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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Brand in der Loher Brücke gegeben.«
    Er kicherte und leerte
seine Flasche. »Ja«, nickte er. »Ich fand die
neue Station potthässlich, wenn Sie mich fragen. Der Charme
der alten Haltestellen ist verschwunden. Und nur wegen dem
Umbau.« Zoch winkte ab. »Design nennt man das wohl.
Behindertengerecht.« Er tippte sich gegen die
Stirn.
    Heike wunderte sich
über den Galgenhumor des Schwebebahnfahrers.
    »Hören
Sie«, sagte er und betrachtete sie eindringlich. »Ich
weiß nichts. Das habe ich auch schon der Polizei gesagt, und
nun möchte ich endlich in Ruhe gelassen
werden.«
    »Es heißt,
Sie kannten den Toten?«
    Er zuckte unmerklich
zusammen, dann schüttelte er energisch den Kopf. »Ich
kenne viele Leute. Warum ist das so wichtig?«
    Heike sah ein, dass es
keinen Zweck hatte, Zoch weiter zu bekneten. Sie erhob sich. Bevor
sie sich zum Gehen wandte, zog sie eine Visitenkarte mit dem
Radio-Logo der Wupperwelle hervor.
    »Hier«,
sagte sie und überreichte ihm das Kärtchen. »Rufen
Sie mich an, wenn Sie ein wenig zur Ruhe gekommen sind. Ich
verstehe natürlich, dass Sie unter Schock
stehen.«
    »Unsinn«,
wetterte Zoch und winkte ab.
    Heike spürte,
dass er nicht gerne zugab, wie nahe ihm der ermordete Fahrgast
ging.
    »Es ist mir
scheißegal, wer in meiner Bahn krepiert. Ich habe nur meine
Arbeit getan, und das tu' ich schon seit fast fünfzehn Jahren,
junge Frau. Nie ist etwas passiert. Und jetzt lassen Sie mich
alleine.«
    »Natürlich.«
Heike nickte ihm ein letztes Mal zu. »Entschuldigen Sie bitte
die Störung.« Die Reporterin spürte förmlich,
dass Hans Zoch mehr wusste, als er zugab. Aber sie konnte ihn nicht
zwingen zu reden. Er musste von alleine auf sie zukommen.
Eigentlich tat Zoch ihr sogar Leid. Als sie das
grüngestrichene Gartentor erreicht hatte, fiel ihr Blick auf
die verwaschenen Gartenzwerge im Rosenbeet. Die Reporterin fuhr
herum.
    »Sagen
Sie«, rief sie Zoch zu, »das Häuschen hier ist
traumhaft.«
    »Und?«
    »Verzeihen Sie
mir die Frage: Ist es abbezahlt?«
    Der Mann sprang
wütend auf, warf dabei die leere Bierflasche um, die neben der
Schaukel stand, und wollte ihr etwas zurufen. Sein Gesicht hatte
eine tiefrote Färbung angenommen, und Heike fürchtete,
dass Hans Zoch kurz vor einem Herzinfarkt stand. Plötzlich
wurde die idyllische Stille am Hammesberg von einem peitschenden
Knall durchschnitten.
    ›Ein
Schuss‹, durchzuckte es die Reporterin, während sie
sich instinktiv auf den Boden warf. Mit schreckgeweiteten Augen sah
sie, wie Zoch mit einem kehligen Schmerzensschrei auf den Lippen zu
Boden ging. Im Zeitlupentempo sackte er in sich zusammen, die Augen
weit aufgerissen. Zochs Arme zuckten, er fasste sich an den
Oberkörper, und im nächsten Moment erkannte Heike einen
tiefroten Blutfleck an seiner Schulter. »Oh nein«,
entfuhr es ihr, während sie zur Seite rollte. Der Schütze
hatte Zoch von hinten getroffen. Erst jetzt bemerkte sie, dass das
Gelände der Familie Zoch an einen nahen Wald grenzte. Der
Maschendrahtzaun stellte kein ernsthaftes Hindernis dar - ebenso
gut konnte der versierte Schütze durch das Drahtnetz auf Hans
Zoch gezielt haben. Jetzt erblickte sie eine dunkel gekleidete
Gestalt, die sich in einem halsbrecherischen Tempo in die
Büsche schlug. Äste knackten, jemand brüllte etwas,
dann kehrte Ruhe ein. Selbst wenn sie hinterher rannte - der Kerl
hatte einen riesigen Vorsprung. Heike hatte keine Chance. Also galt
es, sich um Zoch zu kümmern.
    Sie drückte den
Kopf in den Nacken.
    Der Schwebebahnfahrer
lag leblos auf der Seite. Heikes Herz pochte bis zum
Hals.
    War er -
tot?
    »Oh nein«,
stöhnte Heike.

9.
Kapitel
    Hallo?« Stefan
hielt die Luft an. »Ist hier jemand?«
    In der Halle erkannte
er die luxuriöse Einrichtung nur schemenhaft. Neben der
steilen Treppe, die in die oberen Stockwerke führte, befand
sich eine Ledercouch mit einem kleinen Beistelltisch. An den hohen
Wänden Textiltapeten und wuchtige Ölgemälde in
ebenso wuchtigen Rahmen.
    Stefan atmete tief
durch. »Hallo?« Nichts. Mit einem entschiedenen Ruck
schloss er die Haustür und wanderte durch die Halle der
verlassenen Villa. Tappte er in eine Falle?
    Er war auf alles
vorbereitet.
    Von der Halle aus
zweigten fünf oder sechs angrenzende Räume ab. So hatte
er die Qual der Wahl. Kurz entschlossen entschied Stefan sich
für die Tür, die ihm am nächsten lag. Als er deren
Klinke niederdrückte, sprang sie mit einem leisen Quietschen
auf. Sekundenlang war er vom grellen Sonnenlicht

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