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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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aber
bestimmt abzuwimmeln. Nun konnte er sich mit dem Irren
herumärgern. Als er nichts als rasselnden Atem vernahm,
runzelte Eckhardt die Stirn. »Hallo - sind Sie noch
dran?«
    »Klar,
Chef.« Der Anrufer kicherte. »Die blonde Reporterin ...
halten Sie sie lieber an der Leine - sie nervt und steckt ihre Nase
in Dinge, die sie nichts angehen. Solche Sachen sind tödlich.
Logo?« 
    »Nichts ist
logo«, erwiderte Eckhardt wütend. »Meine Leute
arbeiten hervorragend. Ihre Aufgabe ist es, sich um sämtliche
Belange der Stadt zu kümmern.«
    »Sie sollte
etwas vorsichtiger sein, sonst könnte die kleine Maus in die
Schusslinie geraten.« Wieder kicherte der Anrufer. Betrunken
klang er eigentlich nicht. Obwohl der Wuppertaler Dialekt nicht zu
überhören war, redete der Mann deutlich.
    »Soll das eine
Drohung sein?« Eckhardt atmete tief durch. »Wer sind
Sie überhaupt? Wie heißen Sie?«
    »Zu Frage eins:
Keine Drohung, nur eine Warnung. Wenn Ihnen das Leben der Blonden
lieb ist, dann lassen Sie sie den Wetterbericht lesen. Es ist zu
gefährlich, sie herumschnüffeln zu lassen.« Wieder
kicherte der Anrufer. »Trotzdem: Vielen Dank für die
Werbung. Die ganze Stadt soll erfahren, dass die Schwebebahn nicht
mehr das sicherste Verkehrsmittel der Welt ist. So lange nicht, bis
wir die fünfhunderttausend Mäuse haben.«
    ›Barmer
Platt‹, durchzuckte es Eckhardt. Der Anrufer kam eindeutig
aus Barmen. Oder war es doch der Elberfelder Dialekt?
    »Zu Frage
zwei«, fuhr der Unbekannte jetzt fort, »kann ich nur
sagen, dass mein Name nichts zur Sache tut. Ich spreche für die Bewegung
12. April, unsere Post müsste heute eingetroffen sein
...« Diesmal kicherte der Anrufer nicht. Sein monotones Atmen
schmerzte in Eckhardts Ohren. »Das kleine Feuer in der
Schwebebahnstation war eine letzte Warnung. Beim nächsten Mal
könnten Fahrgäste leiden.«
    »Was bezwecken
Sie mit... Ich meine, was ist mit der Übergabe? So schnell
kann ich unmöglich fünfhunderttausend Euro beschaffen.
Mann, das ist Wahnsinn. Sie sollten ...« Der dunkelhaarige
Chefredakteur der Wupperwelle hörte ein Knacken im Hörer:
das eindeutige Zeichen, dass der Anrufer die Verbindung
unterbrochen hatte.
    »Hallo?«,
versuchte er es dennoch.
    Stille.
    Verwirrt starrte
Michael Eckhardt auf den Hörer in seiner Hand, bevor auch er
auflegte. Dann barg er das Gesicht in den Händen. Er
überlegte, ob er die Stimme des Anrufers irgendwoher kenne.
Nein, der Kerl war ihm unbekannt. Erst der Erpresserbrief, und
jetzt der Anruf mit der Drohung, die sich eindeutig gegen Heike
Göbel richtete. Wohin sollte das nur führen?
    Es gab Anschläge
auf die Schwebebahn, es gab eine obskure Bande, die sich die
Bewegung 12. April nannte und rund siebzigtausend Menschen in
Gefahr brachte, die täglich die Schwebebahn nutzten. Eckhardt
bezweifelte plötzlich, dass es genüge, wenn in jeder Bahn
ein Polizeibeamter mitfuhr. Niemand hatte den Brand an der Loher
Brücke verhindern können. Noch immer wusste der
Chefredakteur der Wupperwelle nicht, wann die Geldübergabe
laufen sollte. Michael Eckhardt zuckte zusammen, als das Telefon
erneut anschlug. Verunsichert, fast ängstlich starrte er den
Apparat an. Bevor er abheben konnte, verstummte das
Klingeln.
    Dumm gelaufen. In
jeder Beziehung.
    *
    Eilig verschloss er
die Schubladen des Schreibtisches, erhob sich und achtete darauf,
dass der Chefsessel wieder so stand, wie er ihn vorgefunden hatte.
Dann machte Stefan, dass er aus dem Büro kam. Ein letztes Mal
blickte er über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass
alles so war, als wäre er nie hier gewesen. Er blickte auf den
wertvollen Stuck an den Wänden, bewunderte die perfekte
Synthese aus moderner Einrichtung und Antiquitäten in dem
Raum.
    »Oh, ich sehe,
wir haben Besuch.«
    Um ein Haar hätte
er sich vor Schreck in die Hose gemacht. Stefan fuhr herum und
blickte geradewegs in die matt glänzende Mündung einer
Pistole.
    »Darf ich
erfahren, wer uns die Ehre gibt?«
    Nur mühsam konnte
Stefan sich vom faszinierenden Anblick der Schusswaffe lösen.
Mit roboterhaften Bewegungen ruckte sein Kopf hoch. Seine Augen
weiteten sich, als er die Person erkannte, die ihn mit der Pistole
bedrohte. Das konnte nicht wahr sein!
    Der Mann war
untersetzt, hatte welliges, dunkles Haar und ergraute
Schläfen, trug einen modischen Sommeranzug und eine Rolex am
Armgelenk. Die Haut hatte einen braunen Teint - vermutlich von der
Sonnenbank. Das Einzige, was das Bild vom wohlhabenden Mann
störte,

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