Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
noch nicht funktionsunfähig gewordenen Teil seines Verstandes, dem gleichen Teil, der auch den Krug mit dem Wein wahrnahm und zu der Erkenntnis kam, dass dieser noch halb voll war. Der verbleibende Rest seines Denkvermögens aber registrierte drei Männer, die um den Tisch herum saßen, jeder mit einem Schwert nach gallischer Machart bewaffnet, und von denen jeder automatisch die Hand an die Waffe legte und mit Sprechen innehielt, als sich der Fellvorhang vor der Tür bewegte.
    Drei Männer.
    Valerius hatte aber nur zwei zurückgelassen.
    Darauf war er nun wirklich nicht vorbereitet gewesen. Darauf hätte ihn auch nichts vorbereiten können. Er blieb abrupt stehen. Seine Beine fühlten sich an wie Wasser und Eis zugleich, zu steif und zugleich zu schwach zum Gehen. Am entgegengesetzten Ende des Zimmers, nur eine Speerlänge entfernt, saß Luain mac Calma, der Reiher-Träumer aus Hibernia, Mitglied des Ältestenrates von Mona und einstiger Geliebter von Macha, die nun tot war. Langsam erhob sich der Träumer auf seine langen, gekrümmten Beine. Nachdem er sein Gegenüber einen Augenblick lang wortlos gemustert hatte, hob er seinen Arm zu dem traditionellen Gruß eines Träumers gegenüber einem Krieger.
    »Bán mac Eburovic. Willkommen. Sie hatten mir bereits gesagt, dass du dich verändert hättest. Aber ich hätte nicht gedacht, wie sehr.«
    Valerius spürte, wie sein Unterkiefer herabsank, und biss sogleich die Zähne fest aufeinander. Bán mac Eburovic. In der Sprache der Hibernier bedeutet sein Name so viel wie »weiß«, Eure Majestät. Hibernia ist das Land, in dem er empfangen wurde. Das hatte er vor langer Zeit einmal gehört, und er glaubte es, denn derjenige, der dies gesagt hatte, hatte keinen Anlass gehabt zu lügen; im Gegenteil hatte er doch allen Grund dazu gehabt, die Wahrheit zu kennen. Im Gegensatz zu dem ihm jetzt gegenüberstehenden Mann mit dem schmalen Gesicht, dem glatten schwarzen Haar und der hohen Stirn, der Valerius die Hand entgegenstreckte und ihn Sohn von Eburovic nannte und der gewusst haben musste, dass Eburovic, Meisterschmied der Eceni, nie in Hibernia gewesen war und weder Macha noch irgendeine andere Frau dort mit einem Sohn hatte schwängern können.
    Ich bin Valerius, Dekurio, Kind des eines Gottes und meines Vaters Unter Der Sonne. Der Name und das Wesen desjenigen, der mich gezeugt haben mag, sind vollkommen bedeutungslos. Hämmernd erklangen diese Worte hinter seinen Schläfen, erweckten aufs Neue jenen Kopfschmerz, der doch bereits wieder verflogen war. Unwillkürlich legte er die Hand auf sein Brustbein, drückte mit dem Handballen energisch auf das Brandmal in der Form des Raben und berührte dann flüchtig den Stier auf seiner Schulter. Im Geiste sagte er den Namen seines Gottes.
    Laut fragte er nun: »Was machst du hier?«
    Mac Calma ließ sein Schwert wieder zurück in die Scheide gleiten. »Wir haben auf deine Rückkehr gewartet. Ihr braucht ein Schiff. Und mittlerweile wirst du wohl auch herausgefunden haben, dass der Kapitän der Gesoriaca nicht vor Sonnenaufgang auslaufen wird. Aber es gibt noch ein zweites Schiff, es liegt ein kleines Stück weiter westlich entlang der Küste vor Anker. Es segelt unter einem Kapitän von größerem Wagemut. Ich werde euch zu ihm bringen.«
    »Ach, wirklich? Wie überaus hilfsbereit. Ich bin mir sicher, Caratacus ist nur allzu dankbar, dass sein Träumer die Gedanken anderer Menschen lesen kann. Bedauerlicherweise aber habe ich andere Pläne.« Valerius’ Stimme war gefährlich sanft geworden, und beim Klang genau dieser Stimme hatte bereits ein gallischer Regimentsschreiber sterben müssen. »Vielleicht habe ich die Frage nicht richtig formuliert. Also, wie kommt es, dass du hier in diesem Zimmer sitzt, in dieser Stadt, wenn unsere Flucht doch nur dem Kaiser und Xenophon bekannt gewesen war?«
    »Und der Kaiserin Agrippina. Weißt du denn nicht, dass Marullus die gesamte Stadt von Norden nach Süden durchkämmt, bloß um einen Hinweis auf euch zu bekommen?«
    »Und du kennst dafür doch bestimmt das Schicksal eines jeden Träumers, der lebend auf gallischem Grund und Boden festgenommen wird? Außerdem beantwortest du damit noch immer nicht meine Frage. Wie kommt es, dass du von unserer Flucht weißt, und woher genau wusstest du, dass wir hier sind?« Im Geiste erschienen Valerius bereits die Bilder eines wegen Verrats aufgespießten Fortunatus. Er verdrängte diese Bilder jedoch wieder, während er auf eine Antwort wartete.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher