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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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raschen Tod. Ganz ruhig jedoch sagte er: »Ein Zenturio der Zweiten Legion ist zum einfachen Soldaten degradiert worden, und zwölf seiner Männer wurden ausgepeitscht, weil sie in Meldungen und in Verhören behaupteten, dass es eine Frau war, die die größere Masse der silurischen Krieger bei ihrem Angriff auf das westlichste Fort anführte, und dass noch zahlreiche andere Frauen an ihrer Seite gekämpft hätten. Ich habe die Männer daraufhin noch einmal persönlich verhört, aber sie blieben steif und fest bei ihrer Aussage. Der Statthalter hält diese Geschichte für das Hirngespinst überspannter Gemüter. Hat er Recht?«
    Longinus hatte ihm fast genau die gleiche Frage gestellt, doch ihn hatte Valerius gefahrlos ignorieren können, wohingegen er seinem jetzigen Gegenüber wohl oder übel antworten musste. Ihr Zeichen ist der Schlangenspeer, mit lebendigem Blut aufgemalt ... Dein Zeichen hätte das Pferd sein können oder auch der Hase …
    Valerius wollte - konnte - Corvus in diesem Moment einfach nicht ansehen. Ein Name verbrannte die Luft zwischen ihnen, ein Name, der unter keinen Umständen ausgesprochen werden durfte. Mit einer Stimme, die sich angestrengt um Normalität bemühte und doch so gepresst und unnatürlich klang, sagte Valerius: »Der Statthalter hat immer Recht.«
    Angespanntes Schweigen erfüllte die Luft.
    »Dann irrt er sich also.«
    Marcus Ostorius Scapula schritt durch den Raum. Mit dem Gesicht zur gegenüberliegenden Wand und den Händen hinter sich auf dem Rücken verschränkt, sagte er: »Ihr habt vorhin erklärt, warum die abhängigen Stämme rebellieren werden, wenn wir sie entwaffnen. Wenn ich Euch richtig verstehe, dann betrachten sie ihre Waffen mit als ihren wertvollsten Besitz. Und wenn wir diese Schwerter konfiszieren - wenn wir, sagen wir mal, einen Schmied dazu zwingen, die Klingen vor den Augen des gesamten Stammes auf einem Amboss zu zerbrechen -, würden wir ihnen damit großen Schmerz zufügen und zugleich auch ihre Schlagkraft erheblich schwächen. Habe ich Recht?«
    »Es wäre für sie ähnlich schmerzhaft, als wenn Ihr ihre Kinder kreuzigen würdet.«
    »Es ist gut möglich, dass es auch noch dazu kommt.«
    Der junge Mann wandte sich nun wieder Valerius zu. Er war im Grunde nicht völlig ohne Mitleid, das konnte man an seinem Gesichtsausdruck erkennen; andererseits war er der Sohn des Mannes, der das Kommando über eine Provinz übernommen hatte, in der Erwartung, mindestens einen Winter über Frieden zu haben, einen Frieden, der erst einmal mühsam zu schaffen wäre. Marcus Ostorius setzte sich, stützte die Ellenbogen auf die Knie und legte die Fingerspitzen zusammen, um sich in einem langsamen Rhythmus gegen die Lippen zu klopfen.
    »Ihr werdet sicherlich wissen, dass es im vergangenen Monat in den Ländern nördlich von hier Aufstände gegeben hat. Zwei unserer Festungen wurden von den Eceni zerstört, und eine Einheit der Zwanzigsten war gezwungen, hier Zuflucht zu suchen. Der Statthalter hat nun zwei Möglichkeiten. Er kann die Dezimierung der beiden Kohorten befehlen, die im Angesicht des Feindes geflohen sind, um sie so für ihre Feigheit zu bestrafen - oder er kann die Stämme unterjochen, um sie so für den Aufstand zu bestrafen und um zugleich eine Wiederholung zu verhindern. Zu welcher dieser beiden Maßnahmen würdet Ihr ihm raten?«
    Valerius war abermals so entgeistert, dass er den Tribun nur wortlos anstarren konnte. Selbst Corvus rutschte nervös auf seinem Stuhl herum. Mit übertriebener Ehrerbietung sagte er: »Dezimierung, Tribun? Denkt der Statthalter ernsthaft über eine solch drastische Maßnahme nach?« Scapula stand zwar in dem Ruf, grausam zu sein, doch so weit war er bisher noch nie gegangen.
    Scapulas einziger Sohn lächelte angespannt. »Das tut er, allerdings. Möglicherweise muss er ja auch beides tun, aber ich glaube nicht so recht daran. Die Dezimierung ist seit der Zeit der Republik nicht mehr praktiziert worden, und wenn er sie jetzt anordnen würde, käme das einer Botschaft an die vier Legionen Britanniens gleich, dass sie eher meinen Vater fürchten sollten als die Stämme, die sie attackieren wollen. Er hat eine solche Maßnahme tatsächlich in Erwägung gezogen, aber die traurige Wahrheit ist, dass sowohl die Tribune als auch die Legaten, die jetzt das Kommando über die Truppen haben, noch neu auf ihren Posten sind; es ist also keineswegs sicher, ob die Männer dem Befehl, einen von zehn ihrer Kameraden totzuschlagen, Folge

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