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Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das Schwein war’s: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Caldwell
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Sie wandert von einem zum anderen, immer hin und her. Wir können nichtvon ihr ablassen, denn dann wären wir nicht mehr die, die wir sind. Ohne sie wären wir ein Nichts. Sie ist es, die uns mit Leben erfüllt. Gegen nichts würden wir sie eintauschen, selbst nicht um all der Liebe willen, die die Welt bereithält. Die Welt diesseits und jenseits.«
    »Aber können Sie nicht …«
    »Nein, ich kann nicht. Und sie kann auch nicht.«
    »Dann bleibt es dabei, ein für allemal?«
    »Es bleibt dabei. Ja.«
    Aaron spürte die Füße kalt werden. Er suchte eine Erklärung zu finden und sah, wie das Wasser von der Uferbegrenzung zurückwich, über seine Zehen spülte und die Socken nass machte. Einen Augenblick stutzte er, schaute aber sogleich geradeaus in die Ferne. Die Felswand weiter vorne, die ins Wasser ragte, war immer noch zu sehen, wenn auch von einer vorüberziehenden Wolke überschattet. Zuvor hatten sich die Wolken nicht bewegt, jetzt taten sie es, nicht rasch, aber stetig, als gehorchten sie einem Kommando. Eine neue Welle kam, klein, harmlos, wie ein schelmisches Lachen. Sie rollte ans Ufer, umspülte Aarons Knöchel, und höchlichst zufrieden mit dem, was sie angestellt hatte, zog sie sich wieder zurück.
    »Wenn ich noch ein Stück laufen will, sollte ich lieber losgehen«, sagte Aaron.
    Er ging ein paar Schritte und blieb stehen. Sweeney rief etwas, aber die Wogen gebärdeten sich wütender und schienen entschiedener dem Ufer zuzustreben, so dass Aaron kaum etwas verstand. Er wollte schon zurückgehen, bis er in Hörweite war, aber er wusste, wenn er überhaupt noch etwas Zeit für Phila haben wollte, dann nur jetzt. Er hielt es nicht für zulässig, es einen weiteren Tag zu verschieben. Er hatte das arme Mädchen schon lange genug vernachlässigt. Seit er in die Grafschaft Kerry gekommen war, hatte er so gut wie gar keinen Gedanken an sie verschwendet, und das war nicht fair. Schließlich sollte ihm Kerry Nährboden fürseinen Kummer sein, sollte sein Selbstmitleid ins Unermessliche steigen und ihn seine Klagen gen Himmel schreien lassen, auf dass sie eins wurden mit dem Geschrei der Möwen und dem Ruf des Brachvogels. Doch all seine hehren Absichten wurden vereitelt. Am liebsten hätte er mit den Füßen aufgestampft, sogar mit nassen Socken und Sandalen, aber es würde nicht ungesehen bleiben, und so ließ er es. Er beschloss, seine Wanderung wieder aufzunehmen, sollte doch Sweeney dort stehen bleiben, von Liebe und Tod schwätzen und seiner Verzweiflung Luft machen. Aaron hatte mit seinem eigenen Kummer zu tun, und dem wollte er sich auch hingeben.
    Und so schritt er den Strand entlang, entschlossen, die sich auftürmenden Wogen zu ignorieren. Ihm war, als hörte er Sweeney hinter sich rufen: »Ihr Name ist …« Das letzte Wort ging im Meeresrauschen unter, und dort auf dem Meer sah er plötzlich so etwas wie ein Kanu mit einem Menschen drin, er paddelte in aller Gemütlichkeit, als befände er sich auf einem ruhig dahinströmenden Fluss. Jetzt trug es ihn in die Höhe, auf den Kamm einer sich aufbäumenden Welle, dann verschwand er, um sogleich wieder nach oben zu kommen; es war genau zu sehen, wie die Wogen ihn hoben und wieder fallen ließen.
    Dann tauchte das Kanu auf einem nächsten Wellenberg auf, der Paddler beugte sich über das Wasser, schnellte einen Arm vor und suchte etwas zu greifen. Beim Brechen der Woge verschwanden Kanu und Mann. Aaron konnte gerade noch, ehe der Wellenberg in sich zusammensank, hoch oben das Paddel erkennen.
    Wieder tauchte das Kanu auf. Der Mann saß völlig ruhig in aufrechter Haltung da, blickte weder zum Ufer noch auf die nahenden Wellen. Es sah so aus, als hätte er die Hände gefaltet auf den Knien liegen. Vielleicht betete er, oder er wartete geduldig auf das, was da kommen würde. Aaron erkannte ihn. Es war niemand anders als sein Gegner vomVorabend, der vermeintliche Declan Tovey, der Verehrer – ob wirklich oder nur in seiner Wahnvorstellung – von Lolly McKeever, der Mann, dem Aaron auf die Nase gedroschen hatte.
    Zweimal tauchte der Mann auf, und zweimal verschwand er. Er selbst bewegte sich überhaupt nicht, nur das Meer war in Bewegung. Aaron wandte sich nach Norden und machte fünf Schritte. Der Wind fuhr ihm unters Hemd, ließ es jetzt zu einem großen weißen Buckel anschwellen, nicht wie ein sich blähendes Segel, mehr den Körper entstellend. Er machte weitere fünf Schritte, dann noch drei. Das Kanu hatte jetzt eine Neigung von fünfundvierzig

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