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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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jedoch hatte sie begriffen, dass das, was sie für eine chaotische Sprunghaftigkeit zwischen scheinbar beziehungslosen Dingen gehalten hatte, im Grunde seine außerordentliche Beständigkeit ausmachte.
    Die meisten Menschen waren gar nicht fähig, mit derart unerschütterlicher Entschlossenheit an ihren Zielen festzuhalten, sie neigten vielmehr dazu, sich von einer Vielzahl anderer Dinge, die ihre Aufmerksamkeit beanspruchten, ablenken zu lassen. Richard dagegen wusste diese untergeordneten Ereignisse nach ihrer Wichtigkeit einzuordnen, sie bei Bedarf vorübergehend ungeklärt zu lassen oder kurzerhand zu erledigen, ohne sein Ziel auch nur für einen Moment aus den Augen zu verlieren – was mitunter den unzutreffenden Eindruck erweckte, er springe ohne erkennbaren Grund von einer Sache zur nächsten, während er nach eigenem Empfinden in Wahrheit mit tänzerischer Leichtigkeit über die Trittsteine im Strom des Geschehens rings um ihn her sprang, um unbeirrbar ans jenseitige Ufer zu gelangen.
    Es gab Zeiten, da schien er ihr der wunderbarste Mann zu sein, dem sie je begegnet war, dann wieder empfand sie ihn als nur schwer erträgliches Ärgernis. Längst hatte sie aus dem Blick verloren, wie oft sie ihn schon am liebsten erwürgt hätte. Er war nicht nur der Mann, der geboren war, um sie in die entscheidende letzte Schlacht zu führen, er war auch aus eigenem Entschluss zu ihrem Anführer geworden, dem Lord Rahl, zum Dreh- und Angelpunkt all dessen, wofür sie als Schwester des Lichts stets gekämpft hatte.
    Vielleicht schätzte sie ihn – darüber hinaus, was er ihnen allen sonst bedeutete – vor allem als Freund. Ihr lag sehr viel daran, dass er ebenso glücklich war wie sie einst mit Warren. Während jener kurzen Zeit, die ihr nach ihrer Hochzeit mit Warren und vor dessen Ermordung vergönnt gewesen war, hatte sie sich lebendiger gefühlt als je zuvor. Seitdem jedoch fühlte sie sich wie eine lebende Tote – sie lebte, ohne wirklich am Leben teilzunehmen.
    Eines Tages, vielleicht nach der siegreichen Beendigung ihres Kampfes gegen die Imperiale Ordnung, würde Richard hoffentlich einen Menschen finden, für den er so etwas wie Liebe empfinden konnte. Bei seiner Liebe für das Leben brauchte er jemanden, mit dem er dieses Gefühl teilen konnte.
    Sie lächelte versonnen. Gleich vom ersten Tag an, als sie ihm begegnet war und den Halsring umgelegt hatte, um ihn zum Palast der Propheten zu bringen, wo er im Gebrauch seiner Gabe unterwiesen werden sollte, schien ihr Leben von dem Strudel erfasst worden zu sein, der Richard – wenngleich auch nicht immer, so doch die meiste Zeit – umgab. Noch deutlich erinnerte sie sich an jenen verschneiten Tag, damals im Dorf der Schlammmenschen, als sie ihn fortgebracht hatte. Es war ein tieftrauriger Moment gewesen, denn es geschah gegen seinen Willen, gleichzeitig aber war es nach zwanzig Jahren mühevollen Suchens auch eine ungeheure Erleichterung.
    Sicher, er hatte sich alles andere als freiwillig in diese doch nur seinem Wohl dienende Gefangenschaft ergeben, tatsächlich hatten zwei Schwestern in Vernas Begleitung bei dem Versuch, ihm den verhassten Halsring umzulegen, ihr Leben lassen müssen.
    Verna wurde nachdenklich … den Halsring umlegen.
    Eigenartig. Sie versuchte, sich genau in Erinnerung zu rufen, wie sie es geschafft hatte, ihn dazu zu bringen, den Halsring anzulegen, wie es den Erfordernissen entsprach. Halsringe waren ihm verhasst – vor allem, nachdem er einst selbst Gefangener einer Mord-Sith gewesen war -, und doch hatte er ihn aus freien Stücken angelegt. Aus einem unerfindlichen Grund schien sie sich jedoch nicht mehr erinnern zu können, womit sie ihn dazu bewogen hatte …
    »Das ist wirklich seltsam, Verna …« Berdines brauner Lederanzug knarzte, als sie sich ein wenig vorbeugte und wie gebannt auf das Ende des Textes in dem alten Folianten starrte, der aufgeschlagen vor ihr auf dem Tisch lag. Zaghaft schlug sie probeweise eine Seite um, ehe sie wieder zurückblätterte. Sie blickte auf. »Ich weiß, dass dieses Buch früher einen handgeschriebenen Text enthielt, aber jetzt ist dieser Text verschwunden.«
    Verna betrachtete das tanzende Kerzenlicht in Berdines Augen, stellte die Erinnerungen an diese längst vergangene Zeit zurück und richtete ihr ganzes Augenmerk wieder auf die anstehenden wichtigen Dinge.
    »Aber es war doch nicht exakt dieses Exemplar, oder?« Als Berdine darauf fragend das Gesicht verzog, wurde Verna deutlicher. »Es ist

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