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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Gefangenschaft zerschundener Körper doch noch nicht einmal mehr eine Axt schwingen konnte.
    Noch immer hatte sich die Entfernung zu dem Schiff scheinbar nicht verringert. Für hundert Schritte, die sie vorangekommen waren, schien es sich um hundert Schritte weiter von ihnen zurückgezogen zu haben. Die Küstenlandschaft aber hatte sich verändert. In zunehmend kürzeren Abständen säumten kleine Findlinge den Strand, der das gleiche Grau angenommen hatte wie die Dämmerung. Die Pferde mussten sich nun vorsichtig ihren Weg ertasten. Schon bald waren sie durch steiniges Geröll, das sich über eine Länge von hundert Schritten oder noch weiter erstreckte, gezwungen, weiter landeinwärts zu reiten, und damit entschwand auch das Schiff aus ihrem Blickfeld. Einmal beschrieb ihr Weg eine so scharfe Kurve, dass Cunomar für einige wenige Schritte klar den hinter ihm reitenden Dekurio erkennen konnte, und was er da sah, trug nicht gerade zu seiner Ermunterung bei: Valerius trank ganz unverhohlen. In der einen Hand hielt er sein nacktes Schwert, hatte es quer über den Hals seiner Stute gelegt, mit der anderen goss er sich stetig den Tavernenwein in den Mund.
    Hinter Valerius saß der Sklavenjunge und klammerte sich voller Angst an Valerius’ Tunika fest. Er war nicht gerade ein geborener Reiter, so viel war schon einmal klar, doch hatte er mit angesehen, wie Valerius dem Wirt seine Züchtigung hatte zukommen lassen, und daher war seine Angst vor dem Dekurio noch größer als die vor dem Pferd. Cunomar beobachtete, wie Valerius einmal hinter sich griff und dem Jungen einen Schluck von seinem Wein anbot und wie dieser daraufhin lediglich verängstigt den Kopf schüttelte. Gänzlich unbeeindruckt davon schwenkte Valerius nun die Flasche nach rechts und nach links und bot damit offenbar auch einigen vorbeiziehenden, unsichtbaren Gestalten seinen Wein an. Valerius’ Gesicht zeigte keinerlei Regungen, war jedoch in Schweiß gebadet, der sich in der kleinen Mulde über seiner Oberlippe sammelte und geradezu in Strömen an seinen Schläfen hinabrann. Doch das war lediglich das Bild, wie es sich ihnen bereits jeden Morgen und jeden Abend gezeigt hatte, wenn Valerius in seinen Weggefährten gegenüber recht beleidigender Art am Feuer gesessen und getrunken hatte. In den vierzehn Tagen, die ihre Reise bereits dauerte, hatte Cunomar gelernt, das jeweilige Maß von Valerius’ Betrunkenheit recht gut einzuschätzen, und gegenwärtig befand er sich in einem Stadium, in dem er nach Cunomars Dafürhalten schon kaum mehr bei Besinnung sein konnte.
    »Glaubst du, auf diese Weise den Schmerzen des Kampfes zu entkommen, oder glaubst du, dadurch den Mut zu finden, gegen deine eigenen Leute zu kämpfen?«
    Cunomars Stimme verriet ihn. Mitten im Satz schlug sie um. Der Anfang hatte dunkel und voll tönend geklungen, das Ende jedoch hoch und schrill und viel zu laut. Bestimmt hatte man ihn selbst auf dem Schiff noch hören können, und auch weiter landeinwärts, wo die römischen Wachen gerade nach ihrer Spur suchten. Cunomar merkte, wie sein Vater sich blitzschnell umdrehte, sah dann aber, wie Dubornos Caradoc beruhigend eine Hand auf den Arm legte, und war ihm dafür äußerst dankbar.
    Valerius drehte sich leicht im Sattel herum, um Cunomar ansehen zu können. Schließlich schaffte er es sogar, seinen Blick auf Cunomars Gesicht zu konzentrieren. »Wenn das tatsächlich der Grund für mein Trinken wäre, dann würde das gleichzeitig bedeuten, dass es jetzt auch kein Entkommen mehr gibt. Und für den Fall solltest du besser hoffen, dass ich tatsächlich den Mut gefunden hätte, von dem du eben gesprochen hast. Vielleicht aber lässt mein Gott Marullus’ Hand ja so lange innehalten, dass der Kampf mit Worten statt mit Klingen ausgefochten werden kann. Auch darum könntest du jetzt beten.«
    Valerius sprach so leise, dass seine Worte kaum über das Rauschen der Wellen hinweg zu hören waren. Er schien nicht betrunken, andererseits hatte Cunomar ihn auch schon zuvor einmal dabei beobachtet, wie er einen kompletten Krug allein ausgetrunken hatte und danach nicht ein einziges Mal gelallt hatte.
    Zwischen zwei Geröllfeldern wurde der Pfad etwas breiter. Cygfa holte auf, um neben Cunomar zu reiten; es war nicht klar, ob dies dem Zweck dienen sollte, ihn etwas zurückzuhalten, oder ob sie ihn beschützen wollte. Merkwürdigerweise holte nun auch Valerius auf, um an Cunomars anderer Seite entlangzureiten, und kam dabei so nah heran, dass die Beine

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