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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Purpur gekleidet hätten, hätte er nicht majestätischer aussehen können. Er heftete seinen Blick aus dunklen, glutvollen Augen auf Valerius und lächelte liebenswürdig. »Duplikarius, kommt doch herein. Der Präfekt würde sich freuen, Euch zu sehen.«
    Es war ein Befehl, getarnt als freundliche Aufforderung, und daher konnte man ihn nicht verweigern, auch wenn man es noch so gerne tun würde. Im Inneren des Zimmers herrschte Stille; der Atem des Mannes auf dem Bett ging ganz flach. Corvus lag ausgestreckt auf dem Rücken, sein Gesicht so weiß wie das Leinen. Man hatte ihm einen Teil seiner Kopfhaut kahl geschoren, um die Wunde an seinem Kopf besser behandeln zu können. Seine Brust war mit Bandagen umwickelt, und sein rechter Arm lag schlaff auf den Laken.
    Die Tür schloss sich wieder, und der Tribun stand nun mit Valerius im Raum. Offenbar war es dem Duplikarius nicht vergönnt, mit seinem Präfekten allein gelassen zu werden. Valerius trat an das Fußende des Bettes und salutierte. Corvus musterte ihn einmal kurz von oben bis unten, dann schweifte sein Blick wieder zu Valerius’ Gesicht hinauf, der Ausdruck in seinen Augen zu komplex, als dass Valerius ihn hätte entziffern können. Corvus rang ganz offen um Fassung; gegen wie viel Schmerz er dabei ankämpfen musste und wie viel Anstrengung ihn dies kostete, konnte keiner ermessen.
    »Julius Valerius...« Das Sprechen kostete ihn Kraft, und das Atmen war offensichtlich schmerzhaft für ihn. Valerius fasste sich also in Geduld.
    Der Sohn des Statthalters war weitaus weniger geduldig. Zu Valerius gewandt, sagte er: »Ihr wisst, dass das Wetter besser geworden ist und dass südlich der Festung ein Schiff angelegt hat. Es hat eine Botschaft des Kaisers überbracht, in der Seine Majestät voll des Lobes für das Vorgehen des Statthalters ist und sich überdies dafür ausspricht, die Kriegsführung im Westen in noch größerem Umfang zu betreiben. Besagtes Schiff wird auf seiner Rückreise einen Kriegsbericht an den Kaiser mitnehmen, der ihn ausführlich über die friedliche Entwaffnung der loyalen östlichen Stämme informiert sowie über die erfolgreiche Niederschlagung einer Revolte unter den Eceni und ihren Verbündeten, den Coritani - und zwar unter besonderer Erwähnung der Heftigkeit, mit der die Stammesangehörigen kämpften, und des außergewöhnlichen Mutes und der Disziplin, die unsere Männer bei ihrem Sieg bewiesen haben. Es wird das letzte Schiff in diesem Winter sein, das die Meere bereist. Bis zum Frühjahr, wenn der Kaiser neue Berichte über die Lage in seiner Provinz Britannien erwartet, müssen wir weitere Erfolge zu vermelden haben. Der Präfekt und ich hatten gerade darüber gesprochen, dass...«
    Die erfolgreiche Niederschlagung einer Revolte… Valerius lachte spöttisch. Sein Lachen hallte laut in dem stillen Raum wider. Corvus’ Augen waren regelrecht dunkel vor Schmerz. Er blickte Valerius beschwörend an.
    Valerius ignorierte jedoch die stumme Bitte in den Augen seines einstigen Freundes und Geliebten und erwiderte: »Vergesst die Frühjahrsberichte. Bis zum Ende des Winters werden wir besiegt worden sein. Diese Krieger von den Eceni und den Coritani, die die so genannte ›Niederschlagung‹ überlebt haben, feiern in genau diesem Augenblick mit dem Fuchs-Sänger den Erfolg seiner Lachsfalle. Sie werden nicht gemütlich in ihren Rundhäusern schlafen und sich die Bäuche voll schlagen, nur weil Schnee auf dem Erdboden liegt.«
    »Duplikarius, damit geht Ihr wirklich entschieden zu...«
    »Nein. Er hat ja Recht. Wir hatten ihm früher schon einmal die Erlaubnis erteilt, seine Ansichten ganz offen auszusprechen. Es ist nur fair, dass er auch jetzt ganz offen sagen darf, was er denkt, solange er sich dabei bewusst ist, dass seine Äußerungen nur für die jetzt hier in diesem Raum befindlichen Anwesenden bestimmt sind und dass sie als hetzerisch gelten würden, sollten sie im Beisein anderer wiederholt werden.«
    Marcus Ostorius lächelte nun nicht mehr. Er war zwanzig Jahre alt, und er konnte jede Art von Strafe über einen rangniederen Offizier der Hilfstruppe verhängen; er brauchte es nur anzuordnen, und seine Anordnung würde prompt und zweifellos befolgt werden. Sein Ton und seine Haltung ließen deutlich erkennen, dass er das ohne weiteres konnte; möglicherweise auch, dass er das unter anderen Umständen bereits getan hatte. Er stand am offenen Fenster und starrte in den Hof. Schräg einfallende Sonnenstrahlen glitten über ihn

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