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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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der König dulden, aber hören wollen wir davon nichts und erst recht nicht sehen, wie sie in die Tat umgesetzt werden. Mischt Euch nicht in die Angelegenheiten des Königs, Hexer. Und macht Euch nicht mit Dorregaray gemein.«
    »Ich pflege mich nicht mit Zauberern gemein zu machen. Wie kommt Ihr darauf?«
    »Dorregaray«, sagte Gyllenstiern, »übertrifft mit seinen Flausen sogar die Hexer. Er begnügt sich nicht damit, die Ungeheuer in gute und böse zu unterteilen. Er hält sie alle für gut.«
    »Da übertreibt er ein wenig.«
    »Zweifellos. Aber er verteidigt seine Anschauungen mit erstaunlicher Vehemenz. Wirklich, ich würde mich nicht wundern, wenn ihm etwas zustieße. Und dass er sich uns mit solch seltsamen Gefährten angeschlossen hat ...«
    »Ich bin kein Gefährte für Dorregaray. Und er nicht für mich.«
    »Unterbrich mich nicht. Sonderbare Gefährten. Ein Hexer, der so voller Skrupel ist wie ein Fuchspelz voller Flöhe. Ein Zauberer, der dauernd die Faseleien der Druiden vom Gleichgewicht in der Natur wiederholt. Der schweigsame Ritter Borch Drei Dohlen mit seiner Eskorte aus Serrikanien, wo, wie allgemein bekannt ist, einem Drachenbild Opfer dargebracht werden. Und alle schließen sie sich plötzlich der Jagd an. Seltsam, nicht wahr.«
    »Meinetwegen.«
    »Du sollst also wissen«, sprach der Kanzler, »dass sich für die rätselhaftesten Probleme, wie die Praxis zeigt, oft die einfachsten Lösungen finden. Zwing mich nicht, Hexer, zu diesen Lösungen zu greifen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Du verstehst, du verstehst. Danke für das Gespräch.«
    Geralt zügelte sein Pferd. Gyllenstiern trieb das seine an, schloss zum König auf und zu dem Wagenzug. Vorüber ritt Eyck von Denesle in einem gesteppten Wams von hellem Leder, auf dem der Abdruck des Brustpanzers zu sehen war; er führte ein Packpferd, das die Rüstung trug, einen einfarbig silbernen Schild und eine mächtige Lanze. Geralt hob grüßend die Hand, doch der bleiche Ritter wandte den Kopf ab, presste die schmalen Lippen zusammen und gab dem Pferd die Sporen.
    »Du bist wohl nicht sein Fall«, sagte Dorregaray, der jetzt herangeritten kam.
    »Ganz offensichtlich nicht.«
    »Die Konkurrenz, was? Ihr geht beide einem ähnlichen Metier nach. Nur dass Eyck ein Idealist ist und du ein Profi. Kein großer Unterschied, vor allem nicht für die, die ihr umbringt.«
    »Vergleich mich nicht mit Eyck, Dorregaray. Weiß der Teufel, wem du damit Unrecht tust, ihm oder mir, aber vergleich uns nicht.«
    »Wie du willst. Für mich seid ihr, offen gesagt, gleichermaßen abstoßend.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.« Der Zauberer klopfte seinem Pferd auf den Hals, das von den Rufen Yarpens und seiner Zwerge irritiert war. »Einen Mord Jagd zu nennen, Hexer, ist für mich abscheulich, gemein und dumm. Unsere Welt ist im Gleichgewicht. Die Vernichtung, Ermordung jeglicher Geschöpfe, die diese Welt bevölkern, stört dieses Gleichgewicht. Und das Fehlen des Gleichgewichts führt den Untergang herbei, den Untergang und das Ende der Welt, wie wir sie kennen.«
    »Die Theorie der Druiden«, bestätigte Geralt. »Kenne ich. Die hat mir einmal ein alter Hierophant erklärt, noch in Rivien. Zwei Tage nach unserem Gespräch haben ihn Werratten zerrissen. Eine Bewahrung des Gleichgewichts war nicht festzustellen.«
    »Die Welt, wiederhole ich« – Dorregaray schaute ihn gleichgültig an –, »ist im Gleichgewicht. Einem natürlichen Gleichgewicht. Jede Art hat ihre natürlichen Feinde, jede ist der natürliche Feind anderer Arten. Das gilt auch für die Menschen. Die Ausrottung der natürlichen Feinde des Menschen, der du dich widmest und die allmählich schon zu konstatieren ist, droht, die Rasse degenerieren zu lassen.«
    »Weißt du was, Zauberer« – Geralt verlor die Geduld –, »geh doch mal zu einer Mutter, deren Kind ein Basilisk gefressen hat, und sag ihr, dass sie sich freuen soll, denn so ist die menschliche Rasse der Degeneration entgangen. Du wirst sehen, was sie dir antwortet.«
    »Ein gutes Argument, Hexer«, sagte Yennefer, die von hinten auf ihrem großen Rappen herangeritten war. »Und du, Dorregaray, überleg dir, was du sagst.«
    »Ich pflege aus meinen Ansichten kein Hehl zu machen.«
    Yennefer ritt zwischen sie beide. Der Hexer bemerkte, dass an die Stelle des goldenen Haarnetzes ein Stirnband aus einem aufgerollten weißen Kopftuch getreten war.
    »Du solltest schleunigst anfangen, ein Hehl daraus zu machen, Dorregaray«, sagte sie.

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