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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dem milden, beinahe süßlichen Geruch einer Schlange. Fast im gleichen Moment glitt irgendetwas in der Finsternis an Breaca vorbei und rieb dabei trocken über ihren Unterarm. Breaca drückte den Kopf in den Schmutz, versuchte, ruhig weiterzuatmen, während sie von einer Woge der Panik ergriffen wurde. Sie spürte förmlich, wie hinter ihr, in der nur noch von den Sternen beleuchteten Dunkelheit, die Großmutter spöttisch grinste.
    Ein Mann starb auf dem südlichen Schutzwall des Feldlagers, dann ein weiterer. Breaca beobachtete, wie einsam und verloren ihre Seelen vor ihr über den Pfad wandelten. Aus Mitleid wollte sie ihnen schon zurufen, doch die ältere Großmutter verschloss ihr den Mund. Wie ein durch das Heidekraut raschelnder Windhauch erklang ihre Stimme: »Still, Kind. Oder willst du, dass sie uns hier entdecken?«
    Natürlich wollte Breaca das nicht. In dem Feldlager, an das sie sich gerade anschlich, kampierten immerhin eine Legion und ein kompletter Kavallerieflügel - sie dagegen war gänzlich unbewaffnet und wurde lediglich von ihrer toten Großmutter geführt. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an all das, was Scapula mit gefangen genommenen Träumern anzustellen pflegte. Selbst eine Kreuzigung wäre da noch gnädiger gewesen. Also kroch Breaca noch leiser und vorsichtiger weiter und ignorierte die immer größer werdende Anzahl von Wesen, die mit ihr gingen.
    Links von ihr brummte leise eine Bärin. Breaca hörte, wie Ardacos ihr eine Antwort zuflüsterte. Einst war er ihr Liebhaber gewesen, darum würde sie seine Stimme immer und überall wiedererkennen - selbst dann, wenn er sich fast gänzlich in einen Bären verwandelt hatte. Drei weitere Legionare starben, ohne ihre Angreifer auch nur bemerkt zu haben. Langsam füllte sich die Nacht mit den verlorenen Seelen der Römer.
    In einer geschlossenen Reihe und auf dem Pfad des toten Mondes überquerten Breaca und die anderen schließlich den Schutzwall. Ardacos hatte einen Baumstamm über den Graben gelegt und riss nun auch noch die letzten, mit je drei Spitzen bewehrten Pfähle heraus, die ihnen noch den Eintritt in das Lager verwehrten. Innerhalb der Umzäunung, zu beiden Seiten des Durchgangs, lagen überall die Leichen von Soldaten in voller Rüstung. Ihr Genick war gebrochen, und ihre Kehlen waren auf eine Art aufgerissen, die nicht von geschliffenen Klingen zeugte, sondern eher an die Pranken eines großen Raubtieres erinnerte. Der Rest des Feldlagers wurde nur noch schwach von einigen verglühenden Feuern erhellt, die vor schnurgeraden, perfekt ausgerichteten Zeltreihen schwelten. Rom schlief, wie es lebte: in kerzengeraden Linien, die dem Geist keinen Raum zur Entfaltung ließen.
    Die ältere Großmutter führte Breaca sicher an den schlafenden Männern vorbei. Airmid folgte ihnen. Wie Schatten glitten vor ihr, hinter ihr und an ihrer Seite die Bärinnen dahin. Und noch weitere Wesen regten sich in der Dunkelheit. Es war jedoch klüger, nicht danach zu fragen, wer oder was sie waren.
    Leise sprach die Großmutter: »Das Zelt des Statthalters liegt in der Mitte des Lagers, gleich am Hauptweg. Er hat es direkt über dem Grab der Schlangenträumerin aufgeschlagen. Sie ist wütend und stört seinen Schlaf. Airmid wird ihm nun noch stärker zusetzen.«
    Plötzlich blieb Breaca mitten auf dem Weg stehen. »Woher weißt du, dass sie eine Schlangenträumerin ist?«
    »Ich weiß alles.« Die Stimme der Großmutter hatte einen scharfen, vernichtenden Unterton. »Warum sonst, glaubst du wohl, bist du hier?«
     
    »Das ist es. In der Mitte, wo der zweite Pfad auf den unseren trifft.«
    Der zweite Pfad verlief von Osten nach Westen und schimmerte noch schwärzer als die sie umfangende Nacht. Es war erstaunlich, dass er den Pionieren der Legion nicht sogleich ins Auge gefallen war. Das Zelt des Statthalters, direkt über jener Stelle errichtet, wo sich die beiden Pfade kreuzten, war doppelt so groß wie die umliegenden Zelte und noch viel größer als jene, die die schlafenden Legionssoldaten beherbergten. Es wurde von sechs Männern bewacht, drei mit dem Gesicht zum Zeltinneren gewandt, drei nach außen blickend. Zwei weitere beobachteten das Gelände in unmittelbarer Nähe. Im Gegensatz zu den Wachen am Lagergraben schienen diese jedoch nicht schon halb zu schlafen. Damit Breaca und ihre Begleiter an den Statthalter herankommen konnten, mussten also alle Wachen im gleichen Augenblick sterben. Die Bärinnen lauerten bereits, warteten auf den Befehl,

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