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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Rittersporn. Es läuft darauf hinaus, dass dieses Geld noch niemand gesehen hat. Und ungewiss ist, ob es je einer zu sehen bekommt.«
    »Also wirklich, Biberveldt«, entrüstete sich der Zwerg. »Wieso diese trüben Gedanken? Sulimir zahlt bar oder mit einem Wechsel, und Sulimirs Wechsel sind sicher. Worum geht es also? Fürchtest du, mit dem stinkenden Tran und dem Wachs Verlust zu machen? Bei solchen Gewinnen gleichst du diese Verluste doch mit links aus ...«
    »Darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    Dainty räusperte sich, senkte den braunen Kopf.
    »Vimme«, sagte er, den Blick auf den Boden geheftet. »Chappelle ist hinter mir her.«
    Der Bankier verstummte.
    »Übel«, presste er hervor. »Aber das war ja zu erwarten. Siehst du, Biberveldt, die Informationen, die du bei den Transaktionen benutzt hast, sind nicht nur für den Handel von Bedeutung, sondern auch für die Politik. Was sich in Poviss und in Temerien zusammenbraute, war keinem bekannt, auch nicht Chappelle, und Chappelle weiß so was gern als Erster. Also zerbricht er sich jetzt, wie du dir vorstellen kannst, den Kopf, woher du es wusstest. Ich denke, er ahnt es schon. Denn ich ahne es auch.«
    »Interessant.«
    Vivaldi ließ den Blick über Rittersporn und Geralt schweifen, rümpfte die breite, aufgestülpte Nase.
    »Interessant? Interessant sind deine Kompagnons, Dainty«, sagte er. »Ein Troubadour, ein Hexer und ein Kaufmann. Ich gratuliere. Herr Rittersporn kommt überall herum, sogar an Königshöfen, und sicherlich spitzt er die Ohren. Und der Hexer? Eine Leibwache? Oder um Schuldnern Angst zu machen?«
    »Übereilte Schlüsse, Herr Vivaldi«, erklärte der Hexer kalt. »Ich bin niemandes Teilhaber.«
    »Und ich« – Rittersporn lief rot an – »spitze nirgends die Ohren. Ich bin Dichter, kein Spitzel!«
    »Darüber wird unterschiedlich geredet.« Der Zwerg verzog das Gesicht. »Sehr unterschiedlich, Herr Rittersporn.«
    »Lüge!«, brüllte der Troubadour. »Die reinste Scheiße!«
    »Schon gut, ich glaub’s ja. Ich weiß nur nicht, ob Chappelle es glauben wird. Aber vielleicht verläuft sich alles im Sande. Ich sag dir, Biberveldt, dass sich Chappelle seit dem letzten Schlaganfall sehr verändert hat. Vielleicht ist ihm die Todesangst in den Hintern gefahren und hat ihn gezwungen, es sich zu überlegen? Mit einem Wort, das ist nicht mehr der alte Chappelle. Er ist irgendwie anständig geworden, vernünftig, ruhig und ... und ehrlich irgendwie.«
    »Eh«, sagte der Halbling. »Chappelle und ehrlich? Anständig? Das kann nicht sein.«
    »Ich sag’s, wie’s ist«, konterte Vivaldi. »Und es ist, wie ich sage. Zudem hat die Kirche jetzt andere Probleme, und die heißen Ewiges Feuer.«
    »Wie das?«
    »Überall soll das Ewige Feuer brennen, wie es heißt. Überall, in der ganzen Gegend, sollen Altäre errichtet werden, die diesem Feuer geweiht sind. Viele Altäre. Frag mich nicht nach Einzelheiten, ich kenne mich nicht besonders gut mit dem Aberglauben der Menschen aus. Aber ich weiß, dass alle Priester und auch Chappelle sich praktisch mit nichts anderem befassen als mit diesen Altären und diesem Feuer. Es werden große Vorbereitungen getroffen. Die Steuern werden in die Höhe gehen, das ist sicher.«
    »Na«, sagte Dainty. »Ein schwacher Trost, aber ...«
    Die Tür des Kontors ging abermals auf, und herein kam das dem Hexer schon bekannte Etwas mit der gelben Mütze.
    »Der Kaufmann Biberveldt«, teilte es mit, »ordnet an, weitere Schnüre zu kaufen, falls sie knapp werden. Der Preis spielt keine Rolle.«
    »Wunderbar.« Der Halbling lächelte, und das Lächeln erinnerte an das verzerrte Maul einer wütenden Wildkatze. »Kaufen wir viele Schnüre, Biberveldts Wille ist uns Gesetz. Was sollen wir noch zukaufen? Kohl? Teer? Eiserne Harken?«
    »Außerdem«, krähte das gelbbemützte Etwas, »bittet der Kaufmann Biberveldt um dreißig Kronen Bargeld, denn er muss ein Schmiergeld zahlen, etwas essen und Bier trinken, und in der ›Lanzenspitze‹ haben ihm drei Galgenstricke das Säckel gestohlen.«
    »Ach. Drei Galgenstricke«, sagte Dainty langsam. »Ja, diese Stadt scheint voller Galgenstricke zu sein. Und wo ist, wenn man fragen darf, im Augenblick der edle Kaufherr Biberveldt?«
    »Wo schon«, sagte das Etwas und zog Rotz in der Nase hoch, »wenn nicht auf dem Westmarkt.«
    »Vimme«, sagte Dainty böse. »Stell keine Fragen, sondern besorg mir einen soliden, dicken Knüppel. Ich will auf den Westmarkt, und ohne Knüppel kann ich

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