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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Konferenz.«
    »Manchmal
überschlägst du dich, was deinen Arbeitseifer
angeht«, murmelte Stefan und glitt von Heikes
Schreibtischkante.
    »Aber ich kann
doch ...«, sagte sie.
    »Schon gut,
bleib hier und konzentriere dich auf das Wesentliche, während
ich mir das Gesülze im Präsidium reinziehen werde.«
Dann wandte Stefan sich an Manfred Jordan, der Anstalten machte, an
seinen Arbeitsplatz zu verschwinden. »Und du komischer Vogel,
nenn meinen Käfer nie wieder alte Karre. Damals baute man noch
richtige Autos, auf die man sich auch heute noch verlassen
kann.« Er winkte ab. »Wenn ich an den neumodischen
Elektrokram in den Autos heutzutage denke, wird mir übel.
Anfälligere Kisten gibt's doch gar nicht.«
    Jordan zog einen
Flunsch und trollte sich.
    »So«,
sagte Stefan dann zu Heike gewandt. Sie hatte sich ein wenig
beruhigt. »Ich werde mal sehen, ob ich ein Fass aufmachen
kann.«
    Sie nickte. »Du
bist ein Schatz.«
    »Ich
weiß.«
    *
    Als er Minuten
später, bewaffnet mit Notizblock, Diktiergerät und Handy,
in seinem Clemens saß und über die Bundesallee tuckerte,
bemerkte er ein eigenartiges Geräusch aus dem Heck des
Käfers. Zähneknirschend dachte Stefan an das
Gespräch mit Manfred Jordan. Der hatte seinen Käfer
beleidigt! Stefan Seiler identifizierte das Geräusch aus dem
Motorraum als klapperndes Ventil. Bei nächster Gelegenheit
musste er sich mit dem Wagen befassen. Es wurde höchste Zeit;
der Käfer brauchte wohl etwas Liebe - in Form von frischem
Öl, Zündkerzen und einer Schieblehre, mit der man die
Ventile justieren konnte. Mit Ach und Krach schaffte er es bis zum
Präsidium.
    Natürlich war er
nicht der Erste, der sich zur Pressekonferenz eingefunden hatte.
Stefan erkannte zahlreiche Vertreter der schreibenden Zunft,
traf auch einen Kollegen der Westdeutschen Zeitung. Von Grimm keine
Spur. Vermutlich hatte ihn sein Chefredakteur in den Innendienst
strafversetzt. Sogar ein Kamerateam der WDR-Lokalzeit war
angereist, um über den Toten in der Schwebebahn zu berichten.
Eine solche Sensation ließ sich keiner entgehen, und
unwillkürlich dachte Stefan an den Vergleich zwischen
Journalisten und Aasgeiern. Doch das gehörte zum
Geschäft. Nur schlechte Nachrichten waren gute Nachrichten.
Dass es sich um vom Polizeisprecher möglichst mediengerecht
aufbereitete Informationen handelte, schien keinen der Kollegen
sonderlich zu stören. Stefan wusste mehr, immerhin war die
Wupperwelle das erste Medium gewesen, das sozusagen live vom Tatort
über den toten Spielberg berichtet hatte. Heikes in der Nacht
gesprochener Beitrag war bereits am frühen Morgen über
den Äther gekommen und hatte eine Welle der Erschütterung
ausgelöst - war die Schwebebahn doch so etwas wie ein
Heiligtum für alle Wuppertaler. Eine ähnliche Stimmung
hatte Stefan am 12. April 1999 erlebt, als das Wahrzeichen in die
Wupper gestürzt war.
    Was Stefan nicht
verwunderte, war die Tatsache, dass keiner um Rolf Spielberg zu
trauern schien. Sehr beliebt war er offenbar nicht
gewesen.
    Im Presseraum des
Präsidiums an der Friedrich-Engels-Allee hatten sich alle
Beamten versammelt, die mehr oder weniger direkt mit dem Fall zu
tun hatten. Stefan erkannte neben Jürgen Küppers, dem
muskulösen Polizeisprecher, auch Kommissar Verdammt, der neben
dem durchtrainierten Küppers wie eine verarmte Witzfigur
wirkte. Der Leiter der Wuppertaler Mordkommission wirkte
nervös und übernächtigt. Vermutlich hatte Ulbricht
die Nacht im Büro verbracht. Etwas im Hintergrund hielt sich
Erika Meister, die Pressesprecherin der Stadtwerke. Stefan war
gespannt, ob sie den Erpressungsversuch auch nur andeutungsweise
erwähnen würde.
    Keine zehn Minuten
später nahmen die Vertreter der Polizei hinter dem
erhöhten Pult mit den Mikrofonen Platz. Es folgte eine fast
fünfminütige Begrüßungsansprache, bei der
Stefan die Ohren auf Durchzug schaltete. Dann kam man endlich auf
den toten Immobilienmakler zu sprechen. Nun spitzte er die Ohren,
ohne aber etwas Neues zu erfahren. Sogar Norbert Ulbricht hatte
sich zwischenzeitlich an die leise surrenden Fernsehkameras
gewöhnt. Man berichtete im Grunde das, was Stefan in der Nacht
schon von Heike erfahren hatte, ohne zu genau ins Detail zu gehen.
Hans Zoch, der Fahrer der betroffenen Schwebebahn, war, wie man
bekannt gab, beurlaubt. Der durchaus zuverlässige und
diensterfahrene Schwebebahnfahrer stehe nach wie vor unter Schock
und habe sich in ärztliche Behandlung begeben müssen.
Sülz, sülz.
    »Anzumerken

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