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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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gehört haben, aber das liegt nun immerhin schon vier Jahre zurück, und seitdem haben schon hundert weitere Schlachten stattgefunden. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass er sich bei den vielen Gefechten noch an die Einzelheiten jener einen Schlacht bei der Lachsfalle erinnern wird. Der Einzige, der damals dabei war und der sich sicherlich genau daran erinnern wird, ist der Dekurio, der den auffallenden Schecken reitet. Er hat damals die Barriere durchbrochen; es ist ausgeschlossen, dass er das in der Zwischenzeit vergessen haben könnte. Unsere einzige Hoffnung ist, dass er nicht so weit in den Westen kommen wird.«
    »Oder dass er eines frühen Todes stirbt.« Breaca verspürte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund. Der Gedanke an Scapula war schon bedrückend genug, doch schlimmer noch war der Gedanke an den Ruf, den jener Dekurio hatte. Gerüchte über die Gräueltaten unter den Trinovantern hatten sich wie ein langsam wirkendes Gift nach Westen ausgebreitet, und in den Nächten, in denen Breaca nicht nur von den Schlachten träumte, konnte sie das Wimmern und Wehklagen der Toten, die dieser Mann auf dem Gewissen hatte, bis in den Schlaf hinein hören. Sie sagte: »Airmid könnte den Dekurio jetzt für dich aufspüren. Sie hat genug von dem Tod gesehen, den dieser Mann gebracht hat. Ein Messer im Dunkeln könnte seinem Leben ganz schnell ein Ende machen. Die Götter wissen, dass dieser eine wahrhaftig keinen ehrenvollen Tod im Kampf verdient!«
    Es hatte kein Schwur sein sollen, doch in ihrem Stoßseufzer lagen mehr Kraft und Nachdruck als in Cunomars gesamter sorgfältiger Rezitation, als er gelobt hatte, seine Schwester zu beschützen. Die Götter horchten auf und hörten zu, und irgendwo in den anderen Welten jenseits der irdischen ertönte ein Echo. Breacas Herz begann zu hämmern; es war, als ob Motten in ihrer Brust in Panik geraten wären. Die Schläfrigkeit der Mutterschaft fiel von ihr ab und verwandelte sich in den kaum noch bezähmbaren Drang, zu kämpfen. Sie lag flach auf dem Bett, starrte zu dem Reetdach hinauf und vergaß für eine Weile völlig, dass sie überhaupt jemals Mutter geworden war.
    Caradoc holte sie wieder in die Gegenwart zurück, langsam und behutsam, indem er liebevoll ihren Nacken streichelte. Und dennoch - ihre Freude über den Morgen war endgültig dahin, und nichts konnte sie ihr zurückbringen. Zutiefst ernüchtert fragte Breaca: »Wann soll sie denn stattfinden, diese Falle gegen Scapula?«
    »Noch in diesem Monat. Scapula ist bereits auf dem Marsch gen Westen.«
    »Dann musst du also bald wieder gehen?«
    »So bald nun auch wieder nicht.« Sein Lächeln brach ihr schier das Herz. »Die Legionen marschieren nur langsam, und er wird zuerst nach Süden gehen. Ich denke, wir haben zehn Tage Zeit, um unsere Waffen zu reparieren und die Verwundeten gesund zu pflegen. Der Großteil der anderen ist erst einmal an den heimischen Herd zurückgekehrt, um beim Einbringen der Ernte zu helfen. Ich war noch nie sonderlich geschickt im Dreschen von Gerste. Ich hatte gedacht, zumindest so viel Zeit in Ruhe und Frieden mit meiner Familie verbringen zu können.«
    Er küsste Breaca ein drittes Mal, und sie stellte plötzlich fest, dass es letztendlich doch noch nicht zu spät war, die Freude an diesem Morgen wiederzufinden.

XII
    »Wir reiten aus, um Caratacus zu kriegen - tot oder lebendig -, um seine Rebellen, die sich in den Bergen verstecken, auszulöschen und endlich Frieden in den Westen zu bringen.«
    Mit diesen Worten richtete sich Scapula in der großen Versammlungshalle des Prätoriums zu Camulodunum an die fünftausend frisch ausgebildeten Soldaten der Infanterie und die beiden Flügel der Kavallerie. Die neuen Rekruten wiederholten Scapulas Worte, als sie ihren Marsch in Richtung Westen antraten, und ersetzten die Verben schließlich durch ihre eigenen unflätigen Wortschöpfungen. Dabei war Scapula ebenso das Ziel ihrer Beschimpfungen wie jener Mann, gegen den sie nun zu Felde zogen.
    Auch Julius Valerius, Dekurio der ersten Schwadron der Ersten Thrakischen Kavallerie, stellvertretender Kommandeur des gesamten Flügels und zugleich befehlsführender Anführer jener Hälfte seiner Männer, die gerade mit ihm aufbrach, hörte Scapulas Worte wieder und wieder. Und wie jedesmal, wenn er in eine Schlacht ritt, lösten sich seine albtraumhaften Peiniger förmlich in Luft auf. Selbst dann, wenn es sich bei der Schlacht um einen Kampf gegen Frauen und Kinder handelte, in einem

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