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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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ihm hierher und half mit, während er seine Aufgaben erledigte. Ich hatte einen kleinen Anteil – und viele Spreißel – an den Nebengebäuden, der Laube und natürlich dem jetzigen Stall, der bei Ihnen so beliebt ist.«
    Er warf ihr einen vielsagenden Blick zu, aber sie schaute schnell zur Seite.
    Er seufzte. »Dann starb Matthews und ich kam auf die Schule und dieser Raum wurde kaum mehr genutzt.«
    »Er sieht nicht verwaist aus.«
    »Ich habe ihn ausgeräumt und repariert.« Er nahm einen Hobel in die Hand und fing an, ihn über ein blasses Holzstück zu führen. »Matthews Werkzeuge sind noch da … für einen Mann wie mich ist das wie ein vergrabener Schatz.«
    »Was haben Sie gerade in Arbeit?«
    Er zuckte die Achseln. »Weihnachtsgeschenke. Einen Cricketschläger für Andrew. Bauklötze für Alexander. Allerdings sind anscheinend ein paar davon verschwunden.« Er deutete mit einem Nicken auf den verhüllten Gegenstand. »Und etwas für Audrey. Ich versuche es auf jeden Fall. Das muss unser Geheimnis bleiben, wenn ich darum bitten darf, denn ich bin furchtbar aus der Übung und möchte die Kinder nicht enttäuschen, falls das alles nichts wird.«
    Noch ein Geheimnis zum Bewahren … Sie schaute interessiert auf das verhüllte Objekt. »Darf ich wenigstens mal spicken?«
    Er war schon drauf und dran, den Kopf zu schütteln, als er innehielt und sie mit einem Funkeln in seinen blauen Augen betrachtete. »Wissen Sie was, ich könnte eine Komplizin brauchen.«
    »Eine Komplizin?«, fragte sie schärfer als beabsichtigt, weil sie eine Anspielung auf ihr »Vergehen« vermutete.
    Er hob bittend eine Hand. »Schlechte Wortwahl. Aber … Sie waren doch auch einmal ein kleines Mädchen, oder?«
    »Das sollte ich meinen, ja.« Ein Fünkchen Aufregung machte sich in ihrer Brust breit.
    »Und Sie können nähen?«
    Ihre Begeisterung ließ abrupt nach. »Sie wollen, dass ich etwas nähe ?«
    »Vergessen Sie es einfach.«
    Sie seufzte. »Bitte entschuldigen Sie. Es ist nur so, dass ich an den meisten Abenden ohnehin schon ziemlich viel zu nähen habe, wenn ich Becky helfe, die Kleider der Kinder in Ordnung zu halten – besonders Andrews Socken und die Knie seiner Hosen. Aber wenn ich etwas für Sie flicken soll …«
    »Nein, Sie sollen nichts flicken, sondern etwas nähen.«
    »Was denn?« Sie schaute auf den Stuhl in der Ecke. »Ein Kissen für Ihren Stuhl oder …«
    Er folgte ihrem Blick. »Ein guter Gedanke. Aber nicht für diesen Stuhl.« Er deutete mit Zeigefinger und Daumen eine Länge von zweieinhalb Zentimetern an. »Könnten Sie eines nähen, das ungefähr so groß ist?«
    Sie machte eine zweifelnde Miene. »Für eine Maus?«
    Er legte den Kopf auf die Seite. »Sie enttäuschen mich, Miss Keene.« Seine blauen Augen glitzerten, als er das Tuch von dem großen Gegenstand auf dem Arbeitstisch zog. »Haben Sie denn gar keine Fantasie?«
    Es kam ein dreistöckiges Puppenhaus zum Vorschein, das maßstabgetreue Modell eines Herrenhauses, das sehr nach Brightwell Court aussah. Olivia holte erstaunt Luft. » Sie haben das gebaut?«
    »Ihr Vertrauen in meine Fähigkeiten verblüfft mich.«
    »Es ist großartig, wirklich.«
    »Meinen Sie, es wird Audrey gefallen?«
    »Wie könnte es anders sein?«, antwortete Olivia, obwohl sie sich insgeheim fragte, ob Audrey nicht langsam zu alt wurde, um mit Puppen zu spielen. Trotzdem vermutete sie, dass jedes Mädchen von einem solchen Geschenk hingerissen wäre.
    Sie zog eine Zeichnung hervor, die ein Stückchen unter dem Haus hervorstand, und entfaltete das dicke Papier, um es vollständig zu betrachten – es war eine detaillierte Zeichnung des Puppenhauses mit Maßen für die Umrechnung. »Und das haben Sie auch gezeichnet?«
    »Ja. Also … sind Sie dabei?«
    Sie konnte die Augen kaum von dem eindrucksvoll gezeichneten Plan abwenden. »Hmm?«
    »Helfen Sie mir, einige Gardinen, Kissen, Bettdecken und solche Dinge anzufertigen?«
    Sie schaute zu ihm hoch, verwundert und gerührt, dass er bereit war, so viel Zeit zu investieren, um Kindern eine Freude zu machen, die nicht seine eigenen waren. »Mit Vergnügen, Mylord.«
    Er lächelte auf sie herunter und bekam einen weichen Zug um den Mund, während sein Blick an ihren Lippen zu hängen schien. Sie holte tief Luft und wandte sich dem Puppenhaus zu. »Hier ist das Kinderzimmer«, sagte sie schnell. »Aber Sie haben mein Zimmer nicht mit aufgenommen, obwohl Sie schon einmal dort waren.« Ihre Wangen erhitzten sich, als ihr bewusst

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