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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nicht in eine Schlacht ziehen.
    Während sie nun in die Dämmerung hineinritten, schmerzten Cunomars Ohren bereits vor angestrengtem Lauschen nach den Anzeichen für einen Angriff. Mit jedem Schritt, den sein Pferd machte, schlug das Schwert gegen seinen Oberschenkel. Eigentlich hätte ihm diese Waffe ein gewisses Gefühl der Sicherheit verleihen sollen, doch das war leider nicht der Fall. Sein ganzes Leben lang hatte er ein Krieger sein wollen, und nun, da die Chance endlich gekommen war, fühlte er sich dem Ganzen doch noch nicht gewachsen. Cygfa dagegen hatte vor ihrer ersten Schlacht täglich mit den kampferprobten Frauen und Männern von Mona geübt. Cunomar dagegen hatte mehr als zwei Jahre in Rom gelebt, wo man ihnen das Tragen von Waffen verboten hatte und ihm selbst das körperliche Training untersagt worden war - es wäre mit dem Tode der gesamten Familie vergolten worden. Erst heute hatte Cunomar ein bisschen üben können. Die Klinge, die man ihm gereicht hatte, war jedoch für einen Mann gefertigt worden und noch zu schwer für den Jungen. Dennoch hatte er sie in dem kleinen Hinterzimmer der Taverne ein paar Male ausprobiert und war zu dem Ergebnis gekommen, dass er, wenn er das Schwert mit beiden Händen packte, es vielleicht nur einmal, dafür aber mit recht ordentlicher Wucht würde schwingen können, ehe der Feind seine Reihen um ihn schloss. Er hatte die Enttäuschung in den Augen seines Vaters ablesen können, und er hatte sich sehr geschämt, noch umso mehr, als mac Calma daraufhin das Zimmer wieder verlassen hatte, um mit zwei kleinen, spitzen Dolchen zurückzukehren, je einen für Cunomar und Philonikos. Xenophons Schüler war zwar groß genug und besaß auch das Alter, um ein Schwert bei sich zu führen, doch war er den Umgang damit nicht gewohnt und wurde daher in dieser Beziehung auch bloß wie ein Kind behandelt; es schmerzte Cunomar, mit ihm auf eine Stufe gestellt zu werden.
    In der noch verbleibenden Zeit, ehe Valerius zurückgekehrt war, hatte Caradoc ihnen beiden gezeigt, wie sie, für den Fall, dass sie lebend gefangen genommen würden, die Klingen zu führen hätten. Immer wieder hatte er den Finger in genau jene Stelle zwischen dem vierten und dem fünften Rippenbogen der linken Körperhälfte gebohrt, in die sie hineinstechen sollten, die Klinge zum Brustbein hin gekippt, damit dadurch das Herz und die Hauptblutgefäße zerrissen würden. Als sie später bei den Pferden angelangt waren, hatte Dubornos alles wiederholt, und nachdem sie aufgesessen hatten, hatte auch Cygfa es jedem noch einmal vorgeführt, nur um ganz sicherzugehen, dass sie es auch verstanden hatten. Unzweifelhaft war in den Augen eines jeden der Krieger die Gewissheit abzulesen, dass es besser wäre, rasch zu sterben, als den Henkern des neuen Kaisers gegenübertreten zu müssen.
    Cunomar dagegen wusste, dass es besser war, im Kampf zu fallen als durch sein eigenes Messer, dennoch hatte er sich ihre Anweisungen genau angehört und so lange wiederholt, bis die Handlung ihm schließlich so real erschien, dass er sich wunderte, überhaupt noch am Leben zu sein. Während sie nun an der Wasserlinie entlangritten und Cunomar sich die Situation im Geiste noch einmal vor Augen führte, wusste er, dass er so etwas durchaus fertig bringen würde, dass dem griechischen Jungen dafür aber der Mut fehlte. Als schließlich auch das Wellenzählen seine Gedanken nicht mehr länger von dem Bevorstehenden abzulenken vermochte, malte er sich die vielen verschiedenen Möglichkeiten aus, mit denen Cunomar, Sohn des Caradoc, alle Erwachsenen überleben, zwei Römer töten und sogar Philonikos’ Leben noch ein Ende bereiten würde, ehe er die kurze, betrügerische Klinge schließlich gegen sich selbst richtete. Immer wieder stellte er sich diesen Handlungsablauf vor und konnte schon regelrecht spüren, wie das Messer Haut und Muskeln durchtrennte und schließlich bis in sein Herz hineindrang. Auch konnte er bereits die Enttäuschung auf den Gesichtern der Feinde erkennen, als diese um ihren gerechten Lohn gebracht wurden, konnte die auf ihn einstürmende Dunkelheit spüren und sehen, wie Brigas Gesicht immer klarer wurde, während er langsam starb. Selbst solche Bilder der Niederlage waren immer noch besser als diese andere, noch größere Angst, die bereits an den Rändern seines Bewusstseins zu nagen begann: die kalte, hartnäckig lauernde Frage, wie sein Vater eigentlich ein Schwert im Kampf führen wollte, wenn sein durch die

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