Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schweigen der Schwaene

Das Schweigen der Schwaene

Titel: Das Schweigen der Schwaene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
Vom Netzwerk:
Ableben nicht schlucken würde und daß er darauf kommen würde, daß es eine Verbindung zwischen St. Joseph's und deiner Klinik in Woodsdale gibt. Also habe ich Junot gesagt, daß er ihn nicht aufhalten soll, wenn er eines Tages dort erscheint.«
    »Warum, verdammt? «
    »Wir hatten mehr zu verlieren als zu gewinnen. Sie war fit genug, um eine Befragung zu überstehen, und Kabler hat den Instinkt eines Bluthundes. Hat er erst mal eine Spur, dann gibt er nicht eher auf, als bis es für sein Opfer keinen Ausweg mehr gibt. Und indem wir ihn durch Junots Sicherheitskontrolle gelassen haben, haben wir ihm das Gefühl gegeben, daß er alles
    unter Kontrolle hat. Er hat Nell gestellt und gekriegt, was er wollte. Ich bin sicher, daß er sie von nun an in Ruhe lassen wird.«
    »Und was, wenn er beschlossen hätte, sie mitzunehmen? «
    »Dann hätten Phil und Junot ihn daran gehindert.« Nicho las Ton war sanft. »Natürlich äußerst diskret.«
    »Natürlich«, pflichtete Joel ihm sarkastisch bei. »Und wahrscheinlich ist dir einfach nicht der Gedanke gekommen, mich in deine Pläne einzuweihen. Schließlich sind es ja nur meine Klinik und mein Sicherheitspersonal.«
    »Warum hättest du dir unnötige Sorgen machen sollen?
    Vielleicht wäre er ja gar nicht aufgetaucht. Vielleicht hätte er ja die Geschichte von Nells Tod akzeptiert. Außerdem war Junot am Boden zerstört, weil er so tun mußte, als wäre sein Kontrollsystem lückenhaft. Also nehme ich, edel wie ich nun einmal bin, die ganze Schuld auf mich.«
    Joel stieß ein verächtliches Schnauben aus.
    »Und ich weigere mich, mir noch länger anzuhören, wie du die Ehrenhaftigkeit meiner Motive in Zweifel ziehst«, sagte Nicholas. »Ich lege jetzt auf. In drei Tagen bin ich da.«

6. Kapitel
    Als Nicholas in der Klinik ankam, war Nell nicht in ihrem Zimmer.
    »Sie ist im Fitneßraum«, sagte Joel hinter ihm. »Komm, ich bringe dich hin.«
    Nicholas drehte sich zu ihm um. »Ich dachte, sie würde heute entlassen. Habe ich mich vielleicht im Tag geirrt? «
    »Ich habe ihr gesagt, daß ich sie erst um die Mittagszeit gehen lasse, und sie vergeudet bestimmt nicht den ganzen Vormittag hier oben, wenn sie trainieren kann. Der Fitneßraum ist nicht mehr so viel benutzt worden, seit die russische Turnerin bei uns war.«
    Nicholas folgte ihm. »Wie geht es ihr? «
    »Körperlich könnte sie nicht fitter sein. Und psychisch...«
    »Ja? «
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie benimmt sich vollkommen normal. Hin und wieder macht sie sogar einen kleinen Scherz.
    Falls sie depressive Phasen hat, dann behält sie das für sich.«
    »Sie spricht noch nicht einmal mit Tania darüber, wie es ihr geht? Du hast doch gesagt, die beiden stünden einander sehr nahe? «
    »Soweit ich weiß, hat sie sich noch nicht einmal ihr anvertraut.«
    »Du fürchtest also, daß sie alles für sich behält? «
    »Ganz bestimmt sogar, aber ich kann einfach nichts dagegen tun. Wir müssen eben einfach hoffen, daß sie nicht im falschen Augenblick zusammenbricht.« Er sah Nicholas an. »Aber du hast mein Werk ja noch gar nicht gesehen. Ich denke, es wird dir gefallen.«
    »Ich weiß, daß es das wird. Bisher war die Arbeit, die du  geleistet hast, immer gut.«
    »Aber Tania sagt, daß Nell einfach außergewöhnlich geworden ist. Natürlich gratuliert sie mit dieser Feststellung vor allem sich selbst.« Er öffnete die Tür zum Fitneßraum. »Sie hat mir die Blaupause gemacht.«
    Nell war allein in dem höhlenartigen Raum. Da sie an der Sprossenwand an der gegenüberliegenden Wand mit
    Klimmzügen beschäftigt war, hatte sie ihnen den Rücken zugewandt. Sie trug weiße Shorts und ein loses Sweatshirt und wirkte größer als in seiner Erinnerung. Nein, nicht größer.
    Geschmeidiger, schlanker, kräftiger. Sie hatte sie nicht gehört, und er spürte geradezu die Konzentration, mit der sie sich hochzog und dann wieder sinken ließ.
    »Himmel, ist sie immer so angespannt? « fragte Nicholas im Flüsterton.
    »Nein, meistens ist sie noch angespannter. Offenbar hat sie heute ihren lockeren Tag.« Joel hob die Stimme. »Nell.«
    »Sofort«, rief sie zurück. Sie beendete die Übung und ließ sich weich auf den Boden fallen. Dann drehte sie sich um.
    Nicholas rang nach Luft: »Was für eine höllische Blaupause hat Tania dir denn da aufgeschwatzt? « murmelte er.
    »Helena von Troja. Unvergeßlich und doch verletzlich.« Er lächelte zufrieden, während er beobachtete, wie Nell sich ihnen näherte. »Ich habe gute

Weitere Kostenlose Bücher