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Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwein kommt zum Essen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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all die guten Dinge der Welt war und damit auch auf seinen Beitrag zum großartigen Gelingen des Schweinebratens. Noch nie hatte ihm etwas besser geschmeckt.
    Nach einem zweiten Bissen wurde die Bewegung seines Kiefers langsamer. Kitty war aufgetaucht und machte sich eine übergroße Portion zurecht. Sie wollte gerade hineinbeißen, als Kieran ihre Hand zurückhielt.
    »Was soll das?« Sie startete einen erneuten Versuch, aber wieder drückte ihr Kieran den Arm hinunter. »Was soll das?«, wiederholte sie.
    »Das Schwein – sieh bloß mal.«
    »Bloß mal sehen? Essen möchte ich es.«
    »Nein. Das Schwein, das auf das Schwein stiert. Siehst du’s? Es schielt.« Kitty hatte den Moment genutzt, da Kieran nach links zeigte, und sich einen großzügigen Bissen in den Mund geschoben. Brav sah sie zu dem Schwein, das auf das Schwein stierte. Es schielte tatsächlich. Ihr Kauen wurde erst langsamer und hörte dann gänzlich auf. Sie war unfähig, den Bissen, den sie schon im Mund hatte, hinunterzuschlucken, und als sie sprach, klangen ihre Worte merkwürdig entstellt, eben als spräche sie wie jemand, der den Mund voller Schweinebraten hatte. Kieran verstand sie dennoch.
    »Das … das ist das Schwein von Lolly und Aaron, das wir für den Braten ausgesucht hatten.« Sie hatte so undeutlich gemurmelt, dass niemand anders sie hatte hören können. Sie betrachtete das Sandwich in ihrer Hand und legte es auf den Tisch zurück neben das Tranchiermesser. Der Bissen in ihrem Mund wanderte von einer Seite zuranderen, die Augen machten die gleiche Bewegung mit, erst nach links, dann nach rechts, suchten ratlos nach einer Lösung für eine beunruhigende Nachricht. Ihr war klar, auf welchem Schwein sie kaute. Es traf sie hart, und doch zwang sie sich, den Happen hinunterzuwürgen.
    »Der Metzger von Killarney hat sich das falsche Schwein gegriffen«, flüsterte Kieran. Fassungslos legte auch er sein angebissenes belegtes Brot zurück, mehr konnte er seinem Magen nicht zumuten. »Ich habe ihm gesagt, das Schwein im Verschlag.« Über ein heiseres Wispern kam er nicht hinaus.
    Kitty, die in sich zusammengesunken war, schnellte hoch. »Das Schwein im … im Verschlag?«
    »Ja, natürlich. Das Schwein im Verschlag.«
    »Oje!«
    Kieran sah seine Frau prüfend an; suchend glitt ihr Blick über die Gäste, als würde sie da jemand finden, der ihr aus der Bedrängnis half. »Was meinst du mit ›Oje‹?«
    »Nichts. Nichts.«
    »Nichts heißt nichts. Etwas heißt etwas. Und ich möchte wissen, was es ist.« Er hatte seine Stimme wiedergewonnen. Ihre Verblüffung ließ nach; sein Argwohn nahm zu. Als Kitty schwieg und sich nur die Lippen leckte, sagte er: »Ich habe ihm eindeutig gesagt, das Schwein im Verschlag. Und jetzt sehen wir hier live das Schwein aus dem Verschlag vor uns. Hast du dafür eventuell eine Erklärung? Wenn ja, würde ich sie sehr gern hören.«
    »Das Schwein … das Schwein im Verschlag war so unruhig … das … das im Verschlag, das von Lolly. Und jede Minute sollte es abgeholt werden und …« Ihre Stimme klang geradezu flehentlich; Kitty redete in einer für sie völlig ungewohnten Intonation und Tonlage, so dass sie nur mit Mühe die Worte herausbekam. »…und du weißt ja …«
    »Ja, ich weiß. Und ich möchte mehr wissen.«
    »Es rannte immerzu herum, wie im Zoo. Hin und her. Her und hin. Wie ein Panther. Wenn’s auch nur ein Schwein war. Und … und das andere Schwein …« – sie deutete mit dem Kopf schwach in die Richtung auf das, was von dem Schwein auf dem Tisch noch übrig war –, »…das andere Schwein … unser Schwein … stand einfach da und schaute zu. Und das … das machte das Schwein im Verschlag nur noch verrückter, es rannte immer schneller. Und es sollte doch schon bald … na ja, du weißt schon. Es sollte doch schon bald aus und vorbei sein. Mit dem Schwein im Verschlag. Und da hab ich … hab ich … beschlossen …«
    »Da hast du beschlossen, dem Schwein im Verschlag noch ein bisschen Freiheit zu gönnen, bevor es geschlachtet wird. Und damit die zwei sich nicht ins Gehege kamen, landete das zuschauende Schwein – unser Schwein – im Verschlag, und das andere wurde herausgelassen. Sehe ich das richtig?«
    »Doch nur … nur ganz kurz. Herausgelassen, meine ich.«
    »Was heißt ›nur ganz kurz‹?«
    »Na ja, mir … mir kam da ein Gedanke, du weißt schon … mit Tom in meinem Roman. Tom Tulliver. Es würde nicht länger als eine Minute dauern, das Aufschreiben, sonst wäre der

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