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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gleichzeitigen Abwesenheit seines Gottes gab es für ihn nur noch seinen Schwur, an den er sich halten konnte. Er zwang sich, die Augen wieder zu öffnen. »Ihr solltet von hier verschwinden«, sagte er. »Fortunatus hat die Information, dass ihr euch hier versteckt habt, bereits an die Stadtwache verkauft. Sie warten nur deshalb noch bis zum Einbruch der Dämmerung, damit es so aussieht, als hätten sie uns durch Zufall gefunden, und Fortunatus dann nicht dafür sterben muss.«
    »Und du?«, fragte mac Calma. »Was wirst du tun?«
    »Ich? Ich werde erst einmal hier bleiben und euch Rückendeckung geben, wenn ihr verschwindet, und die Zeit nutzen, um Fortunatus wieder in Erinnerung zu rufen, dass Verrat nicht geduldet werden kann. Wenn er dann entsprechend geläutert ist und ich mir sicher bin, dass ihr nicht verfolgt werdet, werden der Junge und ich euch folgen.«
    Er hatte bereits wieder vergessen, dass er den Jungen Amminios genannt hatte.

XXVII
    Luain mac Calma ritt an der Spitze der Kolonne, Valerius bildete die Nachhut. Sie ritten in einer Reihe hintereinander entlang der Küstenlinie. Durch die nahezu windstille Luft drang der salzigscharfe Geruch der See, und frisch mischten sich der Duft des Sauerklees und die unter den Hufen ihrer Pferde zertretenen Küstenkräuter hinzu. Das Tageslicht schwand schnell dahin, und nur schwach konnten sie in der Dämmerung das Freiheit verheißende Schiff ausmachen. Wie ein Geisterschiff mit weißen, geblähten Segeln wartete es draußen auf dem Wasser auf sie, aber noch zu weit entfernt, als dass sie sich bereits in Sicherheit hätten wähnen dürfen. Das Meer war unruhig, und weiße Schaumkrönchen schmückten die von Manannan aufgewirbelten Wellen, die er ihnen zum Gruße, vielleicht aber auch als Ankündigung des nahen Todes entgegenschickte. Flüsternd eilten die Wellen den Strand herauf und kletterten mit dem Steigen der Flut jedes Mal ein bisschen höher. Cunomar beobachtete das Spiel der Wellen genau, merkte sich dann die Stelle, wo nach seiner Einschätzung die nächsthöhere Welle ankommen müsste, und führte eine imaginäre Strichliste, der er, wenn er richtig geraten hatte, eine weitere Kerbe hinzufügte. Es war zwar bloß das Spiel eines Kindes, doch hielt er auf diesem Weg noch die Angst aus seinem Bewusstsein fern; und eher würde er sterben, als seine Angst zu zeigen gegenüber diesem Verräter, der behauptete, Breacas Bruder zu sein, aber noch immer diese römische Uniform trug.
    Die Pferde liefen wie Hunde, während ihre mit Leder umwickelten Hufe leicht in die lockere Erde einsanken. Cunomar ritt als Drittletzter. Hinter ihm folgte Cygfa, die ihn auf diese Weise sowohl von den sie verfolgenden Römern als auch von Valerius abschirmte. Seit jenem Morgen, an dem sie einige Zeit in der Gesellschaft von Valerius verbracht hatte, hatte sie Cunomar gegenüber eine geradezu beschützende Art angenommen und zeigte ihre Verachtung für Valerius noch unverhohlener.
    Valerius war erst später wieder zu ihnen gestoßen, als sie gerade ihre Pferde abholten, und Cunomar hatte gerade noch beobachten können, wie der Dekurio ein blutiges Messer wieder in seine Scheide zurücksteckte. Anschließend grub er sein Schwert der Länge nach in den Schlamm und Unrat der Pferche des Schlachters. Schließlich, als Valerius merkte, dass er beobachtet wurde, blickte er zu Cunomar auf, ließ kurz sein schlangenähnliches Lächeln aufblitzen und sagte: »Der Mond ist aufgegangen, und der Himmel ist klar. Das wird es uns erleichtern, den Weg zum Schiff zu finden. Gleichzeitig verrät uns der Mond aber auch an Marullus und seine Männer. Ich würde euch daher raten, dass auch ihr eure Broschen und das Zaumzeug der Pferde bedeckt. Und wenn ihr nicht wollt, dass euch dann immer noch eure Waffen verraten, solltet ihr sie auch einmal durch den Schlamm ziehen. Ich entschuldige mich bereits im Voraus, wenn dies euren Kriegerinstinkten zuwider laufen sollte.«
    Letztere Bemerkung war in bissigster Ironie besonders auf Cygfa gemünzt gewesen, die sie jedoch einfach überhörte und das tat, was ihr Valerius empfohlen hatte. Cunomar beobachtete angewidert, wie sein Vater, Dubornos und Cwmfen allesamt die Schwerter zogen, die ihnen doch gerade erst Luain mac Calma gegeben hatte, und sie auf ähnliche Art besudelten. Letztendlich verfuhr aber auch er so mit der Klinge, die sie ihm gegeben hatten; jedoch erst, nachdem sein Vater ihm dies ausdrücklich befohlen hatte. So würden echte Krieger einfach

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