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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Grad, ritt nicht länger auf dem Wellenkamm, schoss nicht nach unten und wieder nach oben, sondern war in dem aufschäumenden Schlund gefangen, der gischtbewehrt im Begriff war, zuzupacken und seine Beute zu verschlingen. Tosend brandete das Wasser heran und spie die weiße Gischt ans Ufer. Wieder tauchte das Kanu auf, der Mann saß immer noch drin. Er faltete erneut die Hände, da fiel die nächste Woge über ihn her.
    Aaron riss Ärmel und Knopfleiste von seinem Hemd auf, so dass es samt Knöpfen in hohem Bogen nach hinten flog. Er zerrte sich die khakifarbenen Shorts vom Leib. Jetzt hatte er nur noch die Baumwollslips an. Er stürzte ins Wasser und warf sich der erstbesten Welle entgegen. Er erreichte sofort eine Tiefe, wo er keinen Grund mehr hatte. Mehr um der Kälte zu widerstehen, als um es mit dem Wasser aufzunehmen, kämpfte er sich mit Armen, Beinen und Füßen vorwärts, legte eine nicht enden wollende Serie von Entrechats hin, die den größten
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aller Zeiten hätte erblassen lassen. Der nicht nachlassende Schlag mit den Füßen und die automatisch funktionierende kräftige Armarbeit trieben ihn vorwärts, er nahm Welle um Welle, stieg und fiel mit einer jeden, kämpfte sich vorwärts, hatte nichts anderes im Sinn, als das dem Untergang geweihte Kanu zu erreichen.
    Ganze Wasserwände bauten sich vor ihm auf, schwollen an und ab. Zweimal begruben sie ihn unter sich, zweimal kam er wieder hoch. Der Salzgeschmack im Mund sagte ihm, dass er Wasser geschluckt hatte. Trotzdem machte er weiter, hoffte, nicht die Richtung zu verlieren, dem Mann näher und näher zu kommen, den er zu retten entschlossen war.
    Als ihn eine mittlere Woge in die Höhe schob, sah er etwa fünf Meter links von sich das Kanu, die Spitze zum Ufer gerichtet; der Mann blickte nicht in seine Richtung, nahm auch keine Notiz von der Richtungsänderung des Kanus. Die Hände hatte er nicht länger gefaltet, sie hingen seitlich über dem Bootsrand im Wasser. Noch ehe Aaron etwas rufen konnte, machte sich eine neue Welle über ihn her, und als er versuchte, nach oben zu gelangen, hatte es fast den Anschein, dass die See sich holte, worauf sie Anspruch erhob, dass er aufgeben und sich fügen musste.
    Er schluckte Wasser und kämpfte verbissen, die Arme bleiern und die Hände schwer, die Beine ermüdet und die Füße kraftlos. Er musste diese Schwere loswerden. Er musste die Hände fortschleudern, die Fußgelenke von den Füßen befreien. Er fuchtelte, er schüttelte und schaffte es nach oben. Er rang nach Luft, und sie erstickte ihn fast. Schon machte sich die nächste Welle über ihn her, drückte seinen Kopf nach unten, hielt ihn fest, er zählte bis zehn, und sie gab ihn immer noch nicht frei. Erneut nahm er den Kampf auf, verfluchte die immer schwerer werdenden Hände, verwünschte seine Füße, Schuhgröße zwölf. Und wieder hatte er den Mund voller Salzwasser, es brannte in der Nase; schon fürchtete er, ihm würden die Ohren platzen, damit sich das Wasser seinen zerstörerischen Weg bahnen konnte. Aber bis nach oben war es nicht mehr weit, gleich bekäme er Luft. Seine Hände wurden federleicht, seine Füße machten wieder mit und trugenihn an die befreiende Luft, die er endlich wieder atmen konnte.
     
    Zuerst spürte er nur, dass ihm Wasser aus dem Mund lief. Irgendwie hatte er Sand und den Geschmack von Pflanzen und Seetang auf der Zunge. Dann spürte er in regelmäßigen Abständen einen Druck auf der Brust und dass dabei Wasser aus dem Mund spritzte. Wieder diese Druckwelle. Er zuckte mit den Händen. Er bewegte die Füße. Kein Wasser unter dem Körper. Also war er auf dem Grund des Ozeans, sollte für immer dort ruhen, auf das Murmeln der Strömungen lauschen, auf das Getuschel der Fische, die ihm das Fleisch abnagen würden, das Herz und die Lunge, die Leber und Milz, die sich über sein stolzes und schönes Geschlecht hermachen, ihn in einen zweiten Declan Tovey verwandeln würden, die bloßen Knochen nicht einmal in Lumpen gehüllt, mit kahlem Schädel, die keine Brewers Baseballkappe bedeckte. Von niemandem betrauert würde er da liegen, würde selbst nicht mehr trauern. Phila wäre vergessen. Dahin. Alles dahin. Weil er zu dem vermeintlichen Ebenbild des toten Declan Tovey hinwollte, weit draußen in seinem Kanu.
    Erneut eine starke Druckwelle auf dem Brustkorb, nur dass sie diesmal so etwas wie Luft in ihn hineinpumpte, kein Wasser. Eine Druckwelle nach der anderen. Der offene Mund nahm irgendeine trockene Substanz

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