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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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geblendet, das
durch die hohen Fenster in den Raum eindrang. Schützend hielt
er die Hand vor die Augen. Erst als er sich an die Helligkeit
gewöhnt hatte, erkannte er, dass es sich unzweifelhaft um ein
Büro handelte.
    ›Bingo‹,
dachte er grinsend und betrat das lichtdurchflutete Zimmer. Das
Arbeitszimmer des toten Maklers wurde von einem mächtigen
Glasschreibtisch beherrscht, hinter dem sich der lederne Chefsessel
befand. Auch hier gab es eine dunkelrote Ledercouch, einen bequemen
Ohrensessel und eine Minibar. Neben einem protzigen Sekretär
aus dunkler Eiche erblickte Stefan einen hohen Aktenschrank, der
natürlich verschlossen war. Blieb noch der Schreibtisch. Einen
Augenblick lang spielte Stefan mit dem Gedanken, den Computer auf
dem Schreibtisch einzuschalten, um an Adressen und Namen von Kunden
und Freunden zu kommen. Vermutlich hatte Spielberg die Kiste mit
einem Passwort versehen. Somit konnte er sich die Mühe
schenken. Seufzend sank er in den Ledersessel und zog eine
Schublade im Designerschreibtisch auf. Ein Ständer mit
goldenen Kugelschreibern und Füllern, eine Kiste mit Zigarren,
ein Taschenrechner, ein goldener Brieföffner. Uninteressant.
Klappe zu.
    Im nächsten
Schubfach erblickte er Vertragsformulare, leider blanko:
Mietverträge und so weiter, das nutzte ihm ohne Adressen und
Namen reichlich wenig. Unter dem Stapel mit den Verträgen
entdeckte er ein Pornoheft. Grinsend betrachtete Stefan das Cover
und beförderte das Heft wieder ins Fach zurück. »So
ein kleines Ferkel«, murmelte er und machte sich an die
dritte und letzte Schublade. Auch hier hauptsächlich Papiere,
oft Formulare und Baupläne irgendwelcher Architekten, mit
denen der Makler zusammengearbeitet hatte. Ein Brief vom
Katasteramt, in dem Spielberg aufgefordert wurde, seine Bauvorhaben
darzulegen. Hatte er Schwierigkeiten mit der Stadt
gehabt?
    Unter der
Korrespondenz fand Stefan ein kleines, in Leder gebundenes Buch. Er
zog es hervor. Eifrig blätterte er darin herum. »Na
also«, murmelte er erleichtert vor sich hin und blickte auf.
Ein Knacken ließ ihn zusammenzucken. Er ließ das Buch
sinken und schaute zur Tür. Hatte er in der Halle ein
Geräusch gehört? Stefan hielt den Atem an. Nein, er
musste sich getäuscht haben. Das Haus war fast hundert Jahre
alt und bestand zu einem Großteil aus trockenem Gebälk.
Und Holz arbeitet nun mal und erzeugt eigenartige, knackende
Laute.
    »Hallo?«,
rief er in die Stille des Hauses. Zitterte seine Stimme?
Unsinn.
    Schließlich
wollte er nicht als Einbrecher dastehen, auch, wenn er sich
inzwischen ein wenig umgesehen hatte. Nichts rührte sich.
Stefan widmete sich wieder der kleinen Schreibkladde. »Ein
Notizbuch«, triumphierte er. »Mit Namen, Telefonnummern
und Adressen. Joker.« Eilig ließ er den Lederband in
der Innentasche seiner Jeansjacke verschwinden. Er hatte den
Schlüssel zum Geheimnis Rolf Spielberg. Mit dem Inhalt des
Buches würde er sich in der Redaktion befassen. Heike
würde staunen!
    *
    Heike staunte
nicht.
    Sie war entsetzt. Als
sie sich über den leblos daliegenden Zoch beugte, spürte
sie weder Atem noch Puls. Nervös fingerte sie am Handgelenk
des Schwebebahnfahrers herum und fluchte wütend.
    »Verdammt - wo
muss man noch mal den Puls fühlen?« Immer wieder warf
sie gehetzte Blicke über die Schulter, doch der unheimliche
Schütze war längst über alle Berge. Wohnte Zoch denn
alleine in diesem Haus? Wenn sie sich recht erinnerte, war er doch
verheiratet...
    Wo steckte seine Frau,
um Himmels Willen?
    Heike durfte keine
Zeit verlieren. Hätte sie doch nur einen Auffrischungskurs in
Erster Hilfe besucht! Oft genug hatte sie sich vorgenommen, die
erlernten Kenntnisse aus grauer Vorzeit einmal zu erneuern. Sie
überlegte, ob es sinnvoll war, den graumelierten
Schwebebahnfahrer in stabile Seitenlage zu verfrachten. Einmal mehr
suchte sie nach dem Puls von Hans Zoch.
Vergeblich.          
    Schwarze Punkte
tanzten vor ihren Augen. So sehr sie sich auch anstrengte, sie
spürte an Hans Zoch einfach keinen Herzschlag mehr.
    *
    »Eckhardt!?«
    »Sie sind der
Chef des Senders?«
    Michael Eckhardt
presste den Hörer fester ans Ohr und nickte, was der
Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung natürlich
nicht sehen konnte. »Ja, der bin ich«, murmelte er.
»Worum geht es?«
    Er verfluchte Frau
Berger, die Sekretärin, die mal wieder so einen
profilierungssüchtigen Hörer zu ihm durchgestellt hatte.
Er selber hatte sie angewiesen, solche Anrufe freundlich

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