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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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von Sauerampfer und Melde ...«
    »Es ist schon ein Fest, wenn wir manchmal ein paar Hasenfüße kriegen«, warf Yarpen Zigrin traurigen Tones ein.
    ». .. und trinken Quellwasser.« Boholt nahm einen Schluck aus der Flasche und schüttelte sich ein bisschen. »Für uns, Frau Yennefer, gibt’s keinen Ausweg. Entweder eine Beute oder im Winter unter der Hecke erfrieren. Die Gasthäuser kosten Geld.«
    »Und das Bier«, fügte Neuntöter hinzu.
    »Und unzüchtige Weiber«, sagte der Häcksler träumerisch.
    »Darum« – Boholt blickte zum Himmel – »werden wir selbst, ohne Zauberei und ohne Eure Hilfe, den Drachen erlegen.«
    »Bist du dir so sicher? Bedenke, es gibt Grenzen des Möglichen, Boholt.«
    »Mag sein, mir sind sie nie begegnet. Nein, meine Dame. Ich wiederhole, wir werden den Drachen selbst erlegen, ganz ohne Zauberei.«
    »Zumal«, fügte Yarpen Zigrin hinzu, »Zauberei gewiss auch ihre Grenzen des Möglichen hat.«
    »Bist du selber darauf gekommen«, fragte Yennefer langsam, »oder hat es dir jemand geflüstert? Ist es vielleicht die Anwesenheit eines Hexers in dieser werten Gesellschaft, die euch derlei große Töne erlaubt?«
    »Nein«, antwortete Boholt und schaute zu Geralt hin, der scheinbar vor sich hin döste, faul auf der Pferdedecke ausgestreckt, den Sattel unterm Kopf. »Der Hexer hat damit nichts zu tun. Hört zu, edle Yennefer. Wir haben dem König einen Vorschlag gemacht, er hat uns keiner Antwort gewürdigt. Wir haben Geduld, bis zum Morgen werden wir warten. Wenn der König unser Angebot annimmt, reiten wir weiter zusammen. Wenn nicht, kehren wir um.«
    »Wir auch«, knurrte der Zwerg.
    »Wir lassen nicht mit uns handeln«, fuhr Boholt fort. »Entweder – oder. Überbringt Niedamir unsere Worte, Frau Yennefer. Und Euch sage ich – das Abkommen ist auch für Euch günstig, und für Dorregaray, falls Ihr Euch mit ihm einigt. Wir, wohlgemerkt, brauchen den Kadaver des Drachen nicht, nur den Schwanz nehmen wir uns. Der Rest gehört Euch, nehmt, was Euch beliebt. Wir machen Euch weder die Zähne noch das Hirn streitig, nichts, was Ihr für die Zauberei braucht.«
    »Klar«, fügte Yarpen Zigrin hinzu. »Das Aas gehört euch Zauberern, niemand macht es euch streitig. Höchstens die anderen Geier.«
    Yennefer stand auf, zog sich dabei den Mantel um die Schultern.
    »Niedamir wird nicht bis zum Morgen warten«, sagte sie scharf. »Er ist schon jetzt mit euren Bedingungen einverstanden. Gegen meinen und Dorregarays Rat, sollt ihr wissen.«
    »Niedamir«, entgegnete Boholt langsam, »zeigt eine Weisheit, die bei solch einem jungen König erstaunlich ist. Denn für mich, Frau Yennefer, bedeutet Weisheit unter anderem die Fähigkeit, dumme oder unaufrichtige Ratschläge zu überhören.«
    Yarpen Zigrin lachte in seinen Bart.
    »Ihr werdet anders singen« – die Zauberin stemmte die Hände in die Hüften –, »wenn euch morgen der Drache zusammenhaut, euch durchlöchert und eure Schienbeine zerknickt. Ihr werdet mir die Stiefel lecken und um Hilfe winseln. Wie üblich. Wie gut ich euch kenne, wie gut ich solche wie euch kenne. Zum Erbrechen.«
    Sie drehte sich um, ging in die Dunkelheit, ohne ein Wort des Abschieds.
    »Zu meiner Zeit«, sagte Yarpen Zigrin, »saßen Zauberinnen in Türmen, lasen gelehrte Bücher und rührten mit dem Spatel im Schmelztiegel. Sie liefen nicht den Kriegern vor den Füßen herum, mischten sich nicht in unsere Angelegenheiten. Und sie schwenkten nicht den Hintern vor den Augen der Jungs.«
    »Der Hintern, ehrlich gesagt, ist nicht ohne«, sagte Rittersporn, während er die Laute stimmte. »Was, Geralt? Geralt? He, wo ist denn der Hexer hin?«
    »Was kümmert’s uns?«, knurrte Boholt und warf neue Scheite ins Feuer. »Er ist gegangen. Vielleicht muss er mal, meine Herrschaften. Seine Sache.«
    »Stimmt«, bestätigte der Barde und schlug über die Saiten. »Soll ich euch was singen?«
    »Sing schon, verdammich«, sagte Yarpen Zigrin und spuckte aus. »Aber glaub nicht, Rittersporn, dass ich dir für dein Geblöke einen roten Heller gebe. Das hier, mein Junge, ist nicht der königliche Hof.«
    »Man sieht’s.« Der Troubadour nickte.

V
    »Yennefer.«
    Sie wandte sich um, als sei sie überrascht, obwohl der Hexer nicht daran zweifelte, dass sie schon von weitem seine Schritte gehört hatte. Sie stellte einen kleinen Holzzuber zu Boden, richtete sich auf, strich sich die von dem goldenen Netz befreiten Haare aus der Stirn, die ihr in Locken auf die Schultern

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