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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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mir vielleicht Merkmale. So sind sie alle. Keine, die ich kenne – und ich kenne eine Menge –, sieht älter als fünfundzwanzig, dreißig aus, dabei erinnern sich manche, wie ich gehört habe, an die Zeiten, als noch der Urwald rauschte, wo heute Nowigrad steht. Wozu gibt es schließlich die Mandragora-Elixiere? In die Augen tropfen sie sich auch Mandragora, damit sie blitzen. Eben Weiber.«
    »Rothaarig war sie nicht?«, fragte der Hexer.
    »Nein, Herr«, antwortete der Truppführer. »Schwarz.«
    »Und das Pferd, welche Farbe hatte es? Ein Fuchs mit einem weißen Sternchen?«
    »Nein. Ein Rappe, schwarz wie sie selber. Ja, ihr Herren, ich sag Euch, sie wird den Drachen töten. Ein Drache ist etwas für einen Zauberer. Menschenkraft ist ihm nicht gewachsen.«
    »Was dazu wohl der Schuster Zigenfras sagen würde?« Rittersporn lachte. »Wenn er etwas Kräftigeres als Nieswurz und Tollkraut zur Hand gehabt hätte, würde die Drachenhaut jetzt auf den Palisaden von Barfeld trocknen, die Ballade wäre fertig, und ich würde hier nicht in der Sonne bleichen ...«
    »Wieso hat Niedamir dich nicht mitgenommen?« Geralt warf dem Dichter einen schiefen Blick zu. »Du warst doch in Barfeld, als er aufgebrochen ist. Mag der König etwa keine Künstler? Wie kommt es, dass du hier bleichst, anstatt an des Königs Steigbügel aufzuspielen?«
    »Das lag an einer jungen Witwe«, erklärte Rittersporn missmutig. »Hol’s der Teufel. Ich hab mich verbummelt, und am nächsten Tag waren Niedamir und die anderen schon übern Fluss. Sie haben sogar diesen Zigenfras und Kundschafter von der Barfelder Bürgerwehr mitgenommen, bloß mich haben sie vergessen. Ich erkläre das dem Truppführer, aber der antwortet stur ...«
    »Wer einen Geleitbrief hat, den lass ich rüber«, sprach der Hellebardenträger ungerührt, an die Wand des Zollhäuschens gelehnt. »Wer keinen hat, den nicht. So lautet der Befehl ...«
    »Oh«, unterbrach ihn Drei Dohlen. »Die Mädchen kommen mit dem Bier.«
    »Und nicht allein«, fügte Rittersporn hinzu und stand auf. »Seht nur, was für ein Pferd. Wie ein Drache.«
    Vom Birkenwäldchen her kamen die Serrikanerinnen, zwischen ihnen ein Reiter auf einem großen, unruhigen Schlachtross.
    Auch der Hexer stand auf.
    Der Reiter trug einen violetten Samtrock mit silbernem Besatz und einen kurzen Mantel mit Zobelfutter. Hoch aufgerichtet im Sattel, schaute er sie stolz an. Geralt kannte solche Blicke. Und mochte sie nicht besonders.
    »Meinen Gruß den Herren. Ich bin Dorregaray«, stellte sich der Reiter vor, während er langsam und würdevoll absaß. »Meister Dorregaray. Schwarzkünstler.«
    »Meister Geralt. Hexer.«
    »Meister Rittersporn. Poet.«
    »Borch, genannt Drei Dohlen. Und meine Mädchen, die da gerade den Spunt aus dem Fässchen schlagen, hast du schon kennengelernt, Herr Dorregaray.«
    »So ist es in der Tat«, sagte der Zauberer ohne ein Lächeln. »Wir haben einander unsere Reverenz erwiesen, ich und die schönen Kriegerinnen aus Serrikanien.«
    »Na dann zum Wohl.« Rittersporn teilte die ledernen Becher aus, die Vea gebracht hatte. »Trinkt mit uns, Herr Zauberer. Herr Borch, soll der Truppführer auch was kriegen?«
    »Klar. Komm her zu uns, Soldat.«
    »Ich vermute«, sagte der Schwarzkünstler, nachdem er würdevoll einen kleinen Schluck genommen hatte, »dass die Herren dasselbe Ziel vor die Brückensperre geführt hat wie auch mich?«
    »Wenn Ihr den Drachen meint, Herr Dorregaray«, antwortete Rittersporn, »dann ist dem in der Tat so. Ich will dort sein und eine Ballade verfassen. Leider will mich dieser Truppführer, anscheinend ein Mensch ohne Schliff, nicht durchlassen. Einen Geleitbrief verlangt er.«
    »Ich bitte um Nachsicht.« Der Hellebardenträger trank sein Bier aus und begann zu schmatzen. »Mir ist bei Todesstrafe befohlen, niemanden ohne Geleitbrief durchzulassen. Und inzwischen scheint schon ganz Barfeld mit Pferd und Wagen losgezogen zu sein und will nach dem Drachen ins Gebirge ziehen. Ich habe den Befehl ...«
    »Dein Befehl, Soldat« – Dorregaray zog die Brauen zusammen –, »betrifft diesen Mob, der womöglich Händel anzettelt, Dirnen, die womöglich Unzucht und widerwärtige Krankheiten verbreiten, Verbrecher, Unruhestifter und Gesindel. Aber nicht mich.«
    »Ohne Geleitbrief lasse ich niemanden durch«, erwiderte der Truppführer stur. »Ich schwöre ...«
    »Schwör nicht«, unterbrach ihn Drei Dohlen. »Trink lieber noch. Tea, schenk unserem tapferen Krieger

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