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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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oder seine Garnison. Auf dem Territorium der nördlichen Eceni gibt es eine Festung. Ich wette mit dir um eine vernünftige Heilsalbe für deinen Arm gegen die Rückgabe meines falkenköpfigen Dolches, dass die Eceni sich aufgelehnt haben und die Festung nur noch ein Haufen lichterloh brennender Balken ist und wir in den Norden geschickt werden, um den Aufstand niederzuschlagen.« Valerius wandte sich zu Longinus um. In einer Welt voller Ängste und Sorgen hatte sich seine schlimmste Befürchtung nun bewahrheitet. Wie bei vielen Dingen empfand er die Sache jetzt aber doch nicht als ganz so schlimm, wie er ursprünglich gedacht hatte. Der Fluch der Großmutter hatte seine Furcht abstumpfen lassen; insofern hatte die Verwünschung also sogar noch ihr Gutes. Lächelnd sagte Valerius: »Es sei denn, du hast den Dolch schon an jemand anderen verloren und kannst ihn nicht mehr zurückgeben?«
     
    Fünf Tage später, in der weiß getünchten Ruhe und Friedlichkeit des Lazaretts, bekam er den falkenköpfigen Dolch wieder zurück. Valerius saß auf der Kante von Longinus’ Bett, während er die Waffe in den Händen hin und her drehte. Die Klinge war in der Nähe der Spitze abgebrochen und wies nun eine ungleichmäßig gezackte Kante auf. Der Gott Horus hatte eine tiefe Delle am Hinterkopf erlitten, dabei hatte sich eines seiner Augen gelöst.
    »Das ist deine eigene Schuld. Dein irrer Killer von einem Pferd hat darauf herumgetrampelt.« Longinus grinste mit derjenigen Hälfte seines Gesichts, die nicht ein einziger leuchtender, sich allmählich grünlich verfärbender Bluterguss war. Man sah ihm deutlich an, welch große Schmerzen ihm dieses Lächeln bereitete.
    Valerius schob den Dolch in seine Scheide zurück. Er war über alle Maßen erschöpft, so erschöpft, wie er sich nicht erinnern konnte, jemals zuvor gewesen zu sein. Selbst die zweitägige Invasionsschlacht hatte nicht derart an seinen Kräften gezehrt. »Das nächste Mal werde ich daran denken, anzuhalten und besser den Dolch vom Boden aufzulesen als den Mann«, sagte er.
    »Und mich deinen Barbaren mit ihren Hexenzeichen überlassen?«
    »Nein. Eher hätte ich dir mit einem Hammer den Schädel eingeschlagen als dich dem ausgeliefert.«
    »Herzlichen Dank.«
    Sie ließen es wie einen Scherz klingen, um ihre Furcht zu kaschieren, doch jeder der beiden wusste, dass es dem anderen vollkommen ernst war. Valerius hatte zwei Männer mit seinem Wurfhammer getötet, keinen von beiden jedoch schnell genug. Nun, da er wieder daran erinnert worden war, war es ihm unmöglich, an irgendetwas anderes zu denken.
    »Hast du gewusst, dass der Erste dort an dem Baum hing, als du die Kolonne entlanggeritten bist?«, fragte Longinus.
    »Natürlich nicht. Woher hätte ich das wissen sollen? Ich wusste nur, dass wir schnurstracks in einen Hinterhalt liefen. Ich wollte Corvus etwas sagen, ehe wir dank der verfluchten Infanterie des Statthalters allesamt umkommen würden.«
    Genau genommen war es nicht Scapulas Infanterie, sondern die seines Sohnes, Marcus Ostorius, und es waren der Stolz dieses jungen Mannes und seine Anwesenheit, die die Schuld daran trugen, dass es so viele Tote und Schwerverwundete gegeben hatte.
    Das Problem war das Protokoll gewesen. Scapula hatte seinen Sohn, den Tribun der Legio Secunda Augusta, angewiesen, im Osten zu bleiben, während die Verstärkungstruppen gen Westen marschierten, um seiner Legion zu Hilfe zu kommen. Es war sein Recht und seine väterliche Pflicht, seinen Sohn vor den Verwüstungen des im Westen tobenden Krieges zu schützen, aber der Junge ärgerte sich über die ihm aufgezwungene Untätigkeit und brannte voller Ungeduld darauf, endlich zu kämpfen, und jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte das erkennen. Als sich die Offiziere zusammengesetzt hatten, um zu entscheiden, wie sie auf den Aufstand unter den Eceni reagieren sollten, hatte Marcus Ostorius sich sofort bereit erklärt, die volle Kohorte der Zwanzigsten Legion auf einem Gewaltmarsch in die Bastionen der Einheimischen zu führen. Es ist nicht leicht, sich einem Tribun zu widersetzen, geschweige denn dem Sohn eines römischen Statthalters, der seinen Stolz und seinen Ehrgeiz so offen auf den Tisch legt. Die anschließende Diskussion war ungewöhnlich diplomatisch geführt worden. Am Ende hatten alle Beteiligten einstimmig beschlossen, dass Marcus Ostorius zwei Zenturien der Legion mitnehmen sollte, um die Eceni anzugreifen, und den Rest zur Bewachung und zum Schutz der Festung

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