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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Patrouillierende Wachposten schritten direkt an ihnen vorüber, blickten jedoch nicht in Richtung der Schatten. Die Schlangenspeerbrosche war matt und glänzte nur stumpf, einzig der rote Zopf leuchtete - erfüllt von seinem ganz eigenen Leben, erfüllt von zwei miteinander verbundenen Herzen - blutrot in der Dunkelheit.
    Hinter dem Hauptzelt hielten sie inne. Mit leiser Stimme begann Airmid zu zählen.
    »Was...?« Breacas Stimme verlor sich in der Nacht.
    »Die Wachen marschieren alle im gleichen Rhythmus und bleiben dann gemeinsam für einen kurzen Moment vor dem Zelt stehen«, erklärte Airmid. »Sie verschwinden also immer für genau dreihundert Herzschläge. Wenn ich es in dieser Zeit schaffe, ins Zelt reinzukommen und wieder hinauszuschlüpfen, dann sind wir in Sicherheit.«
    Schlagartig wurde Breaca bewusst, was für ein Risiko sie da eingingen. »Das sollte aber besser ich machen«, sagte sie.
    »Nein. Du hast mir geschworen, dass du das nicht tun wirst. Halte einfach nur die Brosche fest und konzentriere dich darauf, dass wir am Leben bleiben - und denk nicht an den Tod. Das wird schwieriger, als du denkst.«
    Wieder schritten die Wachen vorüber. Blass und schlaff hing vor ihnen die Zeltwand. » Jetzt«, sagte Airmid und trat hastig geradewegs darauf zu. Die Wachen bemerkten nichts, drehten sich noch nicht einmal um.
    Das wird schwieriger, als du denkst.
    Die Speerspitze aus Feuerstein durchschnitt die Zeltwand so sauber wie ein Messer, zerschlitzte sie von einem Punkt in Höhe von Airmids Knien bis hinunter auf den grasbewachsenen Boden. Auf die gleiche Art drangen auch die Bärinnen in die Zelte der Legionare ein, streckten ihre Pranken aus und zerrissen die Kehlen der schlafenden Insassen. Tote Männer drängten sich jäh in Breacas Wahrnehmung, Bilder von blutigem Fleisch und röchelnden letzten Atemzügen ließen sie vor Grauen aufkeuchen. Nur mit größter Mühe gelang es ihr, sich wieder Ardacos’ Bärentanz auf Mona ins Gedächtnis zurückzurufen; damals, als sie noch geglaubt hatte, dass er oder Gwyddhien Ranghöchster Krieger werden würde. Auch Caradoc war dabei gewesen. Breaca musste sich anstrengen, um sich wieder an die Form seines Gesichts zu erinnern, um dieses Bild über das der vielen Opfer der Bärinnen zu legen. Als ihr dies misslang, stellte sie sich Graine vor, die am Leben und in Freiheit war, und zauberte schließlich Caradoc um Graine herum, stellte sich vor, wie er das Kind mit seinen Armen umfing. Dann schuf sie sein Lachen und versuchte abschließend sogar, auch noch jenes Feuer in seinen Augen wieder zum Leben zu erwecken, das immer dann aufgeblitzt war, wenn er sie angelächelt hatte.
    Grau. Sie sind grau. Von der Farbe der Wolken nach einem Regenschauer. Das linke Lid hängt ein wenig nach unten - von einem Schwerthieb quer über die Augenbraue, den ihm ein römischer Soldat beigebracht hatte, kurz bevor dieser dann im Gegenzug von Gwyddhien getötet wurde. Der Mann hatte blassrotes Haar gehabt, und als er starb, da hatte er ... Grau. Caradocs Augen sind grau. Von der Farbe der Wolken ...
     
    »Bist du dir sicher, dass sie nicht schwarz waren? Schwarz wäre besser, schwarz steht für Rache.« Diese Stimme klang noch älter, als die der Großmutter jemals würde klingen können. Sie eröffnete Breaca eine Möglichkeit, zeigte ihr einen Weg nach vorn. Einen verlockenden Weg, dem zu widerstehen schwierig war. »Schwarz«, sagte die Ahnin abermals, »die Rache ist schwarz. Und suchst du nicht etwa die Rache?«
    »Die Liebe ist rot.« Dies war Airmids Stimme, ganz schwach. »Der Zopf an der Schlangenbrosche war rot, rot wie die Liebe.«
    Leise lachte die Ahnin - ein Geräusch wie eine Schlange, die sanft raschelnd durchs Gras glitt. »Deine Kriegerin hat im letzten Monat aber nicht für die Liebe getötet. Jeder Mann, den sie niedergemetzelt hatte, musste mit ihrem Hass auf seiner Seele in die Nebenwelt hinübergehen. Selbst diejenigen, die heute Nacht sterben mussten und gottlos und verloren umherwandern, kennen den Namen desjenigen, der sie tötete. Und auch wenn du das als die Träumerin, die du bist, vielleicht wirklich nicht wusstest - unsere Kriegerin hier weiß es mit Sicherheit.«
    Die Stimme der Ahnin besaß mehr Kraft als die der anderen Erscheinungen. Allein sie wusste, mit welchen Augen Breaca ihr eigenes Leben betrachtete. »Rache«, sagte sie, und plötzlich klang das Wort wie eine Verheißung. »Wenn du willst, dass ich ihn für dich töte, sollte der Statthalter

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