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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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deshalb haben die Färber dort auch nur Indigo gekauft. Aber die Farbe der Thysseniden ist Scharlach, also ist Indigo gefallen und Koschenille sind gestiegen, und da stellt sich heraus, dass du, Biberveldt, die Hand auf der einzigen verfügbaren Ladung hast! Ha!«
    Dainty schwieg mit offenem Mund.
    »Schlau, Biberveldt, alles was recht ist«, fuhr Pizmak fort. »Und zu niemandem ein Sterbenswörtchen, nicht einmal zu den Freunden. Wenn du mir was gesagt hättest, hätten wir alle verdienen können, vielleicht sogar eine gemeinsame Faktorei eröffnen. Aber du hast es lieber allein gemacht, fein still für dich. Wie du willst, aber auf mich brauchst du nun nicht mehr zu zählen. Beim Ewigen Feuer, es ist wahr, dass jeder Halbling ein selbstsüchtiger Mistkerl und ein Hundeschiss ist. Mir gibt dieser Vimme Vivaldi nie einen Aval, und dir? Im Handumdrehen. Weil ihr eine Bande seid, ihr nichtmenschlichen, windigen Halblinge und Zwerge! Hol euch die Pest!«
    Pizmak spuckte aus, machte auf dem Absatz kehrt und ging. Dainty kratzte sich nachdenklich den Kopf, dass die Haare raschelten.
    »Mir dämmert was, Jungs«, sagte er schließlich. »Ich weiß jetzt, was wir tun müssen. Wir gehen zur Bank. Wenn jemand mit alledem zurechtkommt, dann mein Bekannter, der Bankier Vimme Vivaldi.«

III
    »Eine Bank hab ich mir anders vorgestellt«, flüsterte Rittersporn, während er sich im Raum umsah. »Wo haben sie hier das Geld, Geralt?«
    »Weiß der Teufel«, erwiderte der Hexer leise und verdeckte den aufgerissenen Wamsärmel. »Vielleicht im Keller?«
    »Fehlanzeige. Ich hab mich umgesehen, hier gibt’s keinen Keller.«
    »Dann bestimmt auf dem Dachboden.«
    »Ich bitte ins Kontor, meine Herren«, sagte Vimme Vivaldi.
    Die an langen Tischen sitzenden jungen Menschen und Zwerge unbestimmbaren Alters waren damit beschäftigt, Pergamentbögen mit Reihen von Zahlen und Buchstaben zu füllen. Alle ohne Ausnahme saßen sie krumm da und hatten die Zungen leicht herausgesteckt. Die Arbeit, schätzte der Hexer, war verteufelt monoton und schien die Arbeitenden restlos in Anspruch zu nehmen. In der Ecke saß auf einem niedrigen Hocker ein alter Kerl mit dem Aussehen eines Bettlers und schnitt Federn spitz. Er kam nicht besonders gut voran.
    Der Bankier schloss sorgsam die Tür des Kontors, strich sich den langen, weißen, gepflegten Bart, der hier und da Tintenflecke aufwies, rückte die bordeauxrote Samtjacke zurecht, die mit Mühe den hervorragenden Bauch überspannte.
    »Wisst Ihr, Herr Rittersporn«, sagte er, während er sich an den riesigen, mit Pergamenten überhäuften Mahagonitisch setzte. »Euch habe ich mir ganz anders vorgestellt. Aber ich kenne Eure Lieder, hab sie gehört. Von der Königin Vanda, die sich im Flusse Dupp ertränkt hat, weil keiner sie wollte. Und vom Eisvogel, der in den Abort fiel ...«
    »Das ist nicht von mir.« Rittersporn lief vor Zorn rot
    an. »Ich habe niemals dergleichen geschrieben!«
    »Ah. Dann entschuldigt bitte.«
    »Vielleicht könnten wir zur Sache kommen?«, warf Dainty ein. »Die Zeit drängt, und ihr redet hier von dummem Zeug. Ich bin in einer ernsten Bredouille, Vimme.«
    »Das hatte ich befürchtet.« Der Zwerg nickte. »Wie du weißt, habe ich dich gewarnt, Biberveldt. Ich hab dir vor drei Tagen gesagt, steck kein Geld in den überlagerten Tran. Was nützt es, dass er billig ist, der Nominalpreis spielt keine Rolle, wichtig ist die Gewinnspanne beim Wiederverkauf. Dasselbe bei dem Kalmus, dem Wachs und den Tonschälchen. Was ist in dich gefahren, Dainty, dass du diesen Mist gekauft hast, noch dazu gegen bar, statt vernünftig mit einem Schuldschein oder einem Wechsel zu bezahlen. Ich habe dir gesagt, die Lagerkosten in Nowigrad sind enorm, in zwei Wochen übersteigen sie dreifach den Wert dieser Waren. Aber du hast ...«
    »Na los«, stöhne der Halbling leise. »Sag, Vivaldi, was hab ich?«
    »Aber du hast geantwortet, es sei kein Grund zur Sorge, du würdest alles binnen vierundzwanzig Stunden verkaufen. Und jetzt kommst du und erzählst, dass du in der Bredouille bist, wobei du dumm und entwaffnend lächelst. Es geht nicht, was? Und die Kosten steigen, was? Ha, schlecht, schlecht. Wie soll ich dir da heraushelfen, Dainty? Wenn du den Kram wenigstens versichert hättest, dann würde ich gleich einen von den Kanzleigehilfen losschicken, dass er den Speicher ansteckt. Nein, mein Lieber, das Einzige, was man tun kann, ist, die Sache philosophisch anzugehen und sich zu sagen: ›Das hat die

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