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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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wenig angenehmen Träumen, in denen er sich verzweifelt darum bemühte, zu den Göttern zu gelangen, die er doch nicht finden konnte. Der Platz, den sie einst in seiner Seele eingenommen hatten, war leer, ähnlich einem Haus, das schon seit einiger Zeit nicht mehr bewohnt wurde und vor dessen Mauern er nun vergeblich rief. Ganz still und reglos lag er auf einer aus hartem Holz gezimmerten Pritsche und nahm erst nach und nach wieder die ihn umgebende Welt wahr. Eine kleine Weile verstrich, während der er sich wunderte, dass das Meer auf einmal so still geworden und die spöttischen Möwen verstummt waren. Sein Verstand bebte noch immer in dem Übelkeit erregenden Rhythmus der letzten Wochen, sein Körper jedoch versagte dieser Illusion bereits die Gefolgschaft. Stattdessen hatten seine Sinne in der scheinbar plötzlichen Stille ganz andere Dinge bemerkt: Noch immer quälten ihn die Schmerzen, jedoch weniger stark als zuvor; zudem war er nicht mehr nackt, und auch die schweren Eisenringe um seine Handgelenke, seine Fußknöchel und seinen Hals waren entfernt worden; die Luft roch nicht mehr nach schimmelnder Kloake, sondern nach Staub und feuchten Umschlägen und einer Salbe aus Olivenöl. Dubornos bewegte seine Finger und stellte fest, dass der leichte Druck auf seinen Unterarmen nicht länger von den Eisen herrührte, sondern von Verbänden, und er erinnerte sich sogar an die Hände jenes Arztes, der ihm sowohl die Salbe aufgetragen als auch die Verbände angelegt hatte. Der Mann war sehr geschickt gewesen, hatte die eitrigen, durch das unablässige Scheuern der Eisenringe hervorgerufenen Wunden an Dubornos’ Handgelenken, seinen Schlüsselbeinen und seinen Fußgelenken mit großem Feingefühl behandelt. Später dann hatte es heißes Essen gegeben, das Dubornos sehr willkommen gewesen war, und danach wiederum Wein, den er jedoch lieber nicht genossen hätte.
    Einst, in einem früheren, leichteren Abschnitt seines Lebens, hatte Dubornos geschworen, niemals Wein zu sich zu nehmen. Andererseits jedoch hatte er damals auch geschworen, dass er immer und unter allen Umständen - notfalls sogar mit seinem eigenen Leben - das Wohlergehen der Kinder der Bodicea verteidigen würde. Und zumindest in Letzterem hatte er ja schon einmal gründlich versagt. Verglichen damit erschien ihm der Genuss des Weins seiner Feinde also nur noch als ein minder schweres Vergehen. Doch außer Traubensaft waren in dem Wein noch andere Substanzen enthalten gewesen. Er erinnerte sich gut an den bitter-würzigen Geschmack, den das Opium auf seiner Zunge hinterlassen hatte, und an die darauf einsetzenden Visionen. Verschwommene Träume zogen ihn zurück in ihre Gewalt.
    Als er das nächste Mal erwachte, brannten bereits wieder die Lampen, und ihr gleichmäßiges Licht erleichterte ihm die Rückkehr in die Realität. Die körperliche Mattheit, die ihn noch für kurze Zeit umfangen hielt, war ein Segen gewesen, denn für einen flüchtigen, wundervollen Augenblick hatte sich sein Verstand, hellwach und unbehelligt von den Schmerzen seines Körpers, plötzlich daran erinnern können, wer er war - wenngleich auch nicht, wo er sich eigentlich gerade befand oder warum er dorthin gelangt war. Doch dann, schlagartig und mit niederschmetternder Klarheit, kehrten auch die gesammelten Erinnerungen an die letzten fünfzehn Tage zurück; anschließend lag Dubornos einfach nur noch reglos da, betrachtete das gnadenlose Schwarz hinter seinen geschlossenen Augenlidern und versuchte, trotz der ihn erschütternden, Übelkeit erregenden Angst ruhig weiterzuatmen. Plötzlich, ganz unvermittelt, stieg aus den Tiefen seiner Brust ein Stöhnen auf - aber Dubornos biss energisch die Zähne zusammen, um den Laut zu unterdrücken. Anschließend verzog er sein Gesicht zu einem schiefen, halbherzigen Grinsen und gratulierte sich damit quasi selbst zu dieser kleinen, aber erfolgreichen Geste des Aufbäumens gegen die Verzweiflung.
    Er atmete mehrmals tief ein und aus, während er sich wieder zu beruhigen versuchte. Er war Dubornos mac Sinochos, Krieger der Eceni, Krieger von Mona - und folglich würde er selbst im Angesicht des Feindes keine Furcht zeigen. Darüber hinaus war er auch noch ein Sänger von erstem Rang - der Tod war praktisch sein Verbündeter. Im Laufe seiner Ausbildung hatte er sogar die schwierigste aller Prüfungen, die den Sängern auferlegt wurden, bestanden: Er hatte in einem Eichensarg gelegen, während Maroc, Airmid und Luain mac Calma ihn mit Erde

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