Heikes Schreibtisch getreten. Er grinste die beiden
breit über den Rand seiner Nickelbrille an und zupfte sich den
Vollbart.
»Sagte ich
Erpressung?« Stefan tauschte einen raschen Blick mit Heike,
die theatralisch die Schultern zuckte.
»Er muss sich
verhört haben«, stellte sie fest.
»Pressekonferenz. PRESSE- Konferenz«, buchstabierte sie
und kicherte. »Wer weiß, was du schon wieder verstanden
hast.«
»Als
Nachrichtenonkel dieses wunderschönen, sonnigen Morgens bin
ich natürlich für heiße Stories dankbar«,
versuchte Manfred es noch mal.
»Du bist ein
lieber Kerl«, murmelte Heike. »Und trotzdem solltest du
dir die Ohren waschen.«
»Schade.«
Jordan wandte sich zum Gehen. Er schmollte, dann deutete er auf
Heikes Monitor. »Gibt es Neuigkeiten im Fall des
Toten?«
Die blonde Redakteurin
schüttelte den Kopf. »Leider
nein.«
»Dann muss es
vorerst genügen, wenn du den Beitrag neu formulierst und
einige rhetorische Änderungen einbaust. Es ist nicht gut, wenn
die Leute jede Stunde denselben Beitrag in den Nachrichten
hören.«
»Aber die
PK«, wehrte sie sich. »Ich muss weg.«
»Das kann ich
doch erledigen«, schlug Stefan vor.
Jordan blickte ihn
überrascht an. »Du?«
Warum nicht?«
Stefan grinste. »Bin ich so hässlich, dass ich die
Redaktion nur nach Einbruch der Dunkelheit verlassen
darf?«
Der
Nachrichtenredakteur winkte ab. »Anstatt hier
rumzuhängen, solltest du längst in deinem Kugelporsche
sitzen und zum Präsidium knattern. Falls die Karre anspringt.
Wenn alles klappt, fahren wir eine Live-Reportage per Handy direkt
von der
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