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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sich jemals mit Warren zusammengerauft hätte und aus ihrer gegenseitigen Zuneigung echte Liebe hätte erwachsen können, wenn Richard nicht gewesen wäre. Damit hatte ihr Richard das größte Geschenk gemacht, das ihr je im Leben zuteil geworden war.
    »Führe uns, Meister Rahl. Lehre uns, Meister Rahl. Beschütze uns, Meister Rahl. In deinem Licht werden wir gedeihen. Deine Gnade gewährt uns Schutz. Deine Weisheit beschämt uns. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«
    Das leise Murmeln der vereinten Stimmen der Versammelten fand seinen Rhythmus und verschmolz zu einem ehrfürchtigen Sprechgesang, der immer mehr anschwoll, bis er den riesigen Korridor vollends ausfüllte. Selbst hier, mitten in der versammelten Menge so vieler Menschen, fühlte Verna sich unendlich allein. Ihre Sehnsucht nach Warren war so übermächtig, dass sie fast körperlich spürbar wurde. Sie hatte eine Mauer um ihre Gefühle errichtet, hatte sich und ihre Umgebung vor diesen Gedanken abzuschotten versucht, in der Hoffnung, die Schmerzen, die stets dicht unter der Oberfläche zu lauern schienen, blieben ihr erspart. Nun wurde sie unvermittelt vom blanken Elend ihrer Sehnsucht nach Warren überwältigt, nach ihrer Liebe zu ihm. Er war das Beste, was ihr in ihrem ganzen Leben widerfahren war – und nun war er von ihr gegangen. Tränen hoffnungslosen Kummers schossen ihr in die Augen.
    Abermals sprach Verna die Worte der Andacht gemeinsam mit den anderen und ließ wieder und wieder, aber ohne jede Hast, ihre Gefühle in sie einfließen, bis der gemurmelte Sprechgesang ihre Gedanken füllte.
    »Führe uns, Meister Rahl. Lehre uns, Meister Rahl. Beschütze uns, Meister Rahl. In deinem Licht werden wir gedeihen. Deine Gnade gewährt uns Schutz. Deine Weisheit beschämt uns. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«
    Als sie erneut die Andacht sprach, musste sie ihre Tränen unterdrücken. Sie wäre niemals auch nur auf den Gedanken gekommen, darüber nachzudenken, ob jemand sie beobachtete.
    Es war alles so sinnlos gewesen. Ein junger Kerl, der über keine für irgendjemanden nützlichen Talente verfügte, sich nicht um irgendwelche Werte scherte, für niemanden von Nutzen war, nicht einmal für sich selbst, hatte Warren ermordet – aus keinem anderen Grund als dem, seine Ergebenheit gegenüber den Zielen der Imperialen Ordnung unter Beweis zu stellen, die im Wesentlichen darin bestanden, dass Menschen wie Warren kein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben besaßen und sich stattdessen für Typen vom Schlage seines Mörders aufzuopfern hatten.
    Richard kämpfte dafür, diesem Wahnsinn ein Ende zu machen – mit allen ihm zu Verfügung stehenden Mitteln bekämpfte er Menschen, die die Welt mit derart sinnloser Brutalität überzogen.
    Verna überließ sich dem Rhythmus des Sprechgesangs und ließ sich ganz von ihm durchdringen. Richard stand für alles, wofür sie ihr Leben lang gekämpft hatte – für Beständigkeit, Bedeutung, Sinn. Ein Bittgebet an einen solchen Mann war nicht nur keine Blasphemie, sondern erschien ihr zutiefst richtig. Aufgrund seiner Persönlichkeit und all dessen, wofür er stand, galt diese Andacht in mancher Hinsicht eigentlich eher dem Leben selbst als irgendeinem jenseitigen Ziel.
    Der leise Sprechgesang wurde zu etwas, zu dem sie Zuflucht nehmen konnte, das sie mit tiefer innerer Ruhe erfüllte.
    Verna spürte einen warmen Sonnenstrahl auf sich fallen, als die Wolkendecke aufriss, und auf einmal war sie in ein sanftes, güldenes Licht getaucht, das sie mit einer Wärme umfing, die sie bis auf den Grund ihrer Seele zu durchdringen schien.
    Warren hätte gewiss gewollt, dass sie die kostbaren Schönheiten des Lebens mit offenen Armen willkommen hieß, solange sie die Möglichkeit dazu besaß. Hier, unter der liebenvollen Berührung des strahlenden Lichts, fand sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ihren Frieden.
    »Führe uns, Meister Rahl. Lehre uns, Meister Rahl. Beschütze uns, Meister Rahl. In deinem Licht werden wir gedeihen. Deine Gnade gewährt uns Schutz. Deine Weisheit beschämt uns. Wir leben nur, um zu dienen. Unser Leben gehört dir.«
    Wie sie in den wärmenden Sonnenstrahlen auf den Knien lag, erfüllte der sanfte Fluss der Worte der Andacht sie mit einer tiefen Ruhe, mit einem Gefühl friedlicher, nie gekannter Zugehörigkeit. Leise sprach sie die Worte vor sich hin und ließ sie ihr den Schmerz Stück für Stück nehmen. In diesem Moment, als sie hier auf den Knien lag,

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