Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
dann nicht ganz langsam sterben, sollte nicht auch er wissen, durch wessen Hand er stirbt und warum?« Klar formte sich vor Breacas Augen plötzlich das Bild eines Scapula, der vor lauter Schmerzen nahezu den Verstand verlor. »Ist es nicht das, wonach du dich verzehrst?«
    »Ja.«
    »Und wenn das nun endlich geschähe, hättest du dann nicht endlich Ruhe?«
    » Nein. « Noch ehe Breaca antworten konnte, hatte dies schon die Großmutter für sie übernommen, oder vielleicht war es auch Airmid gewesen, oder beide zusammen. » Wir wollen Caradoc lebend zurück und die Kinder. Nur das zählt.«
    Doch das war nicht die ganze Wahrheit. Das durfte jetzt nicht einfach zur alleinigen Wahrheit erhoben werden. Zwei lange Monate über hatte Breaca sich nach genau dieser Rache verzehrt, und die konnte sie jetzt nicht so einfach wieder vergessen. Sie spürte den Sog der Ahnin und den immer schwächer werdenden Griff der älteren Großmutter.
    »Schwarz«, sagte die Ahnin. Sie sprach an Breaca vorbei und zur älteren Großmutter gewandt, mit einem Tonfall, wie ein Erwachsener mit einem Kind spricht. »Schwarz steht nicht nur für die Rache, sondern für alle Arten des Todes. Es ist nichts Falsches daran, sich nach dem Tode eines anderen zu verzehren. Nur das Verleugnen unserer wahren Sehnsüchte ist falsch. Gerade du solltest das wissen.« Zu Breaca aber sagte sie: »Kriegerin, bitte lass mich ihn töten, lass mir mein Schwarz, und danach tue ich alles, was ihr von mir wollt.«
    »Breaca, nein!« Klar erklang Airmids Stimme. »Denk an Caradoc, aber nicht an den Hass. Es ist nichts Falsches daran zu hassen, aber es ist falsch, ihn im Namen des Hasses wieder zurückzurufen. Wenn er leben soll, dann muss er unbeschwert vom Makel des Hasses leben können, sonst wird der Hass Caradoc zerstören. Stell ihn dir so vor, wie du dir für ihn wünschst, dass er leben soll. Die Liebe eines ganzen Menschenlebens sollte nicht von einem einzigen Monat des Hasses überschattet werden.«
    Breaca versuchte es. Umfangen von der Dunkelheit, tat sie ihr Bestes, um das Bild von Caradoc neu zu erschaffen, Schicht für Schicht. Sie gab sich alle Mühe, ihn noch heller und strahlender erscheinen zu lassen als das Versprechen von Scapulas Tod. Die Liebe eines ganzen Menschenlebens sollte von überhaupt nichts überschattet werden. Doch sie hasste Rom schon ebenso lange, wie sie Caradoc liebte. Diese Kombination aus Liebe und Hass war das Fundament, auf welchem sie kämpfte und lebte und atmete, und sie besaß einfach nicht die Kraft, die beiden voneinander zu trennen.
    » Denk nur an Caradoc«, flüsterte die Großmutter, doch Breaca entgegnete weinend: »Ich kann nicht.« Die Dunkelheit sog sie immer stärker in sich hinein. Das Bild des sterbenden Scapula und zehn Jahre der absoluten Gewissheit erzeugten in Breaca einen ebenso starken Wunsch nach Scapulas Tod, wie sie sich wieder einen lebenden Caradoc zurückwünschte. Zu hassen war einfacher, als zu lieben, und es tat auch weniger weh. Breaca konnte also jetzt und hier, ohne die Qualen und die Sinnlosigkeit der Hoffnung, ihr lang gehegtes Ziel erreichen. Die Ahnin winkte ihr, und schließlich folgte Breaca ihr mit nur noch geringem Widerwillen an jenen Ort, an dem ewige Finsternis herrschte.
    »Báns Augen waren schwarz. Einst hast du ihn geliebt. Denk an ihn!« Die nun erschallende Stimme gehörte Macha, Báns Mutter. Sie hatte schon immer die Macht besessen, Befehle zu erteilen. Jetzt jedoch streckte sie Breaca die rettende Hand entgegen und war nicht geneigt, es zu akzeptieren, falls Breaca diese ausschlug.
    Doch Breaca griff danach, verzweifelt darum bemüht, sich Bán wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Báns Augen waren schwarz, tiefgründig, wie das Fell eines Rappen oder wie ein See tief in der Nacht oder wie die pechschwarze Innenseite der Schwinge eines Raben. Báns Augen waren schwarz wie Kohlen, wie Jett, und er war gewiss niemand, dessen Lebensinhalt darin bestand, Rache zu üben, aber … »Bán ist tot«, erwiderte Breaca laut. »Warum also sollte die Ahnin ihn haben wollen?«
    »Er ist, wer er ist. Er vereint das Rot und das Schwarz. Vertrau mir. Erinnere dich an alle seine Eigenschaften. Ruf ihn zu dir.«
    Nun wandte sich die Ahnin direkt gegen Macha, doch beide waren unbezwingbar, waren ebenbürtige Gegner, und ein Lebender konnte es schon gar nicht mit ihnen aufnehmen.
    Breaca aber war keine Träumerin. Sie hatte keine Erfahrung darin, wie man jene zurückrief, die bereits in

Weitere Kostenlose Bücher