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Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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worden ist. Er mag Sie.«
    »Ich mag ihn auch. Aber ich mußte es wissen.« Sie wandte sich zum Gehen. »Ich muß duschen und mich umziehen. Tania holt mich in einer Stunde ab und nimmt mich dann mit zu Joel.«
    Entlassen. Er war ihr nicht länger von Nutzen, also durfte er gehen. Er stellte fest, daß er eine Mischung aus Verärgerung und Belustigung empfand. Aber so leicht ließ ihn niemand stehen.
    »Sie ziehen zu Joel? Das hat er mir gar nicht erzählt.«
    »Nur für ein paar Tage.«
    Und dann würde sie nach Bellevigne fliegen, wo Maritz sie bestimmt schon erwartete. »Können Sie schießen? «
    »Nein.«
    »Können Sie mit einem Messer umgehen? «
    »Nein.«
    »Karate? Tae-Kwon-Do? «
    »Nein.« Mit blitzenden Augen fuhr sie zu ihm herum.
    »Versuchen Sie, mir das Gefühl zu vermitteln, unzulänglich zu sein? Ich weiß, daß ich unzulänglich bin. Als ich mit Maritz gerungen habe, mußte ich eine gottverdammte Lampe nach ihm werfen. Nie zuvor in meinem Leben habe ich mich derart hilflos gefühlt. Als wir auf dem Balkon gekämpft haben, hat er mich ohne Probleme überwältigt und über die Brüstung gehievt. Aber  jetzt hätte er schon größere Schwierigkeiten damit. Ich werde täglich kräftiger. Und wenn Stärke allein nicht reicht, dann werde ich eben lernen, was ich lernen muss.«
    »Aber nicht von mir«, stellte er grimmig fest.
    »Dann finde ich eben jemand anderen.«
    »Eigentlich wollte ich nicht sagen, daß Sie sich in eine Art Ein-Frau-Kommando verwandeln sollen. Ich habe lediglich versucht, Ihnen klarzumachen, wie machtlos Sie Gardeaux gegenüber sind.«
    »Das haben Sie mir klargemacht. Keine Angst, ich werde Sie nicht noch einmal um etwas bitten.« Abermals wandte sie sich ab, doch dann blieb sie stehen. »Außer um eins. Wissen Sie, wo meine Tochter und mein Mann begraben sind? «
    »Ja, ich glaube, die Mutter Ihres Mannes wollte, daß die sterblichen Überreste an seinen Geburtsort in Des Moines, Iowa, zurückgebracht werden.«
    »Jill auch? «
    »Ja. Sie wirken überrascht.«
    »Edna Calder hat Jill nie geliebt. Richard war ihr Leben, und für jemand anderen gab es darin keinen Platz.«
    »Noch nicht einmal für Sie? «
    »Vor allem nicht für mich.« Sie machte eine Pause. »Wissen Sie, auf welchem Friedhof sie...« Sie brach ab und fing noch einmal an. »Ich will die Gräber sehen. Wissen Sie, wo sie sind?«
    »Ich kann es herausfinden«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist.«
    »Es ist mir egal, was Sie denken«, entgegnete sie
    leidenschaftlich. »Das ist allein meine Sache. Ich hatte keine Möglichkeit, mich von ihnen zu verabschieden, und bevor ich irgendetwas anderes mache, muß ich das tun.«
    Er musterte sie. »Dann tun wir es.« Er wandte sich ab. »Ziehen Sie sich an. Ich werde die Flüge reservieren und Joel sagen, daß  ich Sie morgen früh bei Tania abliefere.«
    Sie starrte ihn an. Sein plötzliches Einverständnis brachte sie aus dem Gleichgewicht. »Jetzt sofort? «
    »Des Moines ist nur einen Katzensprung von hier entfernt. Sie haben gesagt, Sie müssen die Gräber sehen.«
    »Aber Sie brauchen mich nicht zu begleiten.«
    »Nein, das brauche ich nicht, nicht wahr? « Er ging den Korridor hinauf. »Ich muß noch ein paar Telefonanrufe erledigen. In einer Stunde hole ich Sie ab.«
    Peaceful Gardens, Friedvolle Gärten.
    Das verschnörkelte Schild bildete einen Bogen zwischen den steinernen Stützpfeilern links und rechts des Friedhofseingangs.
    Warum trat man, wenn man auf einen Friedhof kam, immer unter einem Bogen hindurch? fragte sich Nell. Wahrscheinlich, damit man sich an die perlenbesetzte Pforte erinnerte, durch die man angeblich in den Himmel kam.
    »Alles in Ordnung? « fragte Nicholas, während er den Mietwagen durch das Tor lenkte.
    »Ja.« Es war eine Lüge. Sie hatte gewußt, daß sie es tun mußte und hatte auf das rechtzeitige Einsetzen einer inneren Taubheit gehofft, die nicht gekommen war. Nun hatte sie das Gefühl, in einem ihrer Alpträume gefangen zu sein. Roh. Gräßlich.
    Unentrinnbar.
    Er brachte den Wagen neben dem Pförtnerhäuschen zum Stehen.
    »Warten Sie hier. Ich bin sofort zurück.«
    Er würde fragen, wo die Gräber lagen. Jill.
    Er kam zum Wagen zurück. »Gleich hinter dem Hü gel.«
    Ein paar Minuten später führte er sie zwischen den Grabreihen hindurch, und vor einem Bronzestein blieb er stehen. »Hier.«
    Jill Meredith Calder.
    Auf, auf, auf , in den blauen Himmel hinauf...
    Tanek griff nach Nells Ellbogen, als

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