Das Schwebebahn-Komplott
so
nebensächlich wie möglich weiter.
»Jemand von den
Schwebebahnern?« Klaus schüttelte entschieden den Kopf,
dann lachte er amüsiert. »Unsinn. Niemand von unseren
Leuten würde der Bahn eins auswischen wollen.« Er
kicherte und schüttelte den fleischigen Schädel.
»Warum auch?«
»Hmm«,
machte Stefan und dachte angestrengt nach. »Ja, warum
auch?« Er saß an einem Puzzle, hielt die Teile in den
Händen und war einfach nicht in der Lage, sie zu einem
kompletten Bild zusammenzufügen.
»Weißt du
die Einstelldaten deines Käfers aus dem Kopf?«,
wechselte Klaus jetzt das Thema und klang wieder
versöhnlicher. ›Schwebebahner sind ein eigenes
Völkchen‹, hatte Tabert dem Reporter gesagt.
›Die lassen nichts auf ihre Bahn kommen.‹ Nun ja. So
schenkte er dem Gastgeber ein breites Grinsen.
»Zündzeitpunkt, Schließwinkel der Kontakte und so
weiter?«
Kopfschütteln.
»Ehrlich gesagt - nein.«
Käfer-Klaus
schlug ihm auf die Schulter. »Sei froh, dass du mich hast,
Mann. Ich habe alle Einstelldaten in einem Reparaturleitfaden. Ich
kann dir die für deinen Motor aufschreiben.« Er grinste
jovial und erhob sich schwerfällig.
»Warte«,
rief Stefan. Er warf Heike einen viel sagenden Blick zu und folgte
ihm ins Dämmerlicht der Gartenlaube. »Darf ich mir die
Zahlen selber notieren? Auf der alten Adler?«
»Klar - warum
nicht?« Klaus wälzte einen ölverschmierten Einband,
auf dessen Deckblatt ein großes VW-Emblem prangte.
»Hier hab
ich's.« Klaus reichte ihm ein Blatt Papier. Stefan zog es in
die antike Schreibmaschine ein und schob den Wagen zurück.
Klaus nannte ihm die Daten, und der Reporter schrieb. Er hoffte,
dass Klaus ihm die fiebrige Aufregung nicht anmerkte, die ihn
gepackt hatte ...
26.
Kapitel
Und: Woher kennst du
Klaus?«
Heike zuckte mit den
Schultern, während sie wieder zum Käfer
gingen.
Stefan hatte Klaus
versprochen, ihm die Einstelllampe spätestens in zwei Tagen
zurückzubringen.
Heike war sich
völlig unsicher: »Keine Ahnung. Es ist fast wie ein
Déjâ-vu-Erlebnis. Man kennt jemanden, fühlt sich
zu ihm hingezogen, und weiß nicht, warum.« Sie
schnaubte.
Jetzt musste Stefan
doch lachen. »Hingezogen? Zu einem Bär wie Klaus? Heike,
du wirst mir unheimlich.« Theatralisch fühlte er an
ihrer Stirn nach
Fieber.
»Du bist ein
Idiot, Stefan Seiler«, stellte sie fest und ergriff seine
Hand, um sie an ihre Wange zu ziehen. Sie blickte ihm tief in die
Augen. Stefan legte den Arm um ihre Taille, zog sie näher zu
sich heran, strich ihr liebevoll eine widerspenstige
Haarsträhne aus der Stirn. So nahe waren sie sich schon lange
nicht mehr gewesen. Stefan atmete ihr Parfüm ein, fühlte
ihre Wärme, genoss ihre Nähe. Sein Herz schlug schneller,
in seinem Bauch kribbelte etwas. Er beugte sich tief zu ihr herab,
und als sich ihre Lippen berührten, glaubte Stefan, winzige,
angenehme Stromschläge zu spüren. Zärtlich strichen
Heikes Hände über seinen Rücken, als sie sich im
nächsten Augenblick unerwartet plötzlich von ihm
löste.
»Er fährt
einen Käfer?«, fragte sie unvermittelt.
»Ja«,
seufzte Stefan. »Aber spielt das jetzt eine
Rolle?«
»Sicher.«
Heike trat einen halben Schritt zurück und stemmte trotzig die
Hände in die Hüften. »Und ob das eine Rolle spielt.
Jetzt weiß ich nämlich, wo ich diesen Klaus schon mal
gesehen habe.«
»Und: Darf man
erfahren, wo?« Bezeichnend rollte Stefan mit den Augen,
ergriff ihre Hand und marschierte weiter zum Wagen. In der Bremer
Straße war Parkraum wegen des benachbarten Krankenhauses knapp
bemessen, und entsprechend weit mussten sie laufen.
»Ich habe ihn am
Loh getroffen, unmittelbar nachdem dort das Feuer ausgebrochen
war«, murmelte Heike.
»Bitte?«
Stefan blieb wie angewurzelt stehen. »Beim Brand der
Schwebebahnstation? Bist du ganz sicher?«
Das Puzzle war
komplett.
»Natürlich.
Jetzt weiß ich es ganz genau. Um ein Haar hätte er mich
mit seinem Käfer über den Haufen gefahren. Ich hatte erst
gedacht, du seiest nachgekommen, um dir die Rosinen aus dem Kuchen
zu picken und hatte schon eine Schimpfkanonade parat. Dann sah ich,
dass es sich bei dem Fahrer um einen bärtigen Hünen mit
Lederjacke und langen Haaren handelte. Er gab an, die Straße
benutzen zu müssen, da er dringend zur Arbeit müsse.
Außerdem interessierte er sich auffallend für das Feuer
in der Haltestelle.«
»Das ist ein
Hammer.« Stefan scharrte mit dem Fuß im Staub der
Straße, kickte gedankenverloren winzige
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