Das Schwert der Keltin
ansetzen. Aber, nein, da ist noch etwas anderes. Sobald ich weiß, was es ist, werde ich es dir sagen. In der Zwischenzeit sehe ich da vorn einen Fluss, der rasch genug daherfließt, um das Schwimmen zu einer kleinen Anstrengung werden zu lassen. Wenn du den Männern also eine Aufgabe geben willst, könnte sie das sicherlich eine Weile beschäftigen.«
Schon immer hatte Longinus wie ein Offizier gedacht. Valerius grinste. »Wenn ich ihnen jetzt befehle, dass sie den Fluss durchqueren sollen, denken sie doch, dass das meine Idee gewesen wäre.«
»Hätten sie denn damit so Unrecht?«
»Nein. Wie wäre es also mit einer Wette, dass Axeto, noch bevor er das gegenüberliegende Ufer erreicht hat, mal wieder die Kontrolle über sein Pferd verliert?«
»Lieber nicht, denn das steht sowieso schon fest. Aber ich gebe dir heute Abend den ersten Krug Wein aus, dass er, noch ehe der Letzte von den anderen das Land erreicht hat, wieder auf sein Pferd gestiegen ist, und dass er diesmal nicht sein Schwert an den Flussgott verliert.«
»Abgemacht.«
Alle acht Kampanien des linken Kavallerieflügels waren Valerius unterstellt. Die ersten sieben Abteilungen ritten in einer Reihe hintereinander parallel zur Infanterie; allein Valerius’ Schwadron ritt gemeinsam mit ihm am Ende der Kolonne. Valerius’ Leibgarde hasste ihn und liebte ihn zugleich, und sie alle hatten bereits den Fluss erblickt, hatten ihn gerochen, und als Valerius den Befehl zum Schwimmen erteilte, war dieser für sie keine Überraschung mehr.
Diese Anstrengung allerdings war allein der Kavallerie auferlegt worden. Die Infanterie überquerte das Wasser trockenen Fußes auf einer der beiden Brücken, die der Bautrupp der Zwanzigsten errichtet hatte, als die Legionen zum ersten Mal in Richtung Westen gezogen waren. Auch die zweite Hälfte von Valerius’ Kavallerieflügel, die Quinta Gallorum, war der Spitze des Feldes zugeteilt worden, so dass auch sie ihre Pferde schon lange warm und trocken ans andere Ufer geführt hatten. Höchstwahrscheinlich hatten sie sogar schon die Festung erreicht, sich dort bereits eingerichtet und es sich gemütlich gemacht - mangels eines Befehls von Valerius hatte sich ihr Dekurio nämlich nicht genötigt gesehen, sie zum Schwimmen zu verdonnern.
Die ersten zweiunddreißig Männer der vordersten Truppe, die unter einem Dekurio ausgebildet worden waren, der seine eigene Ausbildung noch gemeinsam mit den Batavern am Rhein genossen hatte, stiegen also von ihren Pferden, knoteten ihre Helme noch etwas fester um den Kopf, schlangen einige Lederriemen zu einer komplizierten, aber auch in nassem Zustand noch problemlos zu lösenden Schlaufe, und befestigten damit schließlich die Schwerter an ihren Gürteln. Zu viert ließen sie sich in das Wasser hinab, fluchten sogleich lästerlich über die Kälte, dann über die kräftige Strömung und schließlich, als sie Seite an Seite und in einer ordentlichen Reihe am anderen Ufer an Land kletterten, wieder über die Kälte. Die Rufe der Infanteristen aber, die vom Flussufer aus zuschauten, wurden mit der Zeit weniger spöttisch.
Die Nachhut der Truppe bildeten Longinus und Valerius. Sie schwammen als Letzte und beschrieben in der Mitte des Stroms langsam sogar noch einen Kreis; schließlich waren sie Offiziere und mussten daher eine noch größere Leistung erbringen als ihre Männer. In dem Fluss aber war brauner Schlamm aufgewirbelt worden, und die Strömung besaß einige Kraft. Gierig zerrte sie an den Waffen der beiden Männer, an ihren Armen und Beinen und der Rüstung. Zu Beginn hatten sie beim Schwimmen noch fest die Zügel ihrer Pferde gepackt, ließen sie dann aber los, um zu zeigen, dass sie auch diese Aufgabe noch beherrschten. Endlich kletterten auch Valerius und Longinus ans trockene Land, doch der Wind, der eigentlich recht milde war, schnitt messerscharf durch die nasse Wolle bis auf die Haut.
»Wir hätten Wein mitbringen sollen«, meinte Valerius.
»Ich habe Wein mitgebracht, aber nicht genug für die ganze Truppe. Doch wie auch immer, du schuldest mir jetzt einen Krug. Axeto hat sein Schwert nämlich nicht verloren.«
»Und noch ehe wir bei der Festung angelangt sind, wirst du deinen Gewinn schon wieder verloren haben. In der Zwischenzeit sollten die Pferde jedoch einmal ordentlich galoppieren. Reite mit der einen Hälfte der Männer eine Meile voraus, dann dreht ihr um. Wenn ihr zurück seid, reite ich mit den anderen los.«
Irgendwann, nachdem der Mond verblasst war
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