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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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doch selbst sie, die unter dem Schutz der Götter handelten, waren zu wenige, um dies ohne verräterischen Lärm zu vollbringen.
    Die Großmutter schüttelte den Kopf. Zu Ardacos gewandt sprach sie: »Noch nicht. Diese hier sind nicht für euch bestimmt. Haltet Ausschau, ob sich noch andere Soldaten nähern, und haltet sie dann gegebenenfalls auf. Und denkt daran, nicht auf die Pfade zu treten.«
    »Und wie kommen wir jetzt an Scapula ran?«, drängte Breaca.
    »Das weiß Airmid«, entgegnete die Großmutter.
    »Weiß sie nicht.«
    Leise ertönten die Worte hinter Breacas Rücken. Sie fuhr herum. Ein wenig von der Großmutter abgewandt stand Airmid, die Füße sorgfältig auf der Linie des Mondpfades platziert. Sie starrte die Großmutter aus weit aufgerissenen, schwarz wirkenden Augen an. »Du hast mir nichts davon gesagt, dass wir es hier mit der Schlangenträumerin zu tun haben«, hob sie an. »Ich habe sie schon einmal getroffen. Sie bewacht den ältesten der heiligen Plätze unserer Vorfahren auf Mona, und sie ist eine sehr unsichere Verbündete.«
    »Hast du etwa um Sicherheit gebeten, als du den Traum beschworen hast? Ich jedenfalls habe nichts davon gehört.« Die Großmutter schenkte ihr ein mildes Lächeln. »Hast du etwa Angst, Airmid von Nemain?«
    Es trat eine Pause ein, die sich langsam immer weiter ausdehnte. Die Nachtluft wurde kühl. Schließlich antwortete Airmid: »Ja.«
    Unmöglich. Airmid fürchtete sich vor nichts und niemandem.
    Die Großmutter nickte. »Gut. Es wurde nämlich auch Zeit, dass du dich wieder an die Demut vor der Angst erinnertest. Trotzdem, du musst diese Aufgabe jetzt bewältigen, sonst können wir gleich auf demselben Wege wieder zurückkehren, auf dem wir hergekommen sind. Ohne irgendetwas erreicht zu haben. Außer zehn toten Männern.«
    Interessanterweise aber waren es im Augenblick noch gar keine zehn toten Soldaten … so viele hatte bislang noch keiner von ihnen gezählt...
    Für einen Augenblick schien es so, als ob sie tatsächlich wieder umkehren würden. Dann ergriff Breaca das Wort: »Airmid, wenn es gar nicht anders geht, dann greifen eben die Bärinnen und ich das Zelt des Statthalters an. Ich bin doch nicht den ganzen weiten Weg hierhergekommen, nur um unverrichteter Dinge wieder abzuziehen.«
    »Du würdest aber bei dem Angriff sterben.«
    »Ich weiß, aber vielleicht töten wir dabei ja den...«
    Mit scharfem Tonfall erklärte Airmid Breaca: »Nein, du würdest sterben, noch ehe du auch nur in die Nähe des Zeltes gelangtest, und deine Seele würde für immer bei der Ahnin bleiben. Dies hier ist keine Aufgabe für eine Kriegerin.« Airmids Blick jedoch - gefangen in einem anderen, noch tiefer gehenden Zwiegespräch - war dabei auf die ältere Großmutter gerichtet.
    Die alte Frau beendete diesen stummen Dialog schließlich, indem sie laut entgegnete: »Aber deine Kriegerin trägt die Speerspitze der Schlangenfrau bei sich, und sie kämpft unter ihrem Zeichen. Dieser Tatsache kannst doch selbst du Vertrauen schenken, oder etwa immer noch nicht?«
    Mit tonloser Stimme erwiderte Airmid: »Ich wusste nicht, dass es sich dabei um das Zeichen dieser Vorfahrin handelt. Trägst du denn auch die Brosche in Form des Schlangenspeers bei dir, das Gegenstück zu derjenigen, die du Caradoc damals geschenkt hast?«
    »Ja.«
    Wieder kramte Breaca in ihrem Beutel. In ihrer Hand wirkte die Brosche plötzlich sehr klein. Einst hatte sie selbst das Holz für die Gussform geschnitzt und sie anschließend mit flüssigem Silber gefüllt. Damals hatte auch ihr Vater noch gelebt und war ihr bei der Anfertigung der Brosche behilflich gewesen. In ihre Herstellung waren zwei Monate der Vorbereitung eingeflossen, und Breaca hatte das Schmuckstück für das beste gehalten, das sie wohl jemals erschaffen konnte. Die doppelköpfige Schlange wand sich um ihren eigenen Körper und blickte damit zugleich in die Zukunft wie auch in die Vergangenheit. Selbst der Schaft des Kampfspeers überkreuzte sich mehrfach und deutete damit auf Wege, die in ganz anderen Welten lagen. An der unteren Schlaufe der Brosche hing ein kleiner roter Zopf, der erste Liebesbeweis von Caradoc. Sanft ließ der Mond der alten Götter sein Licht darauf fallen und verwandelte Rot in Schwarz, die Farbe des Todes.
    »Er hat dich damals geliebt, und er liebt dich auch heute noch«, sagte die ältere Großmutter. Sie klang plötzlich seltsam gelassen. »Erinnere dich an das Gefühl. Gib die Brosche jetzt Airmid, zusammen mit

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