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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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als Richard und die Bande für sie alle unerreichbar waren, hatte Jagang sich in Vernas Träume gestohlen und von ihrem Verstand Besitz ergriffen – und Warren gefangen genommen. War es schon ein unvorstellbares Grauen, zu wissen, dass der Traumwandler die Herrschaft über ihr Bewusstsein erlangt hatte, so hatte das Wissen, dass Warren ihm gleichermaßen hilflos ausgeliefert war, alles nur noch schlimmer gemacht. Jagangs ununterbrochene Anwesenheit hatte jeden Aspekt ihres Seins bestimmt, die Gedanken, die er ihnen zu denken erlaubte, ja ihr ganzes Tun. Sie waren nicht mehr Herr ihres Willens, was zählte, war einzig der Wille Jagangs. Die bloße Erinnerung an den sengenden Schmerz, der ihr – und Warren – über diese Verbindung zugefügt worden war, ließ ihr völlig unvermutet stechend die Tränen in die Augen treten.
    Sie wischte sie rasch fort und eilte Berdine hinterher. Es gab wichtige Dinge zu erledigen, aber der Versuch, sich ganz alleine einen Weg durch das schier endlose Innenleben des Palasts des Volkes zu bahnen, würde sie unendlich viel Zeit kosten. Sie brauchte die Mord-Sith, damit diese ihr den Weg zeigte. Hätte Verna die Kontrolle über ihre Gabe gehabt, hätte ihr das vielleicht dabei helfen können, das Gesuchte selbst zu finden, aber im Innern des Palasts war ihr Han beinahe nutzlos. Sie würde Berdine also begleiten und darauf vertrauen müssen, dass sie sich nachher, und zwar ohne allzu großen Zeitverlust, wieder ihren Angelegenheiten widmen konnte.
    Der nach links abgehende Korridor führte unter einer Innenbrücke mit einer Balustrade aus grauem, weiß geädertem Marmor hindurch. Am Treffpunkt von vier Seitengängen weitete sich der Korridor zu einem nach oben offenen Platz, in dessen Mitte sich ein quadratisches Wasserbecken befand, ringsum eingefasst von einer niedrigen Sitzbank aus poliertem, gesprenkeltem grauem Granit, der das Wasser zurückhielt. Im Wasser lag, nicht ganz mittig, ein großer, mit Narben übersäter Stein, und auf dem Stein stand eine Glocke – offenbar dieselbe, die erklungen war, um die Menschen zur Andacht zu rufen.
    Durch das offene Dach fiel ein sanfter Regen, dessen Tröpfchen die Oberfläche des Bassins zum Tanzen brachten. Verna bemerkte, dass der Fußboden rings um das Becken zu einer Reihe von Abflüssen hin leicht geneigt war, die das Regenwasser aufnehmen sollten. Die tönernen Fliesen trugen noch dazu bei, den Eindruck eines im Freien liegenden Platzes zu unterstreichen.
    Ringsumher ließen sich die Menschen auf die Knie sinken und verneigten sich bis hinunter auf den Tonfliesenboden, das Gesicht dem Bassin mit der mittlerweile verstummten Glocke darin zugewandt.
    Berdines düsterer Unmut verflog, als sie sah, dass Verna sie begleitete. Ein seliges Lächeln auf den Lippen, blickte sie sich um, und dann tat sie etwas sehr Merkwürdiges: Sie langte hinter sich und nahm Verna bei der Hand.
    »Kommt, lasst mich Euch bis nach vorn zum Bassin führen. Es gibt Fische dort.«
    Und tatsächlich, als sie sich einen Weg zwischen all den am Boden knienden Menschen hindurch bis in die vorderste Reihe, ganz in der Nähe des Bassins, gebahnt hatten, sah Verna, das wahre Schwärme orangefarbener Fische im Wasser ziellos ihre Bahnen zogen. Zwischen all den sich bis auf den Boden verneigenden Menschen ringsum war kaum genug Platz zum Stehen.
    »Sind sie nicht hübsch?«, fragte Berdine, die plötzlich wieder das Gebaren eines kleinen Mädchens an den Tag legte.
    Verna maß die jüngere Frau mit einem durchdringenden Blick. »Nun ja, es sind halt Fische.«
    Davon scheinbar unbeeindruckt, kniete Berdine auf einem Fleckchen nieder, das frei wurde, als einige Leute für sie Platz machten. Den verstohlenen Seitenblicken entnahm Verna, dass sie alle einen gesunden Respekt, wenn nicht gar unverhohlene Angst vor der Mord-Sith hatten. Zwar schien keiner verängstigt genug, um sich zu entfernen, dennoch war nicht zu übersehen, dass sie ihren Platz nicht mit Berdine teilen mochten. Außerdem schienen alle einigermaßen besorgt über die Person, die die Mord-Sith da zur Andacht mitgebracht hatte, so als wäre diese eine reuige Sünderin und bei der religiösen Handlung könnte Blut vergossen werden.
    Nach einem kurzen Blick über die Schulter zu Verna beugte sich Berdine nach vorn und legte die Hände auf den Fliesenboden – der Blick war eine Ermahnung, es ihr nachzutun. Verna bemerkte, dass die Gardisten sie beobachteten. Es war verrückt, sie war die Prälatin der Schwestern

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