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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und die Alten und Gebrechlichen beschäftigt: also all jene, die keine Waffe handhaben und im Krieg mitkämpfen konnten. Anstelle von Rindern wurden jetzt vermehrt Pferde gezüchtet, um die vielen Tiere zu ersetzen, die in den Gefechten umgekommen waren. Das Wild wurde allmählich knapp. An jenen Orten, wo die Römer bestimmenden Einfluss gewannen, machten die Legionen Jagd auf alles, was in bequemer Reichweite ihres Lagers lebte, bis bestimmte Tierarten nahezu ausgerottet waren. Um Bauholz und Feuerholz zu gewinnen, fällten die Invasoren unüberlegt und willkürlich ganze Wälder, zerstörten so kostbaren Lebensraum und sorgten dafür, dass diejenigen Tiere, denen die Flucht gelungen war, nicht mehr zurückkehren konnten. In den besetzten Gebieten des Ostens und Südens wurde das Getreide - das früher einmal all jenen gehört hatte, die hart arbeiteten, um es anzubauen und zu ernten - nun das Eigentum von Steuereintreibern oder ging in den Besitz der römischen Veteranen über, denen das Land jetzt offiziell gehörte, die es aber nicht selbst bebauten, sondern andere für sich arbeiten ließen. Und so ging in den Wintermonaten das Gespenst des Hungertodes um, auf eine Art und Weise, wie es vor der Invasion nie der Fall gewesen war.
    Allein auf Mona ging das Leben so annähernd normal weiter, wie es möglich war angesichts der Tatsache, dass die Legionen weniger als zwei Tagesritte entfernt jenseits der Meerenge und der Berge lagen. Träumer und Sänger nahmen noch immer Schülerinnen und Schüler aus all jenen Stämmen auf, die welche zu schicken beschlossen. Diejenigen, die nicht unter dem Joch Roms standen, schickten mehr denn je zuvor, verspürten sie doch in Zeiten wie diesen ein noch größeres Bedürfnis, den Göttern nahe zu sein. Jene Stämme wiederum, die unter dem Schatten der Legionen lebten, schickten nur wenige Schüler und zudem heimlich, und jeder Einzelne von ihnen kam in dem Bewusstsein, dass - wenn seine Berufung nach Mona bekannt wurde - seine Familie bestenfalls am Galgen enden würde.
    In der gleichen Stimmung und von den gleichen Ängsten geplagt, reisten Mädchen und Jungen, die an der Schwelle zum Erwachsensein standen und den Mut und die Begabung für den Kriegerberuf hatten, in den Westen, um in Sicherheit die Riten der drei langen Nächte in der Einsamkeit absolvieren zu können und um dann anschließend - wenn sie sich durch ihre Taten und ihre Visionen als würdig erwiesen hatten - in der Kriegerschule auf Mona ausgebildet zu werden. Der Luxus eines sich über zehn Jahre erstreckenden Unterrichts, wie er früher, vor der Invasion, üblich gewesen war, blieb ihnen jedoch verwehrt; viele der jungen Männer und Frauen zogen gleich nach ihrem ersten Schuljahr in den Krieg, doch einige der älteren blieben auf der Insel, um das Herz der Schule am Leben zu erhalten.
    Breaca, die als die von den Göttern erwählte Ranghöchste Kriegerin von Mona eigentlich damit hätte beschäftigt sein sollen, die nachfolgenden Generationen in der Kunst des Kämpfens zu unterrichten und ihr Wissen und ihre Erfahrung an diese weiterzugeben, verbrachte den größeren Teil jedes Sommers damit, den Feind gemeinsam mit denjenigen Angehörigen ihrer eigenen Generation zu bekämpfen, die bis jetzt überlebt hatten. Auch in dieser Beziehung hatte sich gegenüber früher also einiges verändert. Venutios, ihr unmittelbarer Amtsvorgänger, hatte die Insel während seiner zwölfjährigen Amtszeit als Ranghöchster Krieger nur ein einziges Mal verlassen. In der nun völlig veränderten, neuen Welt des permanenten Krieges war Breaca die Bodicea, und ihr Platz war an der vordersten Front, ganz gleich, ob es nun um die Angriffe auf die römischen Lager ging, um Überfälle auf feindliche Versorgungstrosse oder um das Einkesseln von Hilfstruppen, die sich in den Bergen verirrt hatten. Den Kriegerinnen und Kriegern verlieh Breacas Anwesenheit Mut, dem Feind flößte ihr Anblick Angst ein. In den acht Jahren seit der Invasion hatte sie den Segen und die Weisungen der Götter empfangen, übermittelt durch die Träumer, die fast ununterbrochen zu Rate saßen und Berichte aus den besetzten Ländern verfolgten. Der Krieg war Breacas Leben, und sofern jemand in einem Land, das vom Feind bedroht wurde, überhaupt zufrieden sein konnte, war sie es.
    Es war ihr Körper, der sie im Stich ließ, und der Willen der Götter, indem sie ihr ausgerechnet zu dem Zeitpunkt ein Kind sandten, als sie es am wenigsten brauchen konnte. Seit der

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