Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
Auszeichnungen einer Schlacht sehnen, aber ganz sicherlich nicht danach, dass sein Feind mit der Wildheit und Heftigkeit eines in die Enge getriebenen Wolfes kämpfte.
    Longinus schaukelte leicht auf dem Eis hin und her und breitete die Arme aus, um das Gleichgewicht zu halten. »Du kennst sie doch«, sagte er zu Valerius. »Was meinst du - werden die Silurer zulassen, dass wir ihre Männer töten und ihre Frauen und Kinder versklaven, so wie Scapula es uns versichert hat?«
    »Wenn sie das tun, dann wird es das allererste Mal in der Geschichte ihres Volkes sein«, erwiderte Valerius. »Nur die Ordovizer sind noch wilder, und wenn die mit den Silurern vereint sind, wird nichts und niemand sie aufhalten können. Und sobald sich dann die Nachricht von der Drohung des Statthalters weiter herumspricht, werden auch die anderen Stämme, die sich vielleicht noch nicht ganz sicher waren, ob sie Rom als Feind betrachten sollen oder nicht, in jedem Fall den Träumern glauben, die ihnen einreden, dass wir kommen, um sie allesamt zu vernichten.«
    Auch dieser Kommentar war subversiv, aber nicht schlimmer als die Bemerkungen, die zuvor gefallen waren, und Valerius ließ sich dadurch auch nicht beim Zählen durcheinander bringen. Er lehnte sich gegen den vielzackigen Stumpf eines Haselnussbaumes, der ein Stück über dem Boden abgesägt worden und als Pfosten zum Anbinden stehen geblieben war. Mit einer Hand klopfte er den Rhythmus seines Herzschlags auf den Baumstumpf. Draußen auf dem Fluss tat Longinus das Gleiche, obgleich sein Schlag merklich schneller war. So ruhig und unerschütterlich wie ein Fels stand der Thraker auf dem brüchigen Eis, die Füße gespreizt und unmittelbar rechts und links von einem Spalt platziert, der so breit wie seine Faust war. Er hatte darauf gewettet, dass das Eis sein Gewicht über eine Zeitspanne von fünfzig Pulsschlägen tragen würde. Als Valerius die Wette angenommen hatte, hatte er allerdings nicht daran gedacht, klarzustellen, an wessen Puls diese Zeitspanne denn gemessen werden sollte. Er glaubte noch immer, dass er gewinnen würde.
    »Du willst damit also sagen, dass der Statthalter den Träumern im Grunde ein Geschenk gemacht hat und nichts getan hat, um... das war’s... neunundvierzig... fünfzig... Jetzt!« Der Thraker sprang mit einem Riesensatz vorwärts ans Flussufer. Dort, wo gerade eben noch sein rechter Fuß gewesen war, kippte eine Eisscholle, nicht dicker als der Daumen eines Mannes, seitlich in das träge fließende Wasser. Er blickte zu Valerius auf, sein Mund zu einem triumphierenden Grinsen verzogen. »So, ich schätze mal, damit gehört der falkenköpfige Dolch jetzt mir, richtig?«
    Der Dolch war eher klein und zierlich, gerade mal so lang, dass er in die Handfläche passte und dort verborgen werden konnte. Ein kleiner Horus schmückte das Ende des Hefts, fein geschnitzt und mit zwei winzigen Jettperlen als Augen. Valerius hatte die Waffe einst von Corvus geschenkt bekommen, damals, während ihrer gemeinsamen Zeit am Rhein, als die Invasion Britanniens noch reine Fiktion gewesen war, ein Witz, den die Männer auf Caligulas Kosten zum Besten gaben. Früher einmal war es für Valerius von großer Bedeutung gewesen, dass er den Dolch behielt. Jetzt drehte er ihn herum, und das geschnitzte Heft zeigte auf den Thraker. Dann schleuderte er die Waffe mit einer blitzschnellen Bewegung aus dem Handgelenk hoch in die Luft, so dass es schon eine Leistung an sich war, den wirbelnden Dolch aufzufangen, ohne sich dabei zu verletzen.
    Lächelnd streckte Longinus die Hand aus und schnappte sich das Messer aus der Luft. Falls er wusste, dass Valerius Corvus, Präfekt der Quinta Gallorum, den Falkengott als sein persönliches Sinnbild betrachtete, so machte Longinus auf jeden Fall keine Bemerkung darüber. Nachdem er sich auf dem zertrampelten Schnee niedergelassen hatte, meinte er: »Als der Statthalter neulich seine Rede hielt, hatte ich noch die stille Hoffnung, dass die westlichen Stämme vielleicht niemals von Scapulas Absichten erfahren würden. Seitdem habe ich jedoch in den Mannschaftstavernen gezecht, die du mir empfohlen hast, und mich mal umgehört, was die Männer so alles von sich geben, wenn der Wein ihre Zunge gelockert hat. Es geht das Gerücht um, dass die feindlichen Träumer ihre Sinne als weiße Vögel durch die Lüfte schicken können und dass jedes Wort, jede unbedachte Äußerung zu denjenigen zurückgetragen wird, die sie lenken. Ist das wahr?«
    Die Pferde

Weitere Kostenlose Bücher