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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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errichtet worden, dreihundert Schritte lang und so hoch, dass sie einem ausgewachsenen Mann bis zur Schulter reichte. Hinter dieser Barriere warteten die in geschlossener Formation angetretenen Krieger zweier Stämme. Einer vorsichtigen Schätzung zufolge belief sich ihre Anzahl auf mindestens dreitausend Mann. Aufleuchtende Farbtupfer von Umhängen, Armreifen und Waffen ließen erkennen, dass sich noch zahllose andere Krieger versammelt hatten, die sich in dem Wald zur Linken drängten und die Marsch auf der Rechten absicherten. Die Eceni und die Coritani waren zahlenmäßig gleich stark vertreten, eine Beobachtung, die Valerius’ schlimmste Befürchtungen bestätigte.
    Die Soldaten der Hilfstruppen hätten besser zu Pferd kämpfen sollen. Für den Rest seines Lebens war Valerius davon überzeugt, dass sie hätten siegen können oder zumindest nicht ganz so viele Männer verloren hätten, wenn sie nicht hätten absitzen müssen; aber Marcus Ostorius war im Grunde seines Herzens ein Infanterieoffizier und musste seine noch vorhandene halbe Zenturie von Infanteristen schützen und lebendig wieder nach Hause bringen. So hatte der Tribun das Signal zum Absitzen gegeben, und Männer, die seit ihrer Kindheit dafür trainiert hatten, zu Pferd zu kämpfen, waren zu ihrer ungläubigen Fassungslosigkeit nun plötzlich dazu verdammt, als Fußsoldaten agieren zu müssen.
    Marcus Ostorius hatte zahllose Schriften über Kriegsführung gelesen, hatte unzählige Stunden damit verbracht, mit Altersgefährten gebildete Diskussionen zu führen und Scipios Gefechte gegen Hannibal oder Octavians Kämpfe gegen Marcus Antonius zu analysieren. Konfrontiert mit einem Feind, der in überwältigender Anzahl aufmarschiert war und sich hinter einer unzerbrechlichen Barriere verschanzt hatte, und in Ermangelung der nötigen Ausrüstung für eine Belagerung, teilte Marcus Ostorius nun seine Soldaten in zwei Flügel ein, während er selbst zusammen mit den restlichen Männern seiner beiden Zenturien das Zentrum zu stürmen plante.
    Die Eceni lachten spöttisch. Valerius hörte ihr schallendes Gelächter von seinem Platz an Regulus’ Seite auf dem linken Flügel des vermeintlichen Angriffskommandos aus. Als die Soldaten der Hilfstruppen zum Wald herumschwenkten, hallten die Beleidigungen nur so von den Bäumen wider, als ob die wartenden Krähen die Sprache der Menschen gelernt hätten. Einige dieser höhnischen Zurufe waren auf Lateinisch, der Großteil nicht. Von all jenen, die auf der Seite Roms standen, konnten wahrscheinlich nur Valerius und Corvus den Hohn ihrer Feinde in seinem ganzen Ausmaß verstehen und ihn in gewisser Weise vielleicht sogar teilen. Corvus führte seine Männer in zwanzig Schritt Entfernung auf Valerius Linker vorbei und weigerte sich zweimal, seinem Blick zu begegnen; er würde in unverbrüchlicher Loyalität gegenüber seinem vorgesetzten Offizier sterben, mochte der Befehl auch noch so irrsinnig sein.
    Und er war ganz und gar irrsinnig. Die Männer der Quinta Gallorum zogen vorzeitig ihre Schwerter und benutzten Klingen, die eigentlich zum Aufschlitzen von Haut und Fleisch bestimmt waren, stattdessen dazu, um sich durch dichtes Gestrüpp und Farnwedel und ineinander verhedderte Dornenranken zu schlagen. Es war schon von Anfang an klar, dass sich ihre großen Schilde - sobald sie tiefer in den Wald eingedrungen waren - prompt im Unterholz verfangen würden und mühsam wieder herausgezerrt oder vorwärtsgeschoben werden müssten, um gewaltsam Platz zu schaffen, wobei der Mann hinter dem Schild schutzlos dem Stoß eines Eceni-Speeres ausgeliefert sein würde.
    Longinus’ Flügel hatte die noch schwierigere Aufgabe: nämlich die, einen Weiher von unbekannter Tiefe zu überwinden, um dann von der rechten Seite aus auf Krieger loszustürmen, die ihre Angreifer kommen sehen und nach Belieben einzeln abschießen konnten. Marcus Ostorius Scapula setzte sich, seinem Erbe getreu, an die Spitze seiner noch verbliebenen hundert Legionssoldaten. Er befahl ihnen, ihre Schilde über die Köpfe zu heben, damit sie nicht von geschleuderten Steinen oder Speeren getroffen wurden, und dann führte er sie - ganz wie irgendein ruhmreicher General aus alten Zeiten - gegen eine massive eichene Barriere und dreitausend wartende Speerkämpfer.
    Später, in dem schrecklichen, alles vernichtenden Kampf, der darauf folgte, erhaschte Valerius hin und wieder einen Blick auf das Gemetzel an der Barriere. Noch nicht einmal in den ersten fruchtlosen

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