Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
wenden ließ und sie abführte, warf Nicci einen letzten Blick über die Schulter auf Ishaq, der, den Hut in beiden Händen, die Krempe zwischen seinen Fingern kreisen ließ. Tränen glitzerten in seinen Augen. Sie hoffte, dass dies nicht das letzte Mal war, dass sie ihn und die seinen sah; gleichwohl wusste sie, dass diese Möglichkeit durchaus bestand.
    Der Offizier hatte ihre Zügel in den Händen behalten, daher hielt sie sich beim Reiten am Sattelknauf fest. Während sie Richtung Osten ritten, nahm der Begleittrupp aus Kriegern sie in seine Mitte – wohl mehr, um sie gründlich in Augenschein zu nehmen, denn aus echter Sorge, dass sie entkommen könnte. Ihre Art, sich locker im Sattel zu wiegen, ihr Geschick im Umgang mit ihren Pferden zeigte, dass dies erfahrene Reiter waren, die den größten Teil ihrer wachen Stunden im Sattel verbrachten. Keiner von ihnen schien ernsthaft zu befürchten, dass sie ihnen entwischen könnte.
    Während des Ritts über die staubige, nach Osten führende Straße zeigten ihr die Männer mit ihrem lüsternen Feixen, wenn sie sie von Kopf bis Fuß musterten, was sie sich im Stillen erhofften, auch wenn sie wusste, dass keiner von ihnen den nötigen Dienstgrad oder das Format besaß, um sie für ein kurzes Vergnügen unterwegs vom Pferd zu zerren. Männer von Kronos’ Schlag mochten es nicht, wenn ihre Eroberungen frisch vergewaltigt waren, und das wussten diese Männer. Außerdem spekulierten sie wohl darauf, schon bald bei ihr zum Zug zu kommen – und wenn nicht bei ihr, dann bei der freien Auswahl, die sie nach ihrem Einmarsch in Altur’Rang erwartete.
    Nicci versuchte, die lüstern zu ihr herüberschielenden Soldaten zu ignorieren, indem sie sich ganz auf ihren Plan konzentrierte. Sie wusste, dieses Benehmen war Teil ihres gewohnheitsmäßigen Verhaltens, für mehr als Anzüglichkeiten und Einschüchterungsversuche reichte ihr Verstand nicht, weshalb sie es wie einen Stein benutzten, den man wieder und wieder zur Beruhigung zwischen den Fingern kreisen ließ. Während sie so dahinritt, suchte sie ihr Heil immer mehr in ihrer Entschlossenheit.
    Obschon es noch eine Weile dauern würde, bis die tief stehende Sonne hinter ihrem Rücken unterginge, hatten die Zikaden bereits ihren endlosen, monotonen Gesang aufgenommen. Sie musste an Richard und an jenen Abend zurückdenken, als er sich über diese Geschöpfe ausgelassen hatte, die nur alle siebzehn Jahre aus der Erde hervorkamen. Nicci fand es bemerkenswert, dass die Zikaden in ihrem Leben zehnmal geschlüpft waren, ohne dass sie jemals etwas davon mitbekommen hatte. Das Leben unter dem Bann des Palasts der Propheten war nicht nur von schier endloser Eintönigkeit geprägt gewesen, sondern hatte dazu geführt, dass man sich auf eine Weise abkapselte, die ihr nie so recht bewusst geworden war. Während die Welt rings um sie her ihren Lauf nahm, hatte sie ihre Zeit anderen Welten gewidmet. Andere, wie die Schwestern der Finsternis, die dort Richards Ausbilderinnen gewesen waren, hatten den verführerischen Verheißungen dieser Welten nachgegeben – das hatte sie auch getan, allerdings nicht wegen dieser Verheißungen. Sie war einfach überzeugt gewesen, dass diese Welt ihr nichts von Wert zu bieten hatte.
    Bis Richard eines Tages erschienen war.
    Die Luft war warm und feucht, also musste Nicci auf dem Ritt wenigstens nicht frieren, allerdings kamen jetzt die ersten Mücken zum Vorschein und wurden zunehmend zur Plage. Sinnvollerweise hatte man ihr ja die Hände nicht auf den Rücken gebunden, sodass sie die stechenden Biester wenigstens von ihrem Gesicht fern halten konnte. Die weizenbedeckten Hügel im Osten der Stadt, durch die sie jetzt ritten, schimmerten grünlich-golden im späten Licht, beinahe wie polierte Bronze. Sie sah weder Menschen auf den Feldern arbeiten, noch ließ sich jemand auf den Straßen blicken; wie Tiere vor einem Steppenbrand waren sie alle vor der drohenden Invasion der Armee geflohen.
    Dann endlich, als sie einen Hügelkamm erklommen, sah Nicci sie: Die Masse aus Soldaten und Pferden der Imperialen Ordnung erstreckte sich, einer dunklen Flut gleich, vor ihr über das ausgedehnte Tal. Allem Anschein nach weilten sie noch nicht lange hier, denn alle Zeichen deuteten darauf hin, dass sie eben erst mit dem Aufschlagen ihres Feldlagers begonnen hatten. Offenbar wollten sie nahe der Stadt lagern, um bei ihrem Angriff gleich am nächsten Morgen keine große Strecke zurücklegen zu müssen.
    Noch hatte sich der

Weitere Kostenlose Bücher