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Das Schwert der Keltin

Das Schwert der Keltin

Titel: Das Schwert der Keltin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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und empfand ihr Leben als vollkommen. Graine wand sich unruhig und strebte nach ihrer anderen Brust, so dass ihre Mutter gezwungen war, sich auf die andere Seite zu drehen. Caradoc ging um die Bettstatt herum und setzte sich neben sie, mit Cunomar auf seinen Knien. Seine Kleider waren mit dem Staub der Reise befleckt, mit dem alten, getrockneten Blut der Schlacht und der salzigen Gischt der Meerenge. Seine Haut, die früher einmal so zart und glatt wie die eines Mädchens gewesen war, war von Wind und Wetter gegerbt und auf beiden Seiten seines Gesichts von Narben durchzogen. Sein Haar, von der Sommersonne zu einem Farbton ausgebleicht, der an poliertes Gold erinnerte, war ungekämmt und wies über der Stirn einen Abdruck wie vom Rand eines Helmes oder einer Kappe auf. Er war also in ziemlicher Eile nach Mona gereist und hatte sein auffallendes Haar bedeckt, um sich wenigstens teilweise zu tarnen. Seit der Invasion hatten weder er noch Breaca in Schlachten einen Helm getragen. Ihr weithin leuchtendes Haar war ihr bestes Banner und wie ein Orientierungspunkt für die Kriegerinnen und Krieger. Seine Augen waren leicht blutunterlaufen, so wie jedes Mal, wenn er nicht genügend Schlaf bekommen hatte. Er ergriff ihre Hände, und Breaca fühlte, wie die rauen Hornschwielen, die das Schwertheft in seinen Handflächen hinterlassen hatte, sich den glatteren, weitaus weniger gefurchten Linien ihrer eigenen Schwielen anpassten. Sie war in den vergangenen drei Monaten der Schwangerschaft regelrecht verweichlicht und malte sich aus, wie viel Arbeit und Mühe es sie kosten würde, wieder fit für den Kampf zu werden. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Ihre Gedanken schweiften wieder zum Krieg zurück.
    »Venutios«, sagte sie. »Er kann uns seine Briganter zur Verstärkung bringen und außerdem noch eintausend Selgovaer...«
    »Ich weiß.« Caradoc hakte seine Finger unter die ihren und drückte einen zarten Kuss auf ihre Fingerknöchel. »Und wir haben auch schon einen geeigneten Ort gefunden, um die Lachsfalle aufzustellen. Es ist für alles gesorgt. Dieses eine Mal kannst du dich getrost zurücklehnen und die Dinge laufen lassen. Wenn die Schlacht wie geplant läuft und alles gut geht, werden die Träumer bis zu dem Zeitpunkt, wenn der Mond abnimmt, oder etwas später, ihren allergrößten Wunsch erfüllt bekommen.«
    Die Träumer hatten nur einen einzigen derart großen Wunsch. Das Sonnenlicht in Breacas Herzen verlöschte abrupt. »Scapula ist hier?«, fragte sie.
    »Noch nicht, aber bald. Er ist derzeit auf dem Marsch nach Westen, mit neuen Rekruten, um die westlichen Legionen wieder auf ihre alte Truppenstärke aufzustocken. Es geht das Gerücht um, dass er zuerst zur Festung der Zwanzigsten gehen wird und dann mit dieser gesamten Legion und drei Kohorten der Zweiten in den Norden kommen will. Wenn er hier eintrifft, werden wir kampfbereit sein.«
    »Aber er wird in westlicher Richtung marschieren, zum Herzen des Landes der Silurer. Wir brauchen ihn jedoch weiter nördlich, wenn Venutios’ Kampfverband zu uns stoßen soll.«
    »Ich weiß. Auch dafür ist bereits Vorsorge getroffen worden. Der Legat der Zwanzigsten hat guten Grund zu glauben, dass wir uns im Norden zum Aufmarsch gegen ihn sammeln. Scapula wird zu uns kommen, wo und wann wir ihn haben wollen.«
    ... hat guten Grund zu glauben. Das Grauen strich mit eisigen Fingern über Breacas Rückgrat. In der Vergangenheit waren Krieger von überragendem Mut zu den Legionen »übergelaufen«. Nicht ein einziger von ihnen war mit dem Leben davongekommen, und die meisten waren - wenn die Berichte der Spione stimmten - langsam und qualvoll unter römischen Klingen und Foltereisen gestorben, wo man ihnen bei lebendigem Leib die Haut abgezogen, die Augen ausgestochen und die Glieder verbrannt hatte, um ihren Mündern die Wahrheit ihres Herzens zu entreißen. Die einzige Aussage, der Scapula jetzt noch Glauben schenken würde, wäre die einer verwundeten Kriegerin oder eines verwundeten Kriegers, die auf dem Schlachtfeld gefangen genommen wurden und noch lange genug am Leben bleiben würden, um die Lüge zu verbreiten, aber wiederum nicht so lange, dass man die Wahrheit aus ihnen herauspressen konnte. Es war ein Opfer, größer als jedes, das Breaca sich vorzustellen wagte, und plötzlich ging ihr auf, dass sie überhaupt nicht wusste, wer dieses Opfer gebracht hatte. Zu jeder anderen Zeit hätte sie jeden Einzelnen von denjenigen, die sich darauf vorbereitet hatten, dem Feind

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