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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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nach einer Weile ab, und sie beobachtete stattdessen, wie eine verspätete Wespe auf einem Blatt landete, und versuchte, nach ihr zu greifen. Ihr Bruder brachte ihr die zerstoßenen Schwarzwurzblätter und verrieb sie auf dem Wespenstich, um den Schmerz zu lindern. Sie war acht und kniete im Schlamm, ihre Arme fest um den Hals eines Jagdhundes geschlungen, um den Rüden davon abzuhalten, hinter den Reitern herzurennen, die auf dem Weg zu Cunobelins Festung waren. In Gedanken konnte Valerius noch immer ihre Stimme hören, hoch und kindlich, wie sie ihn damals beschworen hatte : Bleib nicht länger als einen Monat fort. Ohne dich wird er nicht mehr fressen und sterben! Ihr Kleid war von dem Grün alter Eichenblätter, kurz bevor sie sich herbstlich verfärben. Um den Saum hatte es eine Borte in leuchtendem Safrangelb. Der Anblick seiner kleinen Schwester in dem hübschen Kleid hatte sich Valerius als angenehme Erinnerung eingeprägt.
    Er war eine Ewigkeit fortgeblieben. Es konnte durchaus sein, dass der Hund vor Kummer zu fressen aufgehört hatte und gestorben war. Silla hatte Tagos zwei Söhne geboren und beide waren tot zur Welt gekommen. Ihre Töchter, falls sie welche hatte, würden in den Augen Roms allerdings nicht zählen.
    Corvus sprach wieder. »... was bedeutet, dass wir auf unserem Weg zu der Festung durch seine Ländereien kommen werden, und der König wird uns ganz unzweifelhaft seine Gastfreundschaft anbieten wollen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass du diesem Mann oder irgendjemandem aus seiner engeren Verwandtschaft vielleicht lieber nicht begegnen möchtest. Wenn das der Fall ist, könnte es durchaus sein, dass es Gründe gibt, die dich zwingen würden zurückzubleiben. Noch ist Zeit genug, um einen ausgebildeten Ersatzmann zu finden, der dich als stellvertretenden Kommandeur der dritten Schwadron vorübergehend vertritt.«
    »Du meinst, du könntest mich auspeitschen lassen, und dann müsste ich notgedrungen zurückbleiben?« Valerius hatte seine Bemerkung als eine Art Scherz gemeint, als ein Mittel, um die Förmlichkeit zu durchbrechen.
    Corvus nickte, als ob diese Möglichkeit real wäre. »Wenn du möchtest, selbstverständlich... obwohl ich eigentlich etwas Zuverlässigeres ins Auge gefasst hatte. Solltest du nämlich jetzt ausgepeitscht werden, würde der Statthalter, so fürchte ich, trotzdem von dir verlangen, dass du am Mittag ausreitest.«
    »Das würde er ganz bestimmt. Ich bin Euch sehr dankbar für Euer Angebot, aber wenn der Präfekt gestattet, möchte ich doch lieber mit heiler Haut reiten.«
    »Und du bist dir sicher, dass du mit der Truppe reiten möchtest?«
    »Das bin ich, ja.«
    Sie hatten inzwischen das Südtor der Festung erreicht. Valerius zog das Krähen-Pferd wieder herum. Er war der Wortspiele plötzlich überdrüssig. In der Vergangenheit waren sie nicht nötig gewesen. In der Zukunft würden sie vielleicht nicht mehr möglich sein, ersetzt durch die kühle, unpersönliche Förmlichkeit im Umgang zwischen Soldat und vorgesetztem Offizier. Es war keine Vorstellung, über die er genauer nachzudenken wünschte. Er erwiderte: »Es war eine gute Idee, und ich bin dir aufrichtig dankbar, aber es ist wirklich nicht nötig. Mag sein, dass Tagos dich erkennt, wenn ihr euch begegnet. Aber mich wird er ganz sicher nicht wiedererkennen.«
    Corvus griff Krähe in die Zügel. Er konnte als Einziger von allen mit dem Schecken umgehen, ohne dabei seinen Arm zu riskieren. Ganz unverblümt sagte er: »Und wenn die Krieger, gegen die wir kämpfen, das Zeichen des Schlangenspeers auf ihren Schilden tragen, oder wenn sie von der rothaarigen Frau angeführt werden, deren Zeichen der Speer ist - was dann?«
    Zwischen ihnen heulte der Wind - so eisig, dass sich die kleinen Härchen auf ihren Unterarmen aufrichteten. In den letzten vier Jahren hatte keiner von ihnen auch nur ein einziges Mal die Existenz des Schlangenspeers erwähnt oder die der Frau, deren Zeichen er war. Dass Corvus jetzt darauf zu sprechen kam, war entweder ein Zeichen für seine Verzweiflung oder aber ein Hinweis auf seine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber Valerius’ Gefühlen.
    Während er gegen die in seinem Inneren aufsteigende Panik ankämpfte, erwiderte Valerius: »Die Kriegerin, die den Schlangenspeer trägt, ist nicht hier. Du hast doch gehört, was der Tribun gesagt hat. Sie ist im Westen und führt dort zusammen mit Caradoc den Aufstand an.«
    Corvus schüttelte den Kopf. »Das war vor über einem Monat. Marcus

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