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Das Schwebebahn-Komplott

Das Schwebebahn-Komplott

Titel: Das Schwebebahn-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Stadtwerke
erpressen. Genaueres erfahren Sie hier bei uns. Inzwischen hat es
einen Bekenneranruf hier in unserer Redaktion gegeben, den wir
Ihnen natürlich nicht vorenthalten werden. Möglicherweise
erkennt jemand der Hörer die Stimme und kann uns einen Hinweis
geben, der zur Ergreifung des Täters führt. Hier nun der
Mitschnitt des Anrufes.«
    »Sie wissen, wer
hier spricht. Der kleine Anschlag auf die Bahn war nur eine
Warnung. Wer die Bewegung 12. April zum Narren hält, muss
damit rechnen, dass schlimmere Dinge geschehen werden. Bei einer
neuen Lösegeldübergabe, die durch schlaue Polizisten in
den Sand gesetzt wird, wird es Tote geben, davon können alle
Wuppertaler ausgehen.«
    »Personen, die
die elektronisch nur leicht verzerrte Stimme kennen, können
sich entweder direkt bei uns in der Redaktion melden oder wenden
sich bitte an folgende Rufnummer im Polizeipräsidium
...«          
    Karin Dahl, die diese
Meldung über den Äther brachte, nannte die Durchwahl von
Kommissar Ulbricht, dann ging man zum laufenden Programm des
Senders über. Niemand dort draußen an den Geräten
ahnte auch nur im Entferntesten, wer hinter der Erpressung steckte,
und das war sein Vorteil.
    *
    Selbstzufrieden
schaltete er das alte Radio ab, leerte seine Flasche und trat ins
Freie. Ein teuflisches Grinsen huschte um seine Mundwinkel. Er
hatte es nicht geschafft, an die halbe Million zu kommen. Diesmal hatten
sie ihn geleimt. Nun, er würde allen in der Stadt beibringen,
ihn ernst zu nehmen.
    Er würde sie
lehren, ihn zu respektieren.
    *
    »Grüß
dich, alter Schrauber.« Stefan drückte ihm die Hand.
»Nett hast du's hier, Mann.« Er machte eine ausladende
Armbewegung, mit der er den ganzen Garten und das kleine Haus in
seine Beurteilung einbezog. Jetzt deutete er auf seine Begleitung.
»Das hier ist Heike, meine Freundin.«
    »Schön.«
Käfer-Klaus musterte die blonde Reporterin lange und
nachdenklich. Das Funkeln in seinen Augen blieb Stefan nicht
verborgen. Auch Heikes Blicke ruhten auf ihm. Etwas zu lange, wie
Stefan fand. Scheinbar hatte auch sie ihn erkannt - wann und wo
mochten sie sich schon mal begegnet sein? Stefan beschloss, Heike
später danach zu fragen.
    »Du kommst wegen
dem Werkzeug?«, riss ihn seine tiefe Stimme aus den
Gedanken.
    »Nein, wegen
eines kalten Biers.«
    Ihr Gastgeber kicherte
und rückte den Besuchern eifrig die Stapelstühle zurecht,
die auf der Terrasse standen. Immer wieder musterte er Heike. Klaus
brachte Stefan ein Bier und reichte Heike eine Cola, dann bedeutete
er dem Freund, ihm in das kleine Gartenhäuschen zu folgen. Es
gab alles, was man in einer Gartenlaube nicht vermutete. Zahllose
Werkzeugkisten, Wagenheber und Unterstellböcke in allen
Größen und Variationen, in einer Nische stand sogar ein
kompletter Motortester, wie ihn nur die Werkstatt hatte. Stefan
staunte Bauklötze. Bierkästen stapelten sich in einer
Ecke, und Käfer-Klaus war an der gegenüberliegenden Wand
beschäftigt. Sein Oberkörper hing im
Spülenunterschrank einer Einbauküche. In
Küchenschränken ließen sich wohl auch
vorzüglich Werkzeuge unterbringen. Achtlos warf er eine
abgewetzte Werkzeugtasche hinter sich. Die
eisernen Verschlüsse sprangen auf, und dann ergoss sich der
Inhalt der Tasche auf dem Boden der Laube. Stefan sah Schalter,
Kabelrollen, Klemmen und Stecker aller Arten. Auch einige Zangen
und Elektroschraubendreher kullerten über den Fußboden.
Klaus stieß einen Fluch aus, befreite sich aus seinem
seltsamen Versteck und machte, dass er den Inhalt der alten Tasche
wieder verstaute. Sekunden später war er wieder im
Spülschrank verschwunden.
    »Du warst
gestern schon mal hier?«, fragte er jetzt, während er
mit dem Werkzeug hantierte, den Kopf noch immer in den Tiefen des
Schrankes verborgen.
    »Ja - aber woher
...« Stefan nickte. »Klar, dein Nachbar hat mich
verraten.«
    »Und dir meine
Lebensgeschichte erzählt, was?« Klaus
kicherte.
    »Nun...«
    »Ich kenne ihn
lange genug. Der Alte ist nicht zu
unterschätzen.«
    »Er steht
scheinbar auf hübsche Frauen. Von deiner Ex schien er
jedenfalls recht angetan zu sein.« Sein Blick glitt nach
draußen zu Heike, die sich in der Sonne aalte, mit
geschlossenen Augen die langen Beine von sich streckte und hoffte,
etwas Bräune abzubekommen, während er hier mit
Käfer-Klaus Fachgespräche führte.
    »Der Tabbert ist
ein alter, geiler Sack«, dröhnte Klaus. »Aber um
mit einem Weibsbild was anfangen zu können, ist er zu
alt.«

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