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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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leisten würden. Das ist etwas, was wir unter den gegenwärtigen Umständen lieber nicht auf die Probe stellen möchten. Die einzige Alternative ist, die hiesigen Stämme unverzüglich zu unterjochen. Wir können keinen Krieg im Westen führen, wenn die ständige Gefahr besteht, dass der Osten sich erhebt und uns von hinten angreift. Camulodunum muss uneinnehmbar gemacht werden.«
    Er nannte die Festung Camulodunum - was so viel wie »Camuls Residenz« hieß -, Heim des Kriegsgottes der Trinovanter, nicht »Cunobelins Residenz«, so wie sie früher immer geheißen hatte. Sämtliche Römer hatten diese Bezeichnung gebraucht, seit sie zum ersten Mal in das Land eingefallen waren, als ob man ihnen gesagt hätte, dass dies der offizielle Name der Festung sei. Kein Mensch hatte es für ratsam gehalten, sie eines Besseren zu belehren.
    Auch Valerius dachte nicht daran, sein Gegenüber jetzt zu korrigieren. Er starrte blicklos auf die Wand von Corvus’ Büro und fühlte, wie seine Augen glasig wurden. Der immer währende harte Knoten der Anspannung in seinem Bauch bewegte und veränderte sich, wurde regelrecht lebendig unter der seltsam elektrisierenden Mischung aus Furcht und Erwartung, die plötzlich in seinem Inneren aufwallte. Ein kalter Hauch nackter Angst kroch langsam sein Rückgrat herauf, so als ob eisige Finger über seine Wirbelsäule strichen, und zusammen mit dieser Angst glomm ein Funke in ihm auf, der so blendend hell leuchtete wie das Licht des Gottes und das selige Vergessen versprach, das man im Getümmel einer Schlacht finden konnte. Davon hatte er in diesen letzten vier Jahren viel zu wenig gesehen.
    Nachdenklich fragte er: »Ihr habt zweitausend Veteranen in Camulodunum, denen Land versprochen worden ist, wenn sie aus der Armee ausscheiden. Wem gehört denn das Land, das man ihnen zum Bebauen geben wird?«
    »Den Trinovantern«, antwortete Marcus Ostorius. »Im Moment jedenfalls gehört es ihnen noch. Wenn die Kolonie erst einmal gegründet ist, wird dieses Gebiet jedoch offiziell zu Rom gehören, was bedeutet, dass die Einheimischen dann keinerlei Rechtsanspruch mehr auf irgendeinen Teil ihres Landes haben werden.«
    Er sagte dies so, als ob die Tatsachen klar und offensichtlich wären, was sie aber keineswegs waren.
    Steif - später könnte man denken, geradezu widerwillig - sagte Corvus: »Valerius... die römischen Gesetze sehen vor, dass nur römische Staatsbürger Land besitzen dürfen. Nur einer von den Trinovantern ist eingebürgert worden, er wird folglich seine Ländereien behalten dürfen. Der Rest der Bevölkerung verwirkt automatisch sämtliche Rechte auf Grund und Boden. Es mag zwar sein, dass der neue Statthalter beschließt, die Familien für ihren Verlust zu entschädigen, aber verpflichtet ist er dazu nicht.«
    Ziemlich genau das Gleiche hatten auch die Gerüchte besagt, aber niemand, der auch nur einigermaßen bei Verstand war, glaubte daran. Valerius verflocht seine Hände miteinander, um sie ruhig zu halten, und sagte: »In diesem Fall bleibt Euch keine andere Wahl, als die Stämme umgehend zu entwaffnen, sie vollkommen niederzuwerfen und dabei mit aller Gewalt gegen sie vorzugehen. Diejenigen, die gute Lust haben zu rebellieren, werden es unter Garantie tun, aber wenn Ihr ein Exempel an ihnen statuiert, und zwar rigoros, werden sich die Übrigen wohl oder übel fügen. Sie werden uns deswegen verabscheuen, aber sie verabscheuen uns ja sowieso. Wir haben sehr viel mehr zu verlieren als ihre Meinung von uns.«
    In diesem Moment gehorchte er nicht mehr den Befehlen irgendwelcher Vorgesetzter, sondern nur noch den Geboten seines Körpers. Die sich sträubenden Härchen in seinem Nacken und das Wechselbad von Hitze und Kälte in seinem Bauch, das Klirren von Waffen und die fernen Schreie der Verwundeten - all das war sowohl eine Erinnerung als auch eine böse Vorahnung. Ihm war nicht bewusst, wie sich der Ausdruck auf seinem Gesicht veränderte, während er redete, aber er fühlte die Erregung in der Luft, und als er schließlich seinen Blick von der kahlen Wand losriss, auf der die Schlachten ausgetragen und verloren worden waren, merkte er, dass sein Blick unwillkürlich zu Corvus’ Gesicht hinüberschweifte. Die Besorgnis, die er dort las, überraschte ihn. Doch es war Marcus Ostorius, der sprach. Seine Stimme klang ruhig und gedämpft, ganz so, als ob er in Anwesenheit eines Schlafenden spräche, der nicht geweckt werden durfte.
    »Warum müssen wir die Stämme so restlos und

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