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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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hinweg, so dass sein Gesicht im Schatten lag. Draußen erinnerte ein verspätet krähender junger Hahn daran, dass der Tag schon längst angebrochen war.
    »Sagt mir eines.« Er sprach, ohne sich zu Valerius umzuwenden. »Wenn Ihr der Statthalter wärt und dringend sicherstellen müsstet, dass die vereinigten Stämme gespalten würden oder zumindest nicht mehr in der Lage wären, ihren Vorteil auszunutzen, würdet Ihr dann daran denken, Repressalien gegen sie zu ergreifen, die noch strenger sind als die Strafen, die bereits gegen sie verhängt wurden?«
    Ihr könntet auch ebenso gut ihre Kinder kreuzigen .
    »Es ist unsere einzige Hoffnung.« Valerius hatte an kaum etwas anderes gedacht, seit es ihm gelungen war, aus der Lachsfalle zu entkommen. »Nachdem die Festung niedergebrannt wurde und bevor es zu der Schlacht kam, hätten wir vielleicht noch mit dem Ältestenrat sprechen können, aber das ist jetzt nicht mehr möglich, dafür ist es inzwischen zu spät. Wenn Euer Vater also Statthalter einer Provinz bleiben will, die noch immer unter römischer Herrschaft steht, wird er mindestens eines der Stammesdörfer herausgreifen und restlos auslöschen müssen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht.«
    »Hattet Ihr schon ein bestimmtes Dorf ins Auge gefasst?«
    »Das erste Dorf, das die Revolte angezettelt hat: diejenigen, die die thrakische Schwadron angegriffen haben. Wenn Ihr sämtliche Bewohner dieses Dorfes aufhängt und so viele von den in der Umgebung lebenden Eceni, wie Ihr finden könnt, dazu zwingt, bei den Hinrichtungen zuzuschauen, werden sie den Übrigen davon erzählen. Die Sache wird sich wie ein Lauffeuer herumsprechen. Lasst durch sie und durch Prasutagos überall publik werden, dass für jeden Legionssoldaten oder Soldaten der Hilfstruppen, der künftig getötet wird, eine ganze, willkürlich ausgewählte Familie mit ihrem Leben dafür büßen muss. Mit den Folterungen der Kundschafter und ihrem Überfall aus dem Hinterhalt haben sie die Sache eindeutig auf die Spitze getrieben. Der Statthalter muss nun dagegenhalten, und zwar so rigoros und so schnell, dass die Stammesangehörigen den Träumern nicht gestatten werden, ihren Krieg fortzuführen.«
    Marcus Ostorius runzelte verwirrt die Stirn. »Wird der Krieg von den Träumern geführt? Ich dachte, derjenige mit dem Fuchs-Zeichen sei einer ihrer Sänger.«
    »Das ist er auch, obwohl er die Waffen eines Kriegers trug und ich ihn habe kämpfen sehen. Trotzdem, die Sänger und die Träumer sind praktisch eine Einheit, und sie besitzen große Macht. Die Krieger folgen ihrem Kommando, nicht umgekehrt. Die Träumer haben sich jetzt gegen uns verschworen, und sie haben die Krieger hinter sich. Unsere Hoffnung, diesen Krieg zu überleben, beruht auf unserer Bereitschaft, ihnen größeren Schaden zuzufügen, als sie uns zufügen können. Wenn wir das nicht schaffen, sollten wir besser gleich das nächste Schiff zurück nach Rom nehmen.«
    »Das sagt sich so leicht.« Marcus Ostorius wandte sich abrupt vom Fenster ab. »Aber Ihr verlangt von den Männern, dass sie kaltblütig und willkürlich Frauen und Kinder töten. Wärt Ihr dazu fähig? Würdet Ihr so etwas tun?«
    Valerius blickte Corvus an. »Wenn mein Dekurio es mir befehlen würde. Oder mein Präfekt.«
    Marcus Ostorius schloss für einen flüchtigen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, sagte er: »Regulus ist tot. Ihr habt keinen Dekurio mehr. Für ihn und für all die anderen, die gefallen sind, muss dringend Ersatz gefunden werden. Zumindest einige der Beförderungen werden auf der Basis von außergewöhnlicher Tapferkeit und der Fähigkeit zur Führung von Soldaten ausgesprochen werden. Wenn Ihr befördert werden solltet, zum - sagen wir mal - Dekurio der zweiten Schwadron der Thraker, und somit stellvertretender Kommandeur des Flügels wärt, würdet Ihr die Männer dann im Auftrag des Statthalters führen, wie immer sein Befehl auch lauten würde?«
    Um Valerius drehte sich plötzlich alles, und seine Welt geriet ins Trudeln. Sein ganzes Erwachsenenleben über - genauer gesagt, den ganzen Teil seines Lebens über, der jetzt zählte - hatte er unter Corvus, dem Präfekten der Quinta Gallorum, gedient. Er war schon lange Angehöriger von Corvus’ Truppe, schon beinahe von dem Tag an, an dem diese ursprünglich aufgestellt worden war. Wenn er auch nur wenige Freunde hatte, so hatte er doch Kameraden, an deren Seite er in Schlachten gekämpft hatte, denen er das Leben gerettet hatte, denen

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