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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Besuches ihre besten Kleider angelegt. Von Berdine hatte sie erfahren, dass es Zimmer gab, die Gäste mieten konnten, für den Fall, dass sie länger im Palast zu bleiben beabsichtigten. Natürlich gab es auch Wohnquartiere für die zahllosen Menschen, die im Palast lebten und arbeiteten.
    Die meisten mit Gewändern Bekleideten schlenderten gemächlich dahin, so als sei dies einfach Bestandteil ihres gewohnten Tagesablaufs. Wer sich fein herausgeputzt hatte, war bemüht, nicht minder gelassen zu wirken und die geschmackvolle Architektur nicht allzu offenkundig zu bestaunen, trotzdem sah Verna ihre bewundernd geweiteten Augen umherwandern. Die eher einfach gekleideten Besucher dagegen ließen es sich, während sie sich dem Strom der auf die Kreuzung zuhaltenden Passanten anschlossen, der sie zum Korridor mit der Glocke führen würde, nicht nehmen, alles ganz unverhohlen anzustarren – die hohen, aus buntscheckigem Gestein gemeißelten Statuen von Männern und Frauen in stolzer Pose, die polierten, über zwei Stockwerke reichenden und sich vor den Galerien emporschwingenden gekehlten Säulen, die grandiosen Fußböden aus schwarzem Granit und honigfarbenem Onyx.
    Verna wusste, dass Steinfußbodenmuster von dieser Feinheit und Präzision, abgesetzt mit solch schmalen Fugen, nur von den fähigsten Handwerksmeistern der gesamten Neuen Welt geschaffen worden sein konnten. Während ihrer kurzen Dienstzeit als Prälatin im Palast der Propheten hatte sie sich mit der Frage des Auswechselns eines Teils des wunderschön gemusterten Fußbodens befassen müssen, der irgendwann in grauer Vorzeit von jungen, noch in der Ausbildung befindlichen Zauberern beschädigt worden war. Welcher Art die Vorfälle waren, die tatsächlich zu dem Schaden geführt hatten, und wer dafür verantwortlich zu machen war, blieb für immer unter dem Mantel der Verschwiegenheit verborgen, fest stand nur, dass ein mutwilliger Magiestoß einen nicht unbeträchtlichen Teil des kunstvoll angelegten Marmorbodens in Sekundenschnelle aufgerissen hatte. Trümmerteile und lose Fliesen waren zwar längst beseitigt worden, dennoch war der Fußboden über Jahrzehnte in seinem beschädigten Zustand erhalten geblieben – wenn auch mit praktischem, allerdings wenig ansehnlichem Kalkstein ausgebessert -, während das Leben im Palast seinen Fortgang nahm. Lange Zeit war die Haltung der Palastautoritäten gegenüber diesen jungen Burschen von einer gewissen Nachsicht geprägt gewesen, die sich nicht zuletzt aus dem Bedauern darüber speiste, dass man gezwungen war, so junge Männer gegen ihren Willen festzuhalten.
    Der Schaden hatte Verna stets irritiert, bis Warren, einst ihre große Liebe und ein enger Freund Richards, sie gedrängt hatte, ihrer Überzeugung nachzugeben und den Fußboden ausbessern zu lassen – und daher rührten ihre Kenntnisse über diese Fußböden wie auch die Gewissheit, dass viele Handwerker zwar dreist behaupteten, Meister ihres Fachs zu sein, aber nur wenige es wirklich waren.
    Verna ließ ihren Blick durch den spektakulären Palast und über die kunstvollen Steinmetzarbeiten wandern, und doch vermochte all diese Schönheit sie nicht anzurühren. Seit Warrens Tod kam ihr alles reizlos, belanglos und unbedeutend vor. Seit seinem Tod erschien ihr das Leben als mühselige Schinderei.
    Überall im Palast patrouillierten wachsame Soldaten, wahrscheinlich ohne sich des Schwindel erregenden Ausmaßes an menschlicher Fantasie und Mühen bewusst zu sein, das in die Schaffung eines solchen Ortes, wie ihn der Palast des Volkes darstellte, eingeflossen war. Sie waren jetzt ein Teil von ihm, ein Teil, der ihn am Leben erhielt, wie tausende ganz ähnlicher Männer vor ihnen, die jahrhundertelang durch die Flure gewandelt waren und für Sicherheit gesorgt hatten.
    Alsbald fiel Verna auf, dass einige Gardisten zu zweit durch die Flure schlenderten, während andere in Gruppen patrouillierten. Die muskulösen jungen Burschen trugen fesche Uniformen mit Schulter- und Brustpanzern aus gestanztem Leder und waren ohne Ausnahme mit Schwertern bewaffnet, viele überdies noch mit einer Lanze. Darüber hinaus bemerkte Verna Spezialgardisten mit schwarzen Handschuhen, über deren Schulter, an einem Riemen, eine Armbrust hing. Die Köcher an ihren Gürteln enthielten mit roten Federn bestückte Pfeile. Sämtliche Soldaten waren ständig in Bewegung und hatten auf alles ein Auge.
    »Ich meine mich zu erinnern, dass Richard etwas von dieser Andacht erwähnte«, sagte

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