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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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die Nacht zurück. Breaca wanderte also rein nach Gefühl, bahnte sich tastend einen Weg über das Moorland, wo das Heidekraut und das Farndickicht lichter wurden. Noch immer folgten ihnen die Geschöpfe der Nacht; es waren zwar nicht mehr so viele wie auf ihrem Hinweg, aber doch immer noch mehr als in anderen Nächten. Eine Füchsin bellte, und aus jeder Himmelsrichtung antwortete ihr ein Junges. Eine Eule schrie, in jenem hohen Ton, der selbst durch tiefen Schlaf schneidet. Eine ganze Strecke weiter hinter ihnen, in der Nähe des Feldlagers der Römer, jammerte ein Bär über seinen toten Gefährten.
    Breaca blieb stehen. »Das ist Ardacos.«
    »Nicht umdrehen«, entgegnete Airmid und stieß Breaca hart gegen die Schulter.
    Gemeinsam und nahezu blind in der Finsternis wanderten sie weiter durch die Nacht.
    Schließlich erreichten sie eine Felswand, um die kein Weg herumführte und die sie nur hinabklettern konnten. Während Breaca sich langsam von einem schmalen Sims hinuntergleiten ließ, stellte sie plötzlich fest, dass sie wieder ihre Hände erkennen konnte. Und als sie wenig später wieder auf festem Erdboden stand, erblickte sie unter sich ihre Füße. »Es wird langsam hell. Bald geht die Sonne auf«, sagte sie.
    »Ich weiß.« Airmid kletterte sehr geschickt. »Und noch ehe der erste Sonnenstrahl über den Horizont fällt, müssen wir wieder zurück beim Feuer sein. Kannst du nicht etwas schneller gehen?«
    Also wanderten sie schneller, und solange sie ihre Füße und die Pfade, die sich durch das struppige Heidekraut schlängelten, klar erkennen konnten, rannten sie sogar. Nebel stieg auf, um den neuen Morgen zu begrüßen, und zog in milchigen Schwaden über das Moor. Am östlichen Horizont stand verschwommen glitzernd und funkelnd der Morgenstern. Weit voraus hob sich rot glühend der Schein eines verlöschenden Feuers gegen das blasse Licht des heraufziehenden Tages ab. Neben der Glut saßen zusammengekauert zwei Gestalten, ihre Umhänge gegen die nächtliche Kälte fest um sich geschlungen. Eine von ihnen winkte den beiden Frauen mit drängender Geste zu.
    »Schneller«, befahl Airmid.
    Wieder begannen Breaca und Airmid zu rennen, achteten nicht mehr darauf, wohin sie ihre Füße setzten, und überquerten den Fluss auf glitschigen Trittsteinen. Luain mac Calma saß auf dem verrottenden Baumstamm vor dem Feuer. Er stand nicht auf, um sie zu begrüßen, hob aber den Kopf, als sie über die Steine auf ihn zugestürmt kamen. Sein Gesicht schien in der Zwischenzeit um eine ganze Dekade gealtert zu sein, und nur langsam - während er Breaca und Airmid ansah und dann den hinter ihnen heraufziehenden ersten Schimmer der Morgendämmerung betrachtete - verschwanden die Falten wieder. Blinzelnd rieb er sich über das Gesicht.
    »Ihr seid zurück«, stellte er fest.
    Luain mac Calma gehörte zu den Herausragendsten unter den Träumern. Wenn er wollte, konnte er eine ganze Nacht mit Berichten über seine Visionen füllen und hätte selbst dann noch längst nicht alles erzählt. Er streckte seine Beine aus und legte einen letzten Zweig in die Glut. Die Herbstblätter knackten unter der Hitze, fingen jedoch kein Feuer. Luain mac Calma beugte sich vor und blies so lange in die Glut, bis sich schließlich ein zögerliches Flämmchen hinaufschlängelte und das unterste der Blätter ergriff.
    Erst als dieses Blatt wieder zu Asche zerfiel, begann er: »Es scheint nun, als gäbe es gute Gründe dafür, warum noch niemand zuvor dieses Wagnis eingegangen ist. Ich würde vorschlagen, dass auch wir es nicht noch einmal versuchen.«
    »Hast du gedacht, wir wären verloren gewesen und der Schlangenträumerin anheim gefallen?«, fragte Airmid.
    »Das habe ich nicht nur gedacht, sondern ihr wart tatsächlich verloren. Daran besteht kein Zweifel. Die Frage war vielmehr, wie viel von euch sie uns wieder zurückgeben würde.« Luain mac Calma musterte sie beide aus zu Schlitzen verengten Augen. »Nicht alles, wie es scheint.«
    Ganz langsam erhob sich nun auch Efnís und schritt zum Fluss hinüber, um sich dort die Arme und das Gesicht zu waschen. Als er wieder zurück beim Feuer angelangt war, spuckte er einmal in seine Handflächen, rieb sie gegeneinander, streckte dann die Arme aus und berührte Airmid und Breaca mit je einer Hand über den Augenbrauen. Breaca spürte die Hitze, die von seiner Handfläche ausging, und zuckte zurück. Luain mac Calma packte sie bei den Schultern. »Nicht bewegen!«
    Es war sehr schwer, sich nicht

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