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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gewehrt haben, als sie es in seine Haut ritzten, deshalb waren die Linien nicht klar und deutlich.«
    Corvus hatte ihm noch nie erlaubt, sich mit Ausflüchten oder ausweichenden Antworten aus der Affäre zu ziehen, und er erlaubte es auch jetzt nicht. »Mir kam es wie ein Vogel vor«, sagte er. »Genauer gesagt, wie ein Falke.«
    »Das könnte durchaus sein. Die Frage ist nur, welche Art von Falke? Ich glaube… ich fürchte sehr, dass es der Rote Milan war.«
    »Und wenn er es nun war?«
    »Dann haben die Krieger der Coritani und die der Eceni ihre seit sieben Generationen währende Feindschaft begraben und sich nun gegen uns verbündet.« Valerius rang sich ein Lächeln ab und wusste, dass man ihm die Anstrengung deutlich ansah. »Freu dich. Der Tribun wünscht sich doch einen Kampf, der dem Zusammenstoß im Westen, den er gerade verpasst, in nichts nachsteht. Wenn wir gegen die Krieger der Coritani und der Eceni zugleich kämpfen müssen, dann kriegt er genau das, was er sich so brennend gewünscht hat.«
    Danach ritten sie getrennt weiter und sprachen auch nicht mehr miteinander. Die anderen beiden vermissten Kundschafter fanden sie auf ihrem Weg durch den Wald: Der eine hing - ebenso wie der Erste und ebenfalls noch lebend - kopfüber an einem Baum; der andere lag mit dem Gesicht nach unten in einem Sumpf, an Pflöcke gespannt wie ein Tierfell und mit einem Stein unter dem Kinn, der seinen Kopf über Wasser hielt. Bei diesem Mann waren die Traumzeichen in den Rücken eingeritzt worden. Valerius tötete sie beide, indem er seinen mit Eisenspitzen bewehrten Hammer schwang und ihnen einen gezielten Schlag zwischen die Augen versetzte, so wie er es auch bei einem Pferd mit Kolik getan hätte. Es war ein schneller und gnädiger Tod. Und dennoch kam er in jedem der Fälle einen halben Tag zu spät.
    Die drei gefolterten Männer waren in regelmäßigen Abständen entlang einer klar erkennbaren Route zurückgelassen worden, nach dem gleichen Prinzip, nach dem ein Jäger Fleischbrocken für einen Bären auslegen würde, um ihn in eine Falle zu locken; und es hatte Valerius nicht im Geringsten überrascht, als kurz nach der Entdeckung des gepfählten Trinovanters die ersten Wurfspeere aus dem Wald geflogen kamen. Wenn er, Valerius, einen Überfall aus dem Hinterhalt geplant hätte, dann hätte er ihn an genau der gleichen Stelle verübt - nämlich hier, wo der Pfad so schmal wurde, dass die Pferde einzeln hintereinander gehen mussten und die Hilfstruppen gefangen waren zwischen nassem, äußerst trügerischem Sumpfland auf der einen Seite und dichtem Wald auf der anderen, wo die Bäume zu eng nebeneinander standen, als dass Pferde oder Menschen sich einen Weg hätten hindurchbahnen können.
    Die Soldaten der Infanterie bekamen, da sie sehr viel langsamer waren, den Speerhagel am stärksten zu spüren; es war von Anfang an klar gewesen, dass sie die volle Wucht des Angriffs abbekommen würden. Sie stellten ihre viereckigen Schilde Kante an Kante nebeneinander auf und kauerten sich hinter die Mauer, die sie auf diese Weise bildeten. Die Speere flogen jedoch in hohem Bogen und sausten fast senkrecht von oben herab, so dass die Mauer an etlichen Stellen zerbrach und Breschen für wieder andere Speere hinterließ. Die Männer starben wie Schafe bei einer Massenschlachtung.
    Während der ersten Augenblicke des Angriffs umkreiste die Kavallerie vergeblich die Ränder des Waldgebiets und verlor dabei ebenso schnell Pferde und Männer wie die Infanterie. Sie konnten weder irgendwo zwischen den Bäumen durchdringen, noch die hinter ihren Schilden kauernden Legionssoldaten schützen. Und so trieben auf Marcus Ostorius’ ausdrücklichen Befehl hin beide Kavallerieflügel ihre Pferde zum Galopp an und flohen. Die durch die Luft sausenden Speere trieben sie wie eine Herde Rinder auf das offene Gelände am Ende des Pfades zu. Die Soldaten der Infanterie, angeführt von Zenturionen, die nicht das Verlangen verspürten, Männer um der Sache willen sterben zu sehen, schnappten sich ihre Schilde und rannten hinter ihnen her. Etwas mehr als einhundert Mann überlebten diesen ersten Angriff und erreichten die Lichtung.
    Als Valerius an der Spitze seiner Truppe aus dem Wald herausstürmte, fand er sich auf einem Stück Land wieder, auf dem vereinzelt Eichen und Ulmen standen. Auf seiner Rechten bildete die Marsch eine durchgehende Grenze, links von ihm stieg dichter Wald auf. Und vor ihm war eine Barriere aus gefällten Eichenstämmen

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