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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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zu bewegen. Efnís’ Hand verbrannte Breacas Haut. Durch seine Finger sickerten leise Stimmen. Dann erhob sich schimmernd ein Licht und hielt schließlich hell leuchtend vor ihren Augen inne. Doch es war nicht das Licht der Sonne. Die Großmutter lachte, und plötzlich stimmte eine noch ältere Stimme mit ein. Diese ältere klang wie Feuerstein, der auf Eisen geschlagen wurde.
    Dann sprachen beide wie mit einer einzigen Stimme: »Deine Zeit, Kriegerin, ist auch unsere Zeit. Wenn wir dich brauchen, werden wir dich rufen.«
    Anschließend fühlte Breaca über ihren Augen einen stechenden Schmerz. Sie blinzelte und erblickte unmittelbar vor sich Luain mac Calma. Er hielt ein bronzenes, zweischneidiges Messer in der Hand. Mit dessen Spitze fügte er Breaca genau dort, wo Efnís’ Hand gelegen hatte, einen kleinen Schnitt zu. Blut ergoss sich in einem dünnen Rinnsal über Breacas linkes Lid, brannte ihr im Auge, und sofort rieb sie sich mit beiden Handballen über die Lider. Der neue Tag zog herauf, und der Nebel zerteilte sich, als ob er nie existiert hätte. Die Stimmen verhallten.
    Aufrecht neben dem Feuer stehend und den Rücken der nun gleißenden Sonne zugewandt, sagte Airmid: »Willkommen zurück. Wenn die Götter uns gnädig sind, werden wir Caradoc gesund und unversehrt wieder nach Hause holen.«

XIX
    Auf Befehl des Kaisers Tiberius Claudius Drusus Nero Germanicus Britannicus, überbracht durch seinen begnadigten Sklaven Narcissus, stachen von der Flussmündung des größten der östlich gelegenen Flüsse im Norden der Provinz Britannien zwei hochseetüchtige Getreidefrachter in See. Seine kaiserliche Hoheit war sich der enormen Gefahren, die diese Ozeanbefahrung barg, vollauf bewusst - denn obgleich er während der Eroberungszüge in Richtung Britannien lediglich eine einzige Seereise erlebt hatte, so hatte er bei dieser Gelegenheit doch gleich den Zorn der Herbststürme zu spüren bekommen. Um das Risiko dennoch so gering wie möglich zu halten, traten die beiden Schiffe ihre Reise mit einem Sicherheitsabstand von drei Tagen an. Zudem hatte man bei der Auswahl des Abreisetages streng darauf geachtet, dass das Datum sowohl die Zustimmung der Auguren als auch die der Schiffsbesatzungen fand. Sie hatten sich für den langen Seeweg entschieden, der sie zunächst um die Südküste der Insel und entlang der Westküste von Gallien führte, um dann zwischen der Iberischen Halbinsel und der Nordküste von Mauretanien hindurch geradewegs auf Italien zuzusteuern. Des Nachts und in aller Heimlichkeit erreichten sie schließlich den römischen Hafen Ostia; dieser war erst kürzlich wieder aufgebaut und neu befestigt worden, und zwar von demselben Kaiser, der ihnen auch die Reise dorthin befohlen hatte.
    Beim Einlaufen in den Hafen wurde jeder der Frachter von je einer halben Hundertschaft der ersten Kohorte der batavischen Gardekavalleriebrigade in Empfang genommen, die ausschließlich aus handverlesenen Männern bestand. Diese Männer waren bekannt für ihre unerschütterliche Treue zu ihrem Kaiser, und besaßen die nicht zu unterschätzende, bereits hart erprobte Eigenschaft, selbst in sturzbetrunkenem Zustand noch ihren Befehl auszuführen. Jeder der beiden mit Planen abgedeckten Getreidewagen, welche die kostbare menschliche Fracht beherbergten, wurde über die gesamte Strecke der achtundzwanzig Kilometer bis nach Rom von einer dieser Spezialeskorten begleitet. Auf dem Palatin angekommen, brachte man die Gefangenen im Schutz der Dunkelheit in einem gut gesicherten Anbau hinter den Bedienstetenunterkünften des kaiserlichen Palastes unter. Begrüßt wurden sie von dem ehemaligen Sklaven Narcissus und zwei weiteren freigelassenen Sklaven: Callistus, dem die Aufsicht über die öffentliche Schatzkammer übertragen worden war, und Polybius, dem geistlichen Sekretär und Liebling der Kaiserin Agrippina. Bei Eingang der zweiten Fuhre jedoch war medizinische Hilfe vonnöten. Nach sorgfältiger Abwägung des Für und Wider und auf den ausdrücklichen Befehl von Narcissus wurde schließlich der Leibarzt des Kaisers, Xenophon von Kos, geweckt und angewiesen, sich um einige der neu angekommenen Gefangenen zu kümmern. Die daraufhin von Xenophon erteilten Anordnungen wurden aufs Genaueste befolgt. Im kaiserlichen Palast hatten weder das Wort der ehemaligen Sklaven noch das des Arztes Befehlsgewalt; beide Seiten aber waren um eine gütliche Zusammenarbeit bemüht.
     
    Nur langsam erwachte Dubornos aus seinen verschwommenen,

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