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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Götter forderten eine gerechte Strafe, aber sie hatten noch nie zuvor verlangt, dass ein Mann so entsetzlich für seinen Verrat leiden musste, wie dieser eine hier gelitten hatte. Der trinovantische Kundschafter war den halben Vormittag fort gewesen, doch sein Leichnam hing keine tausend Schritte von der brennenden Festung entfernt auf dieser Lichtung. Keine seiner Wunden war tödlich gewesen. Hätten die Hilfstruppen einen anderen Weg genommen, hätte der Mann womöglich noch den Rest des Tages und bis in die Nacht hinein lebend an dem Baum hängen müssen, ohne dass ihn jemand von seinen Qualen erlöst hätte.
    Valerius legte eine zitternde Hand auf seine Augen und wartete, bis sich der Tumult in seinem Magen wieder einigermaßen beruhigt hatte. »Sie lernen allmählich von uns«, murmelte er vor sich hin. »Ein langsamer, qualvoller Tod verbreitet Furcht unter denjenigen, die ihn mitangesehen haben.«
    Nur an der sich plötzlich verändernden Art des Schweigens um ihn herum merkte er, dass er laut gesprochen hatte.
    »Die in seine Brust eingeritzten Zeichen sind nicht der Schlangenspeer«, sagte Corvus. »Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben.«
    »Und unterdessen umzingelt der halbe Stamm der Eceni diese Lichtung hier, um uns allesamt an den Fersen aufzuhängen!« Marcus Ostorius war nervös, und er ließ es sich auch deutlich anmerken, was nicht gerade half, den Mut seiner Truppen zu stärken. »Wir müssen schleunigst zusehen, dass wir weiterkommen, solange wir noch Tageslicht haben und noch eine Chance besteht, aus diesem verfluchten Wald hinauszureiten. Entziffert die Zeichen, und damit basta! Wir sollten uns hier wirklich nicht aufhalten.«
    Valerius hatte die Zeichen bereits gesehen, und als er begriffen hatte, was sie bedeuteten, war der Schock so groß gewesen, dass sich ihm abrupt der Magen umgedreht hatte. Den Blick auf Corvus gerichtet, sagte er: »Das Zeichen unter dem Pferd stellt einen Fuchs dar. Siehst du, hier... diese einzelne Linie zieht sich von der Nase bis zum Schwanz, und hier... über der Nase sind die beiden Ohren und darunter die Vorderpfoten. Sein Platz unterhalb des galoppierenden Pferdes bedeutet, dass er das persönliche Zeichen desjenigen ist, der die Krieger anführt.«
    »Und wer ist das? Wer hat den Fuchs als sein Traumzeichen?«
    »Ich weiß es nicht.« Das stimmte nicht so ganz. In irgendeinem dunklen Winkel seines Bewusstseins regte sich eine vage Erinnerung, aber sie wollte nicht hervorkommen. Corvus’ Ungeduld spürend, schüttelte Valerius den Kopf. »Aber das werden wir bestimmt bald genug herausfinden. Wenn derjenige den Fuchs hier zusammen mit dem Pferd der Eceni eingeritzt hat, dann wird er ihn zweifellos auch im Kampf tragen. Wenn wir auf die Krieger stoßen - falls wir überhaupt jemals irgendeinen von ihnen sehen, bevor sie uns töten -, wird dieser Mann also leicht zu erkennen sein.«
    »Oder diese Frau«, entgegnete der Tribun missmutig.
    Ihre Blicke trafen sich. Valerius nickte. »Ganz recht.«
    Marcus Ostorius machte auf dem Absatz kehrt und schwang sich auf den Rücken seines Pferdes. Die Truppen formierten sich in Schlachtordnung und setzten sich wieder in Marsch, jeder einzelne Mann bereit, zu töten und getötet zu werden. Die immer dichter werdenden Wälder waren von Göttern erfüllt, aber es waren nicht die Götter Roms oder seiner Verbündeten. In den Reihen der einfachen Soldaten wurden Gebete an Jupiter, Gott der Legionen, und an Cernunnos, den Geweih tragenden Waldgott der Gallier, gesprochen. Die Thraker wiederum riefen ihre eigenen Götter in ihrer eigenen Sprache an. Valerius und seine Glaubensbrüder berührten ihre Brandmale und erneuerten ihren Eid gegenüber Mithras, Stiermörder und Beschützer der seinen.
    Auf Marcus Ostorius’ Anweisung hin ritt Valerius jetzt an der Spitze der Kolonne bei den Offizieren, um jegliche von den Einheimischen hinterlassenen Zeichen schneller entziffern zu können. Er trabte unter Bäumen hindurch, deren Äste ihm in den uralten Sprachen der Ahnen zuflüsterten. Seine Haut fühlte sich so überempfindlich an, als ob er kürzlich ausgepeitscht worden wäre, so dass er jedes Geräusch, jeden Laut als schmerzhafte körperliche Berührung empfand. Als Corvus, der wenige Schritte von ihm entfernt ritt, ihn fragte: »Was hatte das dritte Zeichen zu bedeuten?«, zuckte Valerius unwillkürlich zusammen.
    »Das unter dem Fuchs? Ich bin mir nicht sicher. Es war schwer zu entziffern - der Mann muss sich heftig

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