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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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endgültig niederwerfen, Valerius?«
    »Aus einem ganz einfachen Grund: Wenn Ihr ihnen ihr Land wegnehmt, nehmt Ihr ihnen damit auch ihre Existenzgrundlage. Sie können durchaus ohne Waffen leben, das wissen sie, selbst wenn ihr Stolz ihnen nicht erlaubt, das zuzugeben. Aber sie können nicht ohne die Quellen leben, aus denen sie ihre tägliche Nahrung beziehen. Wenn die Zwanzigste abzieht und die Trinovanter noch immer im Besitz ihrer Waffen sind, wenn die Veteranen anfangen, sich ihre Felder, ihr Vieh und ihr Getreide zu nehmen, dann werdet Ihr am Ende des Winters keine Kolonie haben, und dann wird der Krieg, der hier im Osten toben wird, denjenigen, der zurzeit im Westen stattfindet, wie ein belangloses kleines Geplänkel aussehen lassen. Wenn die Veteranen auch nur die geringste Überlebenschance haben sollen, dann müsst Ihr den Einheimischen ihre sämtlichen Waffen abnehmen und jeden, der Widerstand leistet, hart bestrafen - oder Ihr müsst sie allesamt töten, bis hin zum letzten Säugling an der Mutterbrust. Das sind die einzigen beiden Möglichkeiten, die Euch noch bleiben.«

VII
    »Ich bin der Meinung, dass ein Volk, dem bloß noch zwei Wahlmöglichkeiten offen bleiben, nämlich Tod oder Sklaverei, nicht einfach kampflos aufgeben, sondern den Krieg bis zum allerletzten Atemzug weiterführen wird.«
    So lautete Longinus’ Kommentar, als er fünf Tage später auf der brüchigen Eisschicht des Flusses stand. Seine Pferde, die in der Tat seine Brüder waren, aber eben auch nicht mehr, hatten aus Löchern getrunken, die am Rand des Wassers in das Eis gehackt worden waren, und scharrten nun mit den Hufen im Schnee, um an Gras heranzukommen. Die Pferde von Valerius’ Truppe mischten sich wieder unter die Tiere des Thrakers, so wie sie es schon seit Beginn ihres nachmittäglichen Treffens getan hatten.
    Ihre Schützlinge in Sicherheit und gut versorgt, hatten die beiden Oberstallmeister nach einer Wette gesucht, die schwierig und gewagt genug war, um den Sieg auch wirklich befriedigend zu machen, die aber andererseits immer noch im Bereich des Möglichen lag und das persönliche Sicherheitsrisiko in vernünftigen Grenzen hielt. Das trügerische, langsam schmelzende Eis auf dem Fluss hatte ihnen die Antwort geliefert. Es war mitten während ihrer Wette, an einem Punkt, an dem noch nichts entschieden war und jeder der beiden Männer noch gewinnen konnte, als Longinus plötzlich auf die Rede des Statthalters zu sprechen kam.
    Es war ein Ablenkungsmanöver, dazu gedacht, Valerius beim Zählen durcheinander zu bringen, während der Thraker sorgfältig darauf achtete, erst den Fluss in beiden Richtungen zu überprüfen, bevor er sprach. Er mochte zwar unbesonnen sein, vielleicht sogar eine geradezu absurde Neigung dazu haben, persönliche Risiken einzugehen, aber dumm war er nicht.
    Der Statthalter hatte zwar nicht die Dezimierung befohlen, aber er hatte drei Männer wegen Aufwiegelung auspeitschen lassen, und niemand hatte die Klugheit seiner im Westen des Landes angewandten Taktiken so explizit und unverhohlen in Zweifel gezogen wie Longinus. Dennoch ging das Gemurmel und Gemunkel weiter. Der Plan, die östlichen Stämme zu entwaffnen, war von den Mannschaften bereitwillig akzeptiert worden; sie waren ganz einfach sicherer, wenn die Barbaren rund um die Festung ihrer Waffen beraubt waren. Was weitaus größere Unruhe unter den Soldaten ausgelöst hatte, war die Antrittsrede des Statthalters in der eisigen Kälte der riesigen Versammlungshalle. Scapula war kein Mann, der seinen Auftrag auf die leichte Schulter nahm. Er war von Rom mit der Aufgabe betraut worden, den Westen sicher zu machen, und er hatte entschieden, dass die beste Methode, dies zu erreichen, darin bestand, den gesamten Stamm der Silurer auszulöschen. Noch niemals seit Beginn der Invasion war in der Provinz eine Maßnahme von derart drastischer Härte ergriffen oder auch nur angedroht worden. Man konnte sich also nur zu leicht vorstellen, wie die westlichen Krieger reagieren würden, wenn sie mit einem Statthalter konfrontiert wurden, der geschworen hatte, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind ihrer Stämme ins Jenseits zu befördern. Nur sehr wenige Statthalter starben auf dem Schlachtfeld; eine große Zahl von Legionssoldaten und Kavalleristen hatte bei der Invasion den Tod gefunden, und Tag für Tag wurden immer noch mehr von ihnen von den Stämmen im Westen abgeschlachtet. Ein Soldat mochte sich vielleicht nach dem Nervenkitzel und den ehrenvollen

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