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Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Das Schweigen der Miss Keene (German Edition)

Titel: Das Schweigen der Miss Keene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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benutzen wir nicht mehr, seit die Sattelkammer angebaut wurde.«
    Olivia trat in den dunklen Raum und erwartete, dass Johnny die Tür von außen schließen würde. Stattdessen folgte er ihr und zog die Tür hinter seinen Rücken zu.
    Plötzlich fühlte sie sich unwohl. Sie trat einen Schritt auf die Tür zu, doch er bewegte sich ebenfalls und stellte sich ihr in den Weg.
    »Sie sind wirklich erstklassig«, flüsterte er und umschlang ihre Taille. »Eine echte Schönheit.«
    Olivia versuchte, sich von seinen Händen zu befreien. Sein Griff blieb fest. Im dünnen Lichtstrahl, der durch die Ritzen in der Wand fiel, sah sie, dass er sein Gesicht zu ihrem beugte. Sie drehte den Kopf weg, sodass seine feuchten Lippen nur ihre Wange und ihr Ohr streiften.
    »Livie!«, rief Andrew von irgendwo in der Nähe. »Kommen Sie heraus, kommen Sie heraus, wo Sie auch sind!«
    Olivia schubste Johnny mit aller Kraft von sich, eilte zur Tür hinaus, durch den Stall und in den Hof. Als das helle Sonnenlicht sie traf, kniff sie die Augen zusammen. Einen Moment später konnte sie wieder sehen, aber sie fürchtete sich vor dem, was sie sah.
    Mrs Hinkley.
    Die Haushälterin musterte abschätzig ihr brennendes Gesicht.
    Olivia wandte den Blick als Erste ab.
    Andrew, der nichts von der peinlichen Szene gemerkt hatte, erklärte: »Mrs Hinkley ist hergekommen, weil sie etwas von Ihnen wollte, deshalb hab ich ihr gesagt, sie kann mir helfen, Sie zu finden.«
    »Ich weiß Ihre Unterstützung sehr zu schätzen, Master Andrew«, bemerkte Mrs Hinkley trocken.
    Johnny trat aus dem dämmrigen Stall. Olivia warf einen Blick auf ihn, dann auf Mrs Hinkley. Die ältere Frau schaute von einem zum anderen. Olivia wusste, dass der scharfsinnigen Haushälterin ihre schuldbewussten Mienen nicht entgehen konnten.
    »Darf ich Sie von Ihrem Spiel wegholen, Miss Livie?«, fragte sie völlig unbewegt und gelassen. »Lord Bradley würde gern ein Wort mit Ihnen wechseln.«
    Olivia schluckte, aber der ängstliche Klumpen schien in ihrer Kehle festzuhängen, als sie Mrs Hinkley schweigend folgte.
    Lord Bradley saß hinter seinem Schreibtisch. Er trug eine blaue Jacke und eine weiße Krawatte, sein goldenes Haar war ordentlich nach vorn gebürstet. Seine ausgeprägten Gesichtszüge waren starr, seine hellblauen Augen unverwandt auf Olivia gerichtet.
    Sobald Mrs Hinkley die Tür des Studierzimmers hinter sich geschlossen hatte und ihre Fußtritte den Gang hinunter verklungen waren, sagte Olivia steif: »Sie wollten mich sehen?«
    »Ja. Bitte setzen Sie sich.« Lord Bradleys Stimme war förmlich und fest. Er verschränkte seine langen Finger auf dem polierten Schreibtisch. »Ich habe von Ihren jüngsten Aktivitäten gehört und muss sagen, dass ich erstaunt bin.«
    »Es war nichts, wirklich nicht«, stammelte sie und ihre Wangen liefen rot an bei dem Gedanken, beim Verlassen der Kammer mit dem Stallknecht ertappt worden zu sein. »Es ist nichts passiert.«
    »Nichts? Aber, aber, Miss Keene, die ganze Dienerschaft spricht davon. Ja, ich selbst bin Zeuge davon geworden, als ich heute Morgen aus eben jenem Fenster schaute.«
    Olivias Herz sank. »Tatsächlich?«
    »Oh ja. Mrs Howe ist sehr beeindruckt und ich muss sagen, ich bin es auch.« Er hielt inne. »Ich merke, es ist Ihnen unangenehm.« Sein Ton wurde weicher und auch der Blick, der auf ihr ruhte. »Ich habe Sie einfach nur hergebeten, um Ihnen zu danken, dass Sie sich hervorragend um die Kinder kümmern – weit über die Pflichten eines zweiten Kindermädchens hinaus. Ich weiß das sehr zu schätzen, zumal sie derzeit keine Gouvernante haben.« Er nahm einen Brief von seinem Schreibtisch und gab ihn ihr. »Und das hier wollte ich Ihnen geben.«
    Der Brief war an sie adressiert und es überraschte sie, dass das Siegel nicht aufgebrochen war – er hatte ihn nicht gelesen. Sie entfaltete das Blatt und überflog den Inhalt. Der kurze Brief war mit der arthritischen Schrift einer alten Frau geschrieben.
Miss Keene,
wir haben zurzeit nicht die Absicht, jemand einzustellen. Es war auch niemand hier, um sich nach Ihnen zu erkundigen.
Hochachtungsvoll,
Miss Kirby, Inhaberin der Mädchenschule St. Aldwyns
    Die kurz gefasste Antwort enthielt weder eine herzliche Erinnerung noch irgendeine Art der Anerkennung einer früheren Bekanntschaft mit ihrer Mutter. Hatte ihre Mutter die Beziehung überbewertet?
    »Ein Angebot für eine Anstellung?«, fragte er scheinbar unbeteiligt.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und hat man Ihrer Mutter

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